Putin, Jauch, die Massenmedien und ein gelackmeierter Journalist

Was heute in den Medien über das Interview des Herrn Seipel mit Putin berichtet wird, die Einseitigkeit ist ein Armutszeugnis für die Medien, den Journalismus Deutschlands überhaupt.

Die Krise in der Ukraine hätte es so nicht gegeben, wäre der EU die Jacke näher als die Hose. Russland liegt näher, Europa ist streckenweise nicht nur abhängig vom Gas. Auf der Krise, die ich hier nicht umschreibe, darauf reitet man herum, nie aber befasst sich Europa, befasst sich Deutschland, befassen sich unsere Politiