Sascha Lobo – Blogger für das Kapital – eine Bankrotterklärung

Der Spiegel begleitet die re:publica, und stellt die Rede Sascha Lobos online, so weit, so gut, das Internet, so möchte man vermitteln gewinnt an Bedeutung, wird aufmerksam verfolgt, die Blogs dort spielen eine Rolle, wenn es um die Meinungsbildung geht. Tatsächlich?

Nein, keinesfalls, denn Sascha Lobo ist zur eigenen Marke mutiert, zu Gelddruckmaschine geworden, für sich selbst, zum eigenen Vorteil, versteht sich. Es gilt hier einzig der Satz: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“

Sascha Lobo hat das Netz und die Blogger verraten, denn er propagiert das Netz als sei es die normalste Sache der Welt, so als seien alle Blogs derweil im Mainstream angekommen, als sei es quasi ein Teil, ein Ableger der ganz normalen Mainstreammedien.

Und noch einen Fehler hat der Kapitalblogger begangen, er unterstellt, dass das Volk nervt, und dennoch muss man auf seine Meinung hören. Genau so ist es, das Volk, wie Lobo es bereits in der ersten Minute seines Vortrages betitelt, es nervt und gehört eben mit all seinen unterschiedlichen Blogs, die sich keine Durchschnittsmeinung verpassen lassen wollen nicht irgendeinem Unternehmen, verschreibt sich nicht dem Kapital, ist unbequem, hört hin und bestaunt, wie man sich so verkaufen kann, wie Sascha Lobo es tut.

Sicher, auch Blogs müssen von etwas leben, sind teilweise werbefinanziert, aber sie benutzen die Wirtschaft für ihre Interessen und nicht umgekehrt. Die Wirtschaft kann man nicht wegleugnen, man benutzt sie mit Zuckerbrot und Peitsche für das Überleben des Blogs, behält dabei aber jene Freiheit, die Unabhängigkeit, die einer wie Lobo an der garderobe aufgehängt hat.

Oder beschreiben wir es genauer, Blogger lassen sich nicht vermarkten, sie vermarkten, und wenn dann auch nur das, was sie gerade vertreten können, was ihnen das Überleben, nicht aber Kaviar und Champagner serviert.

Ehrliche Blogger begleiten kritisch und erwarten von ihren Auftraggebern auch über diese kritisch berichten zu dürfen, denn Lobhudeleien liegen ihnen fern, lieber lehnen sie Aufträge ab, sonst verkauften sie ihre Seele. Genau das ist es, was Sascha Lobo tut, denn wirklich offen kann er nicht mehr sprechen, und wenn einen wie Lobo es stört, für das Volk vortragen zu müssen, dann ist alleine diese Aussage Sündenfall, Bankrotterklärung und Verrat genug, denn genau dazu ist das Internet, sind hinterfragende Blogs da, deshalb werden sie bekämpft, in ihren Rechten immer weiter beschnitten, sollen besser beobachtet werden. Aber wo sonst findet das Volk sonst noch freie, kritische Meinung, andere Sichtweisen, wenn nicht hier.

Es wird wohl ein Rätsel bleiben, warum jemand eien vertrag mit Spiegel online unterschreibt, wenn er anschließend den öffentlichen Offenbarungseid leistet, kritikloses Hinnehmen von Forenbeiträgen fielen schwer. Eines aber geht nur, entweder verkauft man seine Seele dem Teufel, dann geschieht das mit allen Konsequenzen samt damit verbundenem Kapital und Namenspush, oder aber, man bleibt sich treu und lässt die Finger davon.

Sascha Lobo hat sich lieber verkauft, seine Freiheit aufgegeben, so einfach ist das, und ich weigere mich zu denen zu gehören, denen Lobo sagt, Beleidigung nur auf Anfrage, sei Höflichkeit, ich kann es mir erlauben, eben weil meine Seele mir gehört, ohne Anfrage bei Herrn Lobo diesen so zu kritisieren, dass er sich vielleicht düpiert wähnt. Allerdings ist aus meiner Sicht diese Kritik eher harmlos, rabiatere Blogger würden ganz andere Worte finden, um Sascha Lobos Wandel zum Geldblogger zu beschreiben.

