Uli Hoeneß – Das Zerrbild vom Spender und Wohltäter

Ich schaue mit Verwunderung auf Uli Hoeneß. Und ich schüttle den Kopf ob seiner vielen Verteidiger. Er sei ein großzügiger Spender und Wohltäter, so heißt es ständig, und auf den ersten Blick mag das auch richtig sein. Denkt man aber einmal etwas weiter dann wird klar, mit der Wohltätigkeit von Spendern ist es oftmals gar nicht so weit her.

Wäre das Staatswesen nämlich so ausgerichtet, dass es dem Wohl aller Menschen dient, wäre der Mensch wirklich edel, hilfreich und gut, dann bräuchte es viele Spenden gar nicht. Das nur nebenbei bemerkt.

Sind aber Spenden wirklich so edel? Oder dienen Sie nur einem Selbstzweck, das frage ich mich immer öfter?! Sind sie nicht eher Selbstbetrug? Und dann denke ich mir, es gibt auch Menschen die können ihre Spenden ja überhaupt nicht steuerlich absetzen, die sind einfach da, die helfen wo es brennt. Nichts wollen Sie dafür haben, sie engagieren sich einfach, in Vereinen und anderswo. Sie spenden ihre Zeit, und was ist wertvoller, als eigene Lebenszeit zu schenken?

Viele Menschen haben selber sehr wenig zum Leben, machen keine Steuererklärung, spenden dennoch. Wer eigentlich erwähnt diese helfenden Hände, wer setzt diese Leute auf Ehrentribünen? Klar, ein paar von ihnen werden stellvertretend geehrt, doch macht man solchen Wirbel um sie, wie um einen Uli Hoeneß? Nein, ist mir jedenfalls nicht bekannt, und einmal im Jahr spricht man dann von all den vielen Ehrenämtlern …

Spenden sind meist irgendwie absetzbar, wir alle wissen das, dienen somit der Steuervermeidung, man erhält Erstattung. Und als, wer erstattet denn eigentlich dieses Geld? Richtig, Sie und Sie und ich und jeder Hartz IV Empfänger, weil auch er von etwas leben muss, weil er einkaufen muss, weil er auf die eine oder andere Weise Steuern zahlt.

Es ist also nicht der Spender selbst der Wohltäter, die Wohltäter, das sind dann wir alle. Du und Du und ich auch. Derweil aber spendet jemand in seinem Namen und wird dafür Wohltäter genannt. Aber ist er auf diese Weise das, was er so großzügig behauptet zu sein?

Und dann fallen mir jene Briefumschläge ein, die irgendwo unter Fußmatten gefunden werden, die dort jemand platziert hat. Darauf steht kein Name, der Spender will unerkannt sein, erhält dafür keinen Beleg, kann den Betrag also nicht absetzen, vermeidet keine Steuern. Oft stand darüber schon etwas in den Medien. Das ist edel, hilfreich und gut. Da fühlt sich jemand verpflichtet etwas zu tun, weil es ihm besser geht als anderen. Das ist selbstlos.

Und da frage ich doch ganz einfach, wer ist eigentlich hier der Wohltäter, wer der eigentliche Spender, wer der selbstlose Mensch, Uli Hoeneß, der quasi indirekt die Gesellschaft zu Kasse bittet oder doch eher der, der nicht erkannt sein will? Und diese Frage, die dürfen mir jetzt die Verteidiger des großzügigen Spenders und Wohltäters von „Uns Uli“ gerne einmal beantworten. Ich habe mein Urteil darüber längst gefällt, und es ist irreversibel! Und manchmal ärgere ich mich, denn weil ich vielleicht zu oft zu ehrlich bin (niemand ist unfehlbar, kennt gar alle Gesetze), habe ich ob meiner fast 55 Jahre noch immer nicht die erste Million verdient und frage mich, ob das überhaupt unter solch ehrlichen Umständen und ohne Lottoglück (was ich nicht spiele) oder ohne sich im Fernsehen zum Affen machen zu müssen, möglich ist …

©denise-a. langner-urso