Bundeswehr, warum sie so „verhasst“ ist, wie es ein Offizier bemerkt

Ein Artikel, der heute in der Zeit erschien erregt die Gemüter. Getitelt wird: Warum verachtet ihr uns Soldaten so sehr. Ein Gastbeitrag eines Offiziers in der Zeit, der die Welt nicht versteht, sie aber scheinbar auch nicht verstehen will, denn seine Meinung scheint festzustehen.

Es gibt keinen Rassismus in der Bundeswehr, Deutschland wird am Hindukusch verteidigt, Basta, andere Meinungen gelten für ihn nicht, er scheint sich nie damit befasst zu haben, damit gar nicht befassen zu wollen, was das für Folgen hat, wenn Befehle nicht hinterfragt werden, in der Bevölkerung nicht darüber diskutiert werden soll, und er sagt zu Meldungen der bekannten Tatsachen, zu eben Rassismusvorwürfen, Bullshit, womit er von vornherein eigentlich überhaupt keine Diskussion über den ach so ehrenwerten Beruf des Soldaten aufkommen lassen will. Er bügelt all jene platt, die eine andere Ansicht haben, kein guter Ausgangspunkt für eine Frage, erwartet er doch quasi einen Freispruch, Kniefall, Dank, Entschuldigungen, nichts sonst.

Und für die Foristen gilt Ähnliches, es gibt kein dazwischen, man ist dafür oder dagegen, dazwischen eine Mauer, als müsse man den Staat vor den bösen Russen schützen, wie vor der Zeit der Wende.

Wer Bundeswehrsoldaten kennt, der weiß aber auch, da gibt es jene, denen in den Familien der Urgroßvater als Vorbild um die Ohren gehauen wird, der Deutschland gegen wen auch immer im 1.Weltkrieg verteidigt hat, dessen Opa Deutschland im 2. Weltkrieg gegen alles Fremde überhaupt verteidigte, dessen Vater das Volk gegen die Russen nach beiden Kriegen verteidigte, und der ganz selbstverständlich, unverständlich für viele von uns, jetzt sein Vaterland in bester Familientradition gegen was auch immer verteidigen soll, derweil weit und breit vor keinem bayuwarischen Vorgarten feindliche Panzer stehen. Da hingen Fahnen im Kinderzimmer und Bilder von Verstorbenen, die Deutschland dienten, die nie fragten, warum, da wurde der Krieg im Kinderzimmer verherrlicht, geübt, und andere Spielzeuge gab es kaum. Und der brave Sohn also jetzt im Offizierslehrgang, weil sich das eben so gehört, ähnliche Propaganda verbreitend und Halbwahrheiten, wie der Gastartikelschreiber, wie seine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Und welchem Befehl würde er wohl folgen? Für ihn gilt unhinterfragt der Befehl, gegen welchen Feind auch immer, und sei es der eigene Mitbürger. Und ja, so jemanden kann ich nur zutiefst verachten, tut mir leid.

Und dann gibt es jene Bundeswehrsoldaten, die mehr als eine Hirnzelle im Kopf haben, die das freiwillig bewerkstelligten, was der Offizier so gerne sieht, den Dienst für das Vaterland, der das tat, ohne elterliche Gehirnwäsche, bereits Offizier, und doch längst dem Verein nicht mehr zu Diensten.

Was also täte er, wollte die Bundesregierung das Heer missbrauchen, und da gibt es Hoffnung, da wird deutlich, „…wir haben dem Volk geschworen es zu schützen, wir, ich zumindest schütze nicht ein System, irgendeinen Kanzler, eine Fahne gar, und wir sind viele, denn wir werden natürlich missbraucht, alles andere ist gelogen …“ Denkende Menschen also, die sehen, was gerade passiert, dass man eben unser Land nicht irgendwo verteidigen muss, weil eine Weltmacht in Paranoia verfallen ist, die deutlich sagen: „So bekämpft man eben Terrorismus nicht, so schafft man sich immer schneller neue Feinde.“

Und ja, vor solchen Offizieren habe ich tatsächlich absoluten Respekt, vor denen, die nicht blind gehorchen, sondern vor jenen, die sagen, die Bundeswehr gehört umgebaut, soll wirklich dem Volk dienen, es verteidigen. Die sagen, so geht das nicht, die Bundeswehr müsse viel mehr heute denn je, eine Armee sein, die wie das technische Hilfswerk agiert, die entsendet wird im Katastrophenfall, die aufbaut, vor Plünderungen schützt, die die Menschen schützt, die Flüchtlinge schützt, jetzt im Syrienkonflikt, das wäre eine Verteidigung, die jedem Interesse, auch wirtschaftlichem übrigens viel mehr dienen könnte, als all die Merkwürdigkeiten, die Bundeswehrsoldaten heute so als Rattenschwanz und Schutzschild für amerikanische Interessen abzuliefern haben, und dann, Herr Offizier, dann erhält man auch das in der Bevölkerung, was man Halbwahrheiten verbreitend fordert, Respekt.

Und sollte irgendwann ein chinesischer, russischer oder iranischer Panzer vor deutschen Grundstücken auffahren, dann kommen wir gerne auf das Verteidigungsangebot zurück, wenn wir sehen, da dienen Menschen, die selbstständig denken und eben nicht jeden sinnlosen Befehl ausführen würden, weil der unsichtbare Feind ein Terrorist sein soll, der sichtbare Protestbürger vielleicht gar als solcher angesehen werden könnte, der nur hinterfragt und sich wehrt, wenn er Lügen entdeckt. Wenn also die Bundeswehr sich ehrlich macht und Entscheidungen auch einmal hinterfragt, was nie zu geschehen scheint. Brüllen wie Löwen, das machen jene, deren wunde Punkte man trifft, wo man in Wunden bohrt, die nie hätten geschlagen werden dürfen.

Bis dahin jedoch, bis eine denkende Bundeswehr eine Roboterarmee ersetzt, die sich beliebig gegen jeden programmieren lässt, wenn es gewissen Interessen in den Kram passt, gilt: Finger weg von unseren Kindern, raus aus den Schulen.

Man kann nicht zwei Herren gleichzeitig dienen, dem amerikanischen Präsidenten als Tellerwäscher, der ohne gesetzliche Grundlagen und ohne Gerichtsverfahren Menschen zum Tode durch Drohnen verurteilt, ohne Einwilligung die Todesstrafe auf fremdem Territorium auch noch ausführen lässt, und dem Deutschen Volk und das auch noch am Hindukusch, das glaubt kein Mensch, denn das Deutsche Volk lebt ganz woanders …

©denise-a. langner-urso