Überheblichkeit,Selbstüberschätzung und eine unglaubliche Arroganz ist es, mit der Lobo zum Beispiel die Piratenpartei und ihre Entstehung ins Lächerliche katapultieren will, es waren gewiss nicht die Nerds der re:publika, die jener Bewegung zu Wahlsiegen verhalf, das waren entnervte, bevormundete und enttäuschte Wähler, Foristen und kritische Blogger, die auf Hinterfragen des Systems setzten, nicht aber auf Selbstbeweihräucherung, Medienrummel und Selbstvermarktung. Und auch ACTA und Co wurden definitiv nicht von den Anhängern der re:publika zu Fall gebracht, einer Veranstalung die ebenso wie Lobo selbst nichts weiter ist als eine genehme Mainstream-Veranstlung, die Spiegel Online als Medienpartner betreut.

Und zwischen Twitterern und Bloggern besteht noch immer ein himmelweiter Unterschied, soviel ist sicher, Herr Lobo! Soviel zu Lobos Überheblichkeit.

Sascha Lobo hat eins getan, er hat sich einem Medium angedient, das ihn von hochbezahltem Vortrag zu hochbezahltem Vortrag schickt, dessen meinung und Vorgaben immer im Koffer, vermutlich mit genehmigtem Text, zensiert ohnehin und unter Einschränkung eigener freier Meinungsäusserung, die das Grundgesetz garantiert. Sascha Lobo sollte es also vermeiden, sich als Blogger bezeichnen zu lassen, denn wer bezahlt für irgendein medium, egal ob Welt oder Sueddeutsche, einen Blog schreibt, der belügt das „Volk“, er ist nichts weiter als ein abhängiger Texter, Redenschreiber, bezahlter Artikellieferant nach Vorgabe, von denen es hunderte gibt, zumal billiger, wenn man Rank Sider, Bloggerjobs oder Everlinks aufsucht, und was in seiner Krönung bei jenen ändert, die für Hungerhonorare das Deutsche Post AG Portal die Redaktion.de beliefern.

Und wenn Lobo meint, er sei der auserkorene Bote, der dem Volk das netz erklären müsse, und weshalb es solchen Einfluss hat, was es zu bewirken vermag, dann ist das eine Beleidigung für jeden freien Blogger und jene, die diese Blogs wie selbstverständlich nutzen, dann ist das auch eine Beleidigung der überwiegend netzaffinen Jugend. Lobo sollte viel eher die Politik dahingehend beraten, was die Möglichkeiten des Internetzes und die Meinungsbildung über dieses Medium betrifft, dort wäre es angebracht, denn man versucht dort häufig noch immer die vielfältigen Funktionen der ersten Taschenrechner zu verstehen, vorausgesetzt, dass man dort überhaupt begriffen hat, wie ein Rechenschieber funktioniert.

Traurig, dass Lobo seine Meinung zum Urheberrecht nicht äussert (äussern darf?). Kein Wunder, wenn man sich quasi einer solchen Verlagsgesellschaft anbiedert, wie es auch der Spiegelverlag ist.

Das Urheberrecht nämlich gehört umgebaut, damit Autoren eben nicht mehr den riesigen Verwaltungsapparat von Verwertungsgesellschaften und deren Angestellte und Vorstandsmitglieder bezahlen müssen. Das Urheberrecht gehört so geregelt, dass man diese Verwaltunsmonster abschafft, eben weil nur Minimalbeträge der Verwertung beim eigentlichen Urheber landen. Autoren und andere Produzenten sollen zu 100 % von ihren Beiträgen profitieren, in der Art, dass Beiträge eben nur angerissen werden, wie das immer mehr die Medienhäuser bereits umsetzen, wer dann weiterlesen möchte, klickt einen Bezahlbutton, das Geld fließt direkt an den Autor, den Produzenten.

Die Technik ist vorhanden, und jene, die ihre Werke bezahlt wissen wollen nutzen sie bereits, so einfach ist das. Nur am althergebrachten Modell, an der Bequemlichkeit sich beteiligen zu wollen zur Eigenbereicherung, daran wollen mächtige Medienmogule und Verwertungsgesellschaften natürlich nicht rütteln lassen, stemmen sich mit aller Gewalt gegen diese Art gerechter Bezahlung und gegen ihre Abschaffung, weil sie längst so überflüssig sind, wie die FDP.

Facebook, auch so ein Thema, mit dem Sascha Lobo sich (warum auch immer) auseinandersetzt, denn letztlich gibt es dazu nichts zu sagen, ausser, dass es eben ein Netzwerk morbider Teenies und anderer Selbstdarsteller ist, die der Welt am liebsten noch darüber Auskunft erteilen, wann sie sich auf welchem Lokus befinden. Eine Werbeplattform zur Verbreitung von Nachrichten und Artikeln, damit auch der Bildleser noch etwas Qualität serviert bekommt, so er denn will. Ansonsten eine Spieleplattform als Pausenfüller und Selbstdarstellungsportal für sesselklebende Parteien und abgehalfterte Politiker mit Zukunfts-Angstneurosen. Aber gut, mit irgendetwas muss Lobo ja seinen hochdotierten Vortrag und die Redezeit füllen, und so muss also Facebook dafür herhalten, bedauerlich, denn es gibt sicher Wichtigeres als dieses Netzwerk.

Anschließend fällt der Irokese über google+ her und nimmt dabei eines überhaupt nicht wahr, hier tummeln sich überwiegend Selbstständige und Medien, Medienmacher und die Elite der New-Economy, jene, die mit einem Visitenkartennetzwerk wie Xing unzufrieden sind, jene, die Kooperation wollen, reellen Austausch und die hier im Gegensatz zu Xing die unzensierte Möglichkeit nutzen, sich auszutauschen und ihre Ideen und Projekte bekannt zu machen.

Wieso Lobo das ignoriert und nicht zur Kenntnis nimmt, das wird wohl ein Rätsel bleiben, oder hat er einfach einen Lückenfüller gebraucht, und ist dem Fehler zum Opfer gefallen, über etwas zu sinnieren, ein Netzwerk zu bashen, ohne sich wirklich damit beschäftigt, es genutzt zu haben? Möglich wäre es. Jene menschen, die sich bei google+ treffen, brauchen nämlich gerade jene Anonymität nicht, die immer beschworen wird, gerade, weil sie in der Regel Kooperationspartner suchen, Produkte vorstellen und bewerben wollen.

Anonymität ist dabei hinderlich und hat den Nachteil, dass man vor Trollen das Wichtige übersieht. Anonymität ist eben auch immer ein zweischneidiges Schwert, bei google+ und seine User eben Nebensache, weil es genau um anonyme Mitteilung und Populismus dort nicht geht. Hier steht der Nutzer mit seinem Namen eben für ein Produkt, und wer spammen und trollen will, für den stehen ja genügend andere Netzwerke zur Verfügung.

Auch das hat etwas mit Freiheit im Netz zu tun, es gibt eine Zeit für Anonymität und eine Zeit, diese freiwillig aufzugeben, wenn es der Karriere dient. Gut so und ein dickes Aua in Richtung Sascha Lobo, denn auch das beinhaltet der begriff Freiheit, die Freiheit sich einerseits anonym durchs Netzt zu trollen und auf der anderen Seite sich und seine Sicht und sein Projekt zu dem man steht ehrlich und aufrechten Surfganges darzustellen. Kritik ist hier zumindest aus meiner Sicht fehl am Platze, auch wenn Lobo meint, google+ sei dadurch nun das Internetteufelchen der Netzwerke.

Sascha Lobo hingegen ruft die Netzgemeinde zum Blogbau auf, als Alternative zu google+ quasi. Schön Herr Lobo, ein Blog ist natürlich eine feine Sache. Und wie macht man diesen bekannt? Ach ne, wirklich? Yes, Sir, indem man ihn und seine Beiträge in eben genau solchen Netzwerken, die Sie so herunterdegradieren, wie Facebook, google+ und Twitter vorstellt. Oder meint Herr Lobo, man wird sonst im Netz mal so eben gefunden, weil das Styling so genial ist?

Und was, wenn nicht diese Netzwerke und nachrichtenbooster empfiehlt denn der Herr sonst den Nerds und zukünftigen Blogbesitzern? Abwarten und Tee trinken, oder sich gleich bei Spiegel Online oder einem anderen bekannten Medium um ein Blog zu bewerben, zensiert unter Aufgabe der eigenen Meinung, versteht sich? …

Was also empfiehlt Sascha Lobo dem zukünftigen Blogger, wie dem derzeitigen, zur Nachrichtenverbreitung? Und jetzt bitte nicht vom Stuhl fallen, Lobo empfiehlt youtube samt eigenem Channel. Na klar, Blogger filmen sich demnächst beim Ablesen ihrer Nachrichten und mutieren samt Blog zum Nachrichtensprecher, ja geht’s noch, Herr Lobo?

Und dann schwafelt Sascha Lobo auch noch Unsinn über das, was er als Netzfolklore bezeichnet. Er will der Internetgemeinde das Rofl(n) und Lol(en) abgewöhnen, weil das nach außen Antikommunikation bewirkt. Ich glaub, ich bin im falschen Film. Lieber Herr Lobo, im Netz ist man, wie es auch im Real-Life sein sollte, mehrsprachig unterwegs. Dort verhält sich übrigens die Alterspyramide umgekehrt zu der im normalen Leben, und die sogenannten Ausdrücke der Netzfolkloristen haben längst ihren Einzug in die Alltagssprache der Enkelnetzgesellschaft und ihrer Eltern gefunden, man muß nur einfach sich die Zeit nehmen und dem „Volk“ zuhören! Die Jugend hat derweil ihre eigene Jugendsprache, beziehungsweise hatte diese auch schon zu der Zeit, als Lobo jung gewesen sein hätte sollen. Damit habe ich mich umfassend in meinem Artikel Rofl und die Welt der Opfer aufgezeigt. Mag sein, dass Herr Lobo im Rahmen seines Selbstverkaufes gealtert ist, im Netz bleibt man jung und lernt man dazu oder man wird belächelt. Schon mal was von lebenslangem Lernen gehört, Herr Lobo? Oder gehören Sie derweil auch zur Müller Kauderfraktion, die meint, man müsse wieder deutsch sprechen?

Je weiter die Zeit fortschreitet, umso interesanter wird der Vortrag, und siehe da, plötzlich empfiehlt Sascha Lobo die Piratenpartei und gratuliert Bernd Schlömer zu seiner Wahl zum Vorsitzenden. Huch, da erschrickt man dann doch gewaltig, ist doch Sascha Lobo als Sprachrohr des Spiegel auf der re:publika, eine Wahlempfehlung, so deutlich und ununabhängig, so impertinent hat das wohl noch keine Zeitung jemals vor so großem Publikum hinbekommen, und man fragt sich glatt, ob das nicht auch unerlaubte Wahlwerbung ist, nur eben besser verpackt als Brüderles Beipackzettel der, rechtzeitig vor der Wahl, in dieser Woche die Briefkästen der Menschen in NRW und SH verstopfte.

Das hier ist nun wirklich Werbung perfidester Art, des Spiegels unwürdig, von einem Medium gesponsort, dass eigentlich eher unabhängig neutral agieren sollte, auch wenn man als Leser weiß, wohin es tendiert, trendiert. Aber gut, Springers Bild hat mit seiner offensichtlichen Aggressivität damit auch immer Parteien hofiert, ähnlich agiert, nur eben nicht so psychologisch subtil, vor so großem, internetaffinen Publikum aussprechen lassen, was vermutlich genau so gewollt war.

Interessant dazu auch, dass Lobo seine Wahlempfehlung für rot-grün hier deutlich vortragen darf, womit es wohl gegen Brüderle 2:1 stehen dürfte, denn Rache ist süß, eine Empfehlung also für die anderen Parteien, die durch die FDP Werbung benachteiligt waren. Bleibt nur die frage offen, wer wen für was bezahlt, die Partei samt Steuerzahler für die eine, ein medium samt Netsprachrohr für die Gegenoffensive.

Beides sollte sich im Wahlkampf von selbst verbieten, so kurz vor einem Wahlabend, aber als betrachter kommt man dennoch nicht umhin, boshaft zu grinsen. Nur die Linke, die mag so recht keiner, und das ist dan wohl die einzige Partei, die ein Recht dazu hat, sich zu beschweren.

Wer also meint, gesehen werden, wahrgenommen werden zu müssen, vom Mainstream, er begibt sich dorthin, zur re:publica, zur unkritischen Bloggervertretungsgesellschaft, wissend, jene Veranstaltung ist verkommen zum Presseball weniger Selbstdarstellungsblogger, die im Kapitalismus angekommen sind, wie die Partei Die Grünen, wie der Spiegel auch, bedauerlicher Weise. Nur muß er dabei beachten, wer das Event veranstaltet, nämlich die vom Spiegel und sonstigem Mainstream hochgehandelten Blogs Blogs Spreeblick und Netzpolitik.org., jene also, die man so gerne als Netzgemeinde tituliert, nur wenn das der Weisheit letzter Schluß ist, dann kann man das Netz auch gleich ganz schließen, so einfach ist das …

©denise-a. langner-urso

Und hier der Lobo Dialog vom Spiegel