EM 2012 – Benimm und Anstand statt Arroganz

Die Europameisterschaft steht kurz bevor, 3 Wochen sind es noch, bis der Runde ins Eckige muss, und wenn man die letzte Saison einmal rückwirkend betrachtet, die Verrohung der Fans und Spieler, dann fragt man sich, ob Deutschland überhaupt in der Lage ist, mit Würde und Anstand unter Umständen auch als Verlierer zu lächeln, oder ob wir vor aller Welt und laufenden Kameras erneut ein desaströses Bild beleidigter Millionäre bieten werden, die vor Arroganz kaum laufen und schon gar nicht mit Anstand verlieren können.

Man muss die Frage stellen, ob wir Fans erleben, die dann randalieren und Muttersöhnchen, die im Selbstmitleid versinken und irgendwelche Präsidentenhände ignorieren, wie Schweinsteiger, der wortlos am Bundespräsidenten Gauck vorbeilief. So benimmt man sich nicht, schon gar nicht als Profi, wenn man die Ehre erhält, sein Land zu vertreten. Das war respektlos, charakterlos und ist absolut inakzeptabel und auch mit Trauer um einen Pokalverlust nicht zu begründen. Und so jemanden will man bei der EM aufs Spielfeld lassen?

Profis wollen sie sein, die, die da gestern verloren haben? Nein, das zeichnet Profis nicht aus.

Heute hört man nun dem Bundestrainer zu und fragt sich, welche Waschlappen man in so einem Team versammelt. Psychologische Betreuung bräuchten die Spieler, die jetzt die Nationalmannschaft komplettieren dürfen. Ach ja, wirklich?

Ist es nicht so, dass Opfer von Gewalttaten, Unfallopfer,Terroropfer, Vergewaltigungsopfer etc. normalerweise psychologische Betreuung brauchen, Menschen, die eine Verletzung erfahren haben, egal, welcher Art auch immer? Und jetzt, nach einem verlorenen Pokalspiel tragen also Spieler einen psychologischen Schaden davon. Und so jemanden lässt man erneut auf die Menschheit los, nach so kurzer Zeit?

Und von welcher Art Opfer und Verletzung dürfen wir hier ausgehen? Ist ein verlorenes Fußballspiel, wobei die Betonung aus SPIEL liegt, wirklich eine so tiefe seelische Verletzung? Oder ist es eher die Gier, die die Seele verletzt, der Verlust einer finanziellen Prämie, die Angst, dass Deutschland einen jetzt nicht mehr liebhat?

Und mir stellt sich die Frage, ob Schweinsteiger nicht viel mehr an den finanziellen Ausfall gedacht hat, daran, was Mitspieler jetzt von ihm denken, ob Fans ihm das verzeihen, jenen verschossenen Elfmeter, als er dem Bundespräsidenten nicht die Hand reichte, weil man sich vorab in dieser den Bayern ganz eigenen Arroganz schon sicher war, den Sieg in der Tasche zu haben, dadurch unkonzentriert zutrat.

Dann sollte der Psychologe lieber am übersteigerten Ego der Spieler herumdoktern und sie endlich von ihrem hohen Ross holen, ihnen gesunden Menschenverstand wiedergeben und sie psychologisch fit machen, für Extremsituationen, denn sonst geht das demnächst am Elfmeterpunkt erneut voll an den Pfosten! Ein Millionär, dem nach Sichtung eines Rechtecks ein Burnout diagnostiziert wird, der gehört nicht zur EM, und die einzigen Spieler, die nicht nach dem Chirurgen schreien, wenn sie sich in den Finger schneiden, sondern ein Pflaster darüber kleben und weitermachen, als sei nichts geschehen, Lahm, Müller und Neuer, diese drei Kerle mit Biss, sollten die einzigen sein, die aus Bayern Deutschland bei der EM vertreten dürfen, der Rest gehört auf die Liege und anschließend verkauft… Auch verlieren mit Würde will gelernt sein!

