Schattenwandler – Bundesregierung

Beginnen wir mit Brecht:

Denn die einen sind im Dunkeln
und die andern sind im Licht
und man siehet die im Lichte
die im Dunkeln sieht man nicht.
– Bertolt Brecht, Dreigroschenoper

Ich vergleiche ja die Bundesregierung immer gerne mit einem Wirtschaftsunternehmen, und heute stelle ich die These in den Raum, der Auftraggeber ist der Bürger, besser sind die Bürger, die einer Regierung ins Amt verhelfen, gezwungenermaßen also auch all jene, denen anderes versprochen wurde, derweil es zu Großen Koalitionen oder anderen Konstellationen kam. Dazu gehören dann ,soviel Wahrheit muss schon sein, auch all jene, deren Stimme quasi entwertet wurde, weil ihre Partei entweder die 5% Hürde nicht schaffte, und die, die nicht zur Wahl gingen, denn so haben sie durch Untätigkeit etwas nicht verhindert.

Also jetzt haben wir einen Auftrag und Untätigkeit schützt vor Strafe nicht, auch das muss gesagt werden dürfen.

So, das Unternehmen hat also eine Bestätigung erhalten, durch diese Wahl, oder ein ganz neues Unternehmen entstand. Und jetzt wird es interessant, denn irgendwie scheint keine wirkliche Stabübergabe, keine Bilanzierung stattzufinden. Zum Teil sind auch neue Köpfe beteiligt, übernehmen das, was Vorgänger aus den eigenen Reihen taten, und auch hier scheint zu gelten, mir egal, nicht mein Ding, such dir selber zusammen, was du brauchst, um zu sehen, wo es im Bereich nicht stimmt.

In jedem normalen Unternehmen ist es allerdings üblich, dass der Vorgänger seinen Arbeitsplatz und dringende Probleme mitteilt, um seinem Nachfolger einen Einstieg so schnell wie möglich zu erlauben. In den Bundesregierungen scheint das aber nicht zu gelten, wobei zuzüglich der Anschein sich ergibt, dass in diesen Unternehmen generell nicht kommuniziert gibt. Kein Bereich hat den anderen zu interessieren. Wie sich das gerade auswirkt, das sehen wir im Bereich der Frau von der Leyen.

Vor der Öffentlichkeit verborgen interne Machtkämpfe

Desaströs das Bild, das der Bürger erhält, denn das schaut so aus: „Neid, Häme, Mobbing“ selbst in den engsten Kreisen, weil dort anscheinend nur noch das Motto herrscht: „Wenn die Olle weg ist, bekomme ich vielleicht auch mal einen Posten, eine weniger, zumal, ist ja nur eine Frau, die soll sich mal ruhig blamieren, geht ja auch demnächst ums Kanzleramt, den höchsten Preis also, und wer dann sich dafür der Öffentlichkeit als „Kandidat“ präsentieren darf.

Und geht all das nicht schnell genug, dann gibt es hin- und wieder einmal einen kleinen „Whistleblow“ in Richtung Medien, denn jetzt sind sich gewisse Zirkel im jeweiligen ressort, selbst die Nächsten, grinsen werden sich da die Hände gerieben, und Whistleblowing ist plötzlich Stelle hoch willkommen! Nur, wer es war, der so agierte, das bleibt im Dunkeln, solange dieser nicht selber übermütig wird.

Und da ich aus eigener Erfahrung weiß, was auf höheren Ebenen in Parteien so abgeht, und das nur, wenn es um Bezirke in der Stadt und damit verbundene Posten geht, kann ich mir gut vorstellen, wenn ich die derzeitigen Regierungsparteien und auch die anderen im Bundestag vertretenen Parteien so anschaue: Wir können froh sein, dass da noch nie ein Mobbing- oder Mordbericht kam. Da wird eiskalt und mit jedem Mittel gekämpft, bis zum Rufmord und schweren Drohungen hinter vorgehaltener Hand, in den eigenen Reihen.

In so einer Regierung entsteht im Laufe der Zeit so eine Art Marathon darum, wer überhaupt noch einen halbwegs vernünftigen Ruf in der Bevölkerung präsentieren kann, wie man dem Mitläufer mit allen nur denkbar möglichen Mitteln unbemerkt ein Bein stellt, wie man verhindert, dass irgendjemand irgendwelche Einblicke ins eigene Ressort erhält, durch Verschleierung und sonstiges Unter-der Decke-Halten, Hauptsache, irgendwie rettet man sich halbwegs lebend in die nächste Legislatur.

