Medien – Wenn Medienblasen platzen

Nennen wir einmal alle Nachrichten Blasen, mit denen wir heute in immer kürzeren Abständen konfrontiert werden, so leben wir eigentlich in einer riesigen Panikblase, und dazu gehören auch die Nachrichten, bei denen es sich um Gesundheitsprobleme handelt. Der Grippeimpfstoff, der momentan nicht ausreichend verfügbar sein soll, ist nur das jüngste Beispiel.

Schlimmer noch aber ist all das, was wir inzwischen fast täglich über Griechenland und Spanien zu lesen bekommen, über Arbeitslosigkeit, leerstehende Immobilien dort, überteuerte Preise in unseren Städten, Blasen überall.

Die Deutschen aber bleiben scheinbar ganz ruhig, obwohl sie eigentlich doch bereits alle am Burnout Syndrom leiden müssten. Woran aber mag das liegen, dass ständig irgendwelche Horrormeldungen so massiv auf uns herabregnen, solche Angst verbreitet wird? Zum Teil liegt es an der Presse, den Medien, zum anderen an einer Welt, die vernetzter ist, als je zuvor, und in dieser Welt zählt eben die Meldung an sich zum Überlebenskampf.

Sämtliche Medien verbreiten die selbe News, die Leser hüpfen wie die Gummibälle von einem Blatt im Internet zum Nächsten, wodurch der Eindruck entsteht, Medien hätten alle viele Leser, was nicht stimmt, denn sie haben Springer, Surfer, keine Dauerleser.

Wer sich früher eine Tageszeitung kaufte, der liest umsonst derweil viele Blätter online, vergleicht. Eine Art Katastrophentourismus im Netz! Wären all jene Blätter kostenpflichtig, würden nur jene Leser bei einem Anbieter bleiben, die genau dessen Berichterstattung bevorzugen, denn wer zahlt schon für die gleichen News, wenn man vorab die Erfahrung gemacht hat, und zwar über längere Zeit, dass sich eh alles ähnelt. Man kann also gespannt abwarten, ob die Nichtzahlblase irgendwann platzt.

Daran also, dass man meint, es gäbe irgendwo massive Panikmache in den Medien, ist der Leser selbst schuld, Nachrichten sind eben überall verfügbar, werden gleich genutzt, wodurch der Eindruck entsteht, es handle sich um das neue Großproblem.

Früher gab es das Problem ja auch, wir lesen einfach nur mehr, vergleichen, was sich besser informiert nennt, und die Politik und wir selbst fallen dann auch noch auf die Meldung herein, man sei Bildungsbürger, was einfach nicht stimmt, wenn man einmal genau nachdenkt.

Wir mögen ja mehr an Informationen erhalten, wenn man betrachtet, dass es auch unbekanntere Medien gibt, wie Blogs, besser informiert sind wir aber nicht, wenn wir nicht ein Hauptblatt mit ihnen vergleichen, denn oft ist dann ganz schnell aus einer Meldung die Luft raus. Blogs sind eine Art Cooldowner, die Gegenmeinung zum Mainstream. Die Psychologen, die sagen: Ganz ruhig, wo ist denn ihr Problem, erzählen sie mal. Die Zuhörer, die Couch im Netz.

Und nach der Lesung sieht die Welt schon ganz anders aus, oft lächerlich, wie eine Hanswurst. Vielleicht sind wir ja deshalb so ruhig, weil wir auch gelernt haben, die Radikalen im Netz alleine vom Aussehen her von denen zu unterscheiden, die die Sache ruhig angehen, lieber noch einmal mehr schauen, bevor sie das gleiche schreiben, was überall steht, weil sie es hinterfragen und nicht so reißerisch präsentieren.

Und tun sie es „BILDmäßig“, wenden die Leser sich ab, denn BILD ist nun einmal einmalig, die liest man allenfalls vor dem Fensterputzen zur Belustigung, ein- oder zweimal im Jahr, das braucht man nicht im Netz, und gleich gar nicht, wenn die „News“ dort täglich aus der selben Litanei bestehen, weil manche „Hartz IV Blogger“ meinen, die tägliche Sklavenbefreiung im Internet fechten zu müssen, anstatt sich vom Sofa zu schwingen und einmal bei der Arbeitsagentur vorbei zu schauen …

Vielleicht auch sind wir deshalb ja so beruhigt, weil wir begriffen haben, dass die Welt nicht wesentlich besser oder schlechter ist, als früher, dass Meldungen nur schneller verbreitet werden, hinterfragt und analysiert werden, doch aber überall gleichzeitig zu lesen sind.

Schlechter geworden aber ist sie nicht,die Welt, alle Zeiten hatten ihre guten, ihre schlechten Seiten, und manchmal ist es auch ganz gut, lieber etwas weniger von dem zu wissen, was man ohnehin nicht ändern kann.

Schade, dass es für alles Mögliche im Internet heute wetten kann, nur darauf nicht, dass die großen Medien noch ein paar mehr an Lesern verlieren werden, wenn die zahlungspflichtige News anbieten, wer solche Internetwetten anböte, wie Interwetten  das mit Sportwetten macht der wäre vermutlich glatt auf der Gewinnerseite, denn dann dürfte sich die echte Leserzahl anders darstellen als heute, dann liest man nämlich wieder das Stammblatt und die Zusatzinformationen freier, unabhängiger Medien, und weiter nichts. Wetten das?

Es geht eben nichts über etwas mehr Entschleunigung und darum, Medien einfach nicht ganz so ernst zu nehmen, jedenfalls die, die die großen Verlagshäuser anbieten. Sie kämpfen ums Überleben und haben den Wert unabhängiger und speziell anderer Nachrichten einfach nicht begriffen und den Wert guter journalistischer Arbeit schlicht vergessen. Und damit haben sie sich selbst das Wasser abgegraben. Journalisten gehören vor Ort und nicht ins Netz um aus dpa Kurzmeldungen Aufsätze zu schreiben!

©denise-a. langner-urso