Deutschland – Und wo bleiben Demokratie und Moral?

Kalt ist sie geworden, diese Gesellschaft, das macht sich nicht nur im täglichen Miteinander bemerkbar, sondern auch an einer Verrohung der Sitten. Wen aber wundert das, sind doch jene, die Vorbilder sein sollten, diese eben nicht mehr.

Unaufhaltsam aber geht mit dem Verlust jedweden Anstandes auch die Demokratie immer mehr den Bach hinunter, das beste Beispiel dafür hat jüngst Herr Rösler mit seinem Mitgliederenscheid gegeben. Er hat einen äußerst demokratisch gedachten Vorgang, einen an sich in einer Demokratie selbstverständlichen zur Farce werden lassen, und eine Partei, die eigentlich strahlendes Licht sein sollte in tiefste Dunkelheit gestürzt. Herr Rösler mag ja einen Phyrrussieg errungen und etwas Zeit gewonnen haben, mehr aber auch nicht. Wer dann den Wahlausgang auch noch als seinen Gewinn propagiert, und das bei so wenigen Mitgliedern, die sich beteiligen, bei im Verhältnis zur Mitgliederzahl so geringer positiver Zustimmung, der hat jedwedes Augenmaß verloren. Welches Parteimitglied stimmt bei einer fast gegen Nullprozent Zustimmung in der Bevölkerung denn dür den Fußtritt, und katapultiert seine Partei damit ins Nirwana? Da enthalte ich mich folgerichtig lieber und lasse die Nichtskönner lieber bis zur bitteren Niederlage am Wahltag auf ihren Stühlen kleben, stünde doch bei einem Koalitionsscheitern vermutlich erneut eine Dekaden in der Opposition ins Haus.

Derweil die Bevölkerung für Diätenerhöhungen, die derzeit jedweder Sparanstrengung widersprechen, kein Verständnis hat, da ihre Lohnerhöhungen durch die Inflation und steigende Energiekosten umgehend aufgefressen werden, legt die Bundesregierung noch nach und erhöht den Beamten die Renten um einen Betrag, der weit über dem verdienst eines 400 Eurojobbers liegt.Gewisse Damen und Herren dürfen hingegen auf Gehaltserhöhungen von 35% blicken, wofür man als Normalverdiener absolut kein Verständnis aufbringen muss, zeugt doch alleine das schon von unersättlicher Gier, egal, wer diese bezahlt, und die FDP schweigt dazu.

Während Bürger von Gerichten für das geringste Vergehen abgestraft werden, kommen zu Guttenwulffs und andere Zeitgenossen, die dem Regierungsstall nahestehen ungestraft davon, kassieren fette Übergangsgelder, wie zuletzt in Berlin, nachdem sie Bürger in den Ruin getrieben haben, dafür, dass sie nichts tun. Nein, dafür kann niemand Verständnis haben, außer jenen, die sich gegenseitig befördern und hochloben.

Da wird im Geheimen getagt, da versucht man immer öfter, das Parlament zu umgehen, da strahlt man freudig in Kameras und verkündet der Wählerschaft, all das sei alternativlos, und hat dabei Recht, denn Wahlalternativen bieten sich nicht, kommen doch stets immer dieselben Vettern ans Regierungsruder, da eine echte Opposition seit langem nicht mehr vorhanden ist. Und dann spricht man hilflos von Politikverdrossenheit und kann doch nicht nachvollziehen, woher diese denn kommt.

Da wird verschleiert und gelogen, selbst der Bundespräsident ist sich dafür nicht mehr zu schade.

Und die Menschen in diesem Lande, sie nehmen es hin, ertragen es irgendwie, so, wie die sich enthaltenden FDP Wähler dem Mitgliederentscheid entzogen haben.

Und das wundert noch irgendjemanden? Wenn sich, egal was gewählt wird, nichts, aber auch gar nichts ändert, und wenn bei einem Sechstel Zustimmung einer Wählerschaft das auch noch als großer Sieg verkündet wird? Wie viel weniger Menschen müssen eigentlich zur Wahl gehen, bis die da oben bemerken, dass es den Menschen derweil egal ist, dass man die Zeit besser nutzen kann, als ein Kreuz zu machen, um der Welt zu zeigen, so geht Demokratie? Und wann eigentlich ist eine Wahl ungültig, weil eben kaum jemand abstimmt? Hat es wirklich mit Demokratie etwas zu tun, wenn irgendwann 10 % der Bevölkerung über die Zusammensetzung des Bundestages entscheiden, die 10%, die die jeweilige Klientel ausmachen, jene 10%, die bestimmte Interessen haben, jene 10% Reiche im Land?

Ist es nicht viel eher demokratisch, sich einmal Gedanken darüber zu machen, warum sich die Gesellschaft immer mehr radikalisiert, woran das liegt, nd am politischen Verhalten etwas zu ändern? Ist es nicht moralisch gesehen erforderlich, die Menschen teilhaben zu lassen, sie mitzunehmen, sie zu aktivieren statt die Augen vor ihrer Gleichgültigkeit zu schließen?

Sollte Politik nicht demnächst endlich sich in Klausur begeben, Selbstreflektionsanstrengungen vornehmen? Sollten Parteien und ihre Akteure nicht endlich damit beginnen, das vorzuleben, was Demokratie und Moral bedeuten?

Denn wo bleiben denn in Deutschland Demokratie und Moral? Auf dem Schlachtfeld der Globalisierung und radikalisierten freien Wirtschaft? Da sicher nicht, denn dort sind sie zuerst verloren gegangen, in einem anderen Jahrhundert, und nur in der Erinnerung leben sie fort, wie Mythen der Vergangenheit, deren Ursprünge es wieder zu entdecken, zu erforschen gilt. Hier, jetzt, und möglichst umgehend.

Und der, der dabei vorangehen muss, das ist der Bundespräsident selbst, durch seinen mehr als überfälligen Rücktritt. Denn Demokratie und Moral müssen verankert sein im Gewissen des höchsten Repräsentanten selbst, dessen Edelmut, Stimme und Anstand Leuchtturm zu sein haben, für den Zustand eines ganzen Staates.

©denise-a. langner-urso

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