Da gibt es keine Meetings, in denen ein Interesse daran besteht, wie man sich gegenseitig hilft, unterstützt, wo man Kräfte hin verlagern kann, wenn es brennt, um Aufträge halbwegs zeitnah abzuarbeiten, da arbeitet jeder gegen jeden, hat sich gefälligst um sich selber zu kümmern, da wird allenfalls drauf gehauen von den anderen kleinen Königen, ein Interesse an einem wirklich funktionierenden Unternehmen hat aber niemand, denn Versagen bedeutet ja bessere Position für mich. Und geht es gar nicht mehr, dann legt man mal eben Bereiche zusammen, damit nach außen der Schaden begrenzter aussieht, als er ist, notfalls schafft man neue Funktionen, lagert aus, analysiert, bis die Amtsperiode ausgesessen ist.

Aufgabe für investigative Journalisten

Und die Auftraggeber, die können es nicht fassen, denn offensichtlich wird doch in dauernden Meetings ständig kommuniziert. Und doch ist da plötzlich ein völlig ruiniertes, desaströses Ressort, dessen Mängel nicht mehr zu übersehen sind, wie jetzt bei der Bundeswehr.

Wenn die wüssten, womit solche „Ressortleiter“ ständig zu kämpfen, was sie abzuwehren haben. Da bleibt tatsächlich keine Minute für den eigentlichen Job. Da werden allenfalls Menschen (ja, jetzt kommt: selber schuld- vergesst es!) gesundheitlich und physisch einfach ausgelaugt, aus reiner Gier auf Posten anderer.

Und aus Sicht aller Parteispitzen, soll rein gar nichts passieren, was diesen Umgang mit störenden Ämterbesetzungen ändert, die irgendjemandem parteiintern gewaltig gegen den Strich gehen, und seien es eben wie in diesem Falle gewisse Parteikreise, die ein etwas sehr retrogerichteteres Frauenbild aufrecht erhalten wollen.

Und die, die das halbwegs überleben, sich bereitwillig um anderer Willen, oder eben wie beschrieben nach schierem „Mobbing“ irgendwann zurückziehen, die nimmt man irgendwann gnädig wieder auf, wie es jetzt mit zu Guttenberg zu geschehen scheint, der einfach zu früh zu viel wollte.

Jetzt qua verlorenem Amt zurecht gestutzt, wie man ihn braucht. Nur wie in der Parteispitze gewünscht zu ticken, das wird verlangt, das hat der Kandidat hoffentlich gelernt, weshalb die Mobberei so gezielt stattfinden muss, dass man den Kandidaten nicht zu sehr verletzt und beschädigt, dass man nichts whistleblowerisch ans Tageslicht bringt, was der Wähler überhaupt nicht verzeihen würde. Wer das miese Spielt bis zum Ende perfekt spielt, dem gelingt dann womit Daniel Bahr eben belohnt wird. Er landet dort, wo er im Schatten bereits auch im Sinne seiner Partei bereits hervorragend gedient, bedient, hat.

Sie dürfen gerne nachdenken darüber, wen die Bundeskanzlerin wie „aus dem Weg“ räumte, ansonsten wäre sie längst weg vom Fenster. Und wo ihr Weg sie hinführt, wem sie beste Dienste im Amt erweist, das kann man sich jetzt schon gerne einmal vorstellen, dafür braucht es keine Fantasie und auch dazu nicht, sich vorzustellen, wer ein Interesse am Verteidigungsministerium und dessen jeweiliger Ausrichtung in welcher Partei hat, denn speziell die SPD spielt in dieser Regierung ein hinterhältiges, falsches Spiel, das alleine dazu dient, der Union das Kanzleramt abzunehmen, mit welchen Mitteln auch immer. Und diese Kämpfe toben in allen Ministerien der Großen Koalition, man muss nur sehr genau hinschauen …

Es geht nur um Machtspielchen, und da kam eine wie von der Leyen gewissen Leuten gerade recht. Und wenn da gewisse Dinge, die eigentlich leicht zu reparieren sein sollten, mit nur Ersatzteilen, die angeblich nicht lieferbar sind, nicht laufen, dann bräuchte man seitens der Medien nur einmal jemanden, der seinen Job ernst nimmt, der interne Netzwerke der Partei untersucht, und hinterfragt, welche Lobbygruppen da an Fäden ziehen, um zu erkennen, wer wohin welche Verbindungen hat, und welche Interessen welcher Leute wirklich dahinter sich verbergen, wer zumindest teilweise im Schatten „mitregiert“.

Aber das würde vermutlich ein politisches Erdbeben auslösen, wie es die Republik noch nie erlebt hat. …! Denn dann stüne das Volk, der Wähler, vor der Systemfrage,  die lauten würde, und ich ende auch mit Brecht:

Was, meinst du, ändert sich leichter
Ein Stein oder deine Ansicht darüber?

– Bertolt Brecht

Und wer das „du“ und der „Stein“ in dieser Frage sind, darüber dürfen meine Leser gerne sinnieren.

©denise-a. langner-urso