Und dann fragt man sich, wie das Team von 1954 überhaupt Weltmeister werden konnte, ohne Psychotherapeuten, im Gegenteil, die Jungs mussten arbeiten, Geld selber mitbringen und spielen. Und wie haben die Kerle von 1974 es geschafft den WM-Titel ohne Millionengehälter zu erspielen?
Richtig, da stimmte der Teamgeist, da hieß es noch „einer für alle“ und nicht „jeder ein Selbstdarsteller“!

Die EM gehört zu jenen Veranstaltungen, bei denen es um viel Geld geht, für Teams, Sponsoren und auch ganz normale Menschen, die auf das Event setzen, die kleinen Unternehmen am Ort, das Café, die Bäckereien und so weiter. Natürlich freuen sie sich darauf, dafür hat jeder Verständnis. Sie müssen dort leben, auch nach der EM, trotz aller Repressalien. Aber auch in den jeweiligen Teilnehmerstaaten wird eine Menge Geld umgesetzt, weil Fanartikel gekauft werden.

Mit der EM2012 kann man sich auch eine goldene Nase verdienen, in dem man auf jede der Spielpaarungen auf betandwin Wetten abschließen kann, oder anderweitig Wetten abschließt. Sollte man aber nicht einmal die Wette auf das Team abschließen, das man für das mit der noch meisten Moral hält, anstatt auf einen eventuellen deutschen Sieg? Sollte man nicht anti-wetten, das wäre doch ein Zeichen, in den Wettbüros Deutschland an letzter Stelle, denn auch das bekommen die Endsender brühwarm serviert. Was also, wenn die Fans der Moral, dem Anstand und daran, ein guter Mitspieler zu sein, auch, wenn man verliert, nicht trauen? Wenn man so zeigt, dass alleine gierig nicht zählt, auf solche Werte, und darauf, dass Geld Leistung erkauft, vertrauen wir nicht?

Aber gehen wir noch einmal ein, auf die Charakterfrage. Was will man schon von Spielern erwarten, die sich dem Teufel Fifa verkaufen, der so charakterlos ist, Meisterschaften an Systeme zu vergeben, in denen Diktatoren Menschenrechte verletzen, erst nach und in zwei Jahren nach …? Eine Organisation, die wie die Formel 1 Funktionäre oder wie die Veranstalter des Grand Prix nur den eigenen Geldbeutel als Hirnfunktion einschalten?

Längst hätte man ein Zeichen setzen können! Die angehenden Vertreter der Nationalmannschaft hätten gemeinsam verkünden können, dass sie das, was sie in dieser zeit verdienen und als Prämien erhalten, eine in … agierenden Menschenrechtsorganisation zur Verfügung stellen. Und, hat man dahingehend Aussagen vernommen? Pustekuchen! Sport hat mit Politik nichts zu tun, nicht unser Ding, wir machen da nur unseren Job, so fast durchweg das Statement. Sport kann etwas ändern – ach ja? Was denn bitte?

In erster Priorität ändert er doch nur etwas am eigenen Geldbeutel und am eigenen Bekanntheitsgrad, an Systemen hat er noch nie etwas verändert, im Gegenteil, hinterher überlässt man die Menschen wieder dem ganz normalen Elend und gewinnt für gewissenlose Wirtschaftsunternehmen neue Abnehmer, steigert deren Umsatz, und klar, akquiriert Sponsoren.

Das ist Gewissenlosigkeit und zeugt nicht gerade von Charakterstärke! Deutliche Zeichen, Proteste, und Boykotte der Spieler, der kompletten Mannschaft, die aussagen, und zwar gemeinsam, sie weigerten sich, dort anzutreten, die Abstimmung mit Teams anderer Nationen, daraus resultierende Spielverlegungen schon! Aber nein, die zarte Seele des Fußballers darf mit solchen Belastungen, wie sich mit politischen Verhältnissen des Austragungslandes auseinanderzusetzen, nicht konfrontiert werden, sonst müssen am Ende die Psychologen für sie aufs Spielfeld …

©denise-a. langner-urso