Der Preis der Autoversicherung – das trügerische primäre Auswahlkriterium

Alle Jahre wieder, im Herbst, beginnt das, was die Versicherungsbranche intern als „Wechselschlacht“ bezeichnet. Ende September bis zum 30. November eines Jahres dreht sich das KFZ-Versicherungswechselkarussell. Der 30. November ist der Stichtag, bis zu dem die Kündigung bei dem alten Autoversicherer vorliegen muss, damit ein Autobesitzer ab dem ersten Januar von günstigeren Prämien und besseren Leistungen profitieren kann. Webbasierte Versicherungsvergleichsrechner laufen in dieser Zeit auf Hochtouren, die Abschlussquote via Internet steigt von Jahr zu Jahr. Für den Außendienst bedeutet dies eine Einbuße an potenziellen Neukontakten für mögliches Folgegeschäft, für den Versicherungsnehmer der ausschließliche Blick auf die Prämie aber auch ein Risiko. Wie groß die Prämienunterschiede allerdings sind, belegt eine Untersuchung des Verbraucherschutzmagazins Test vom Oktober 2013.

Das leidige Kleingedruckte

Sowohl in der Werbung der Assekuranzen als auch bei den Ergebnissen der Versicherungsvergleiche stehen die Prämien im Vordergrund. Logischerweise werden sich Verbraucher in erster Linie den günstigsten Anbietern zuwenden. Die Zeiten, in denen eine Versicherung einen Tarif angeboten hat, sind allerdings schon lange vorbei. In der Regel haben die Kunden heute die Auswahl zwischen drei Paketen, die auf klangvolle Namen wie „Basis“, „Comfort“ und „Premium“ lauten. Häufig lassen sich diese noch durch zahlreiche zusätzliche Leistungsangebote erweitern. Es versteht sich von selbst, dass die unterschiedlichen Tarife unterschiedliche Leistungen und damit auch verschiedene Prämien bieten. Fatal wäre es, in einem Vergleich den Basistarif der Gesellschaft X mit dem Premiumangebot der Gesellschaft Y zu vergleichen und über den Preisunterschied den Kopf zu schütteln. Wichtiger ist es vielmehr, nicht auf die Preise, sondern auf die Leistungen zu achten. Ein Entscheidungskriterium, welches leider nicht quantifizierbar ist, stellt die Leistungsfreude des Versicherers im Schadensfall dar. Hier hat manch ein Versicherungsnehmer schon ein böses Erwachen erlebt, wenn er plötzlich leer ausgegangen ist. Bietet das Bedingungswerk beispielsweise in der Teilkasko eine Leistung generell bei Tierschäden an, sollte sich der Kunde vergewissern, dass dies nicht nur im Premium-, sondern auch im Basistarif Gültigkeit besitzt. Falls nicht, sind hier nur die sogenannten „Haarwildschäden“ eingeschlossen. Beworben werden die Leistungen des Luxustarifs, aus Kostengründen setzt der Autobesitzer dann aber seine Unterschrift unter eine abgespeckte Tarifvariante.
Newcomer vs traditionelle Serviceversicherer

Mit dem Internet hat sich die Zahl der Direktversicherer vervielfacht. Dazu kommen noch zahlreiche spezielle Online-Angebote der Serviceversicherer,welche durch die reine Abwicklung per E-Mail unter Verzicht auf telefonische Beratung oder den Außendienst ebenfalls günstigere Konditionen anbieten. Im zweiten Fall dieser Variante der Auto-Versicherung gibt es aber auch Anbieter, die einen 24Stunden-Service zur telefonischen Beratung anbieten. Kunden sind daher gut beraten, auch hier auf das Kleingedruckte zu achten. Die Beratung muss ja nicht vor Ort erfolgen, gestaltet sich am Telefon jedoch deutlich einfacher, als ausschließlich über E-Mails. Gerade im Fall des Diebstahls kann der direkte telefonische Kontakt zu einem Mitarbeiter der Versicherung hilfreich sein und Zeit und Nerven sparen. Welche Fahrzeuge vom Diebstahl besonders betroffen sind, beschreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem Beitrag vom Oktober 2010. Fahrzeughalter, die wirklich nur die notwendigsten Risiken, sprich die Haftpflichtversicherung absichern möchten, sind mit einem schlanken Online-Tarif sicher bestens bedient. Wer jedoch Wert auf einen umfangreicheren und individualisierteren Versicherungsschutz legt, dies betrifft gerade die Vollkasko, sollte sich die Zeit nehmen, und die Tarife wirklich gezielt auf die Details hin miteinander vergleichen. Die meisten Onlinetarife ermöglichen es, einen umfassenden Versicherungsschutz zu günstigen Prämien zu erhalten, ohne auf die eventuell notwendige Beratung verzichten zu müssen.

©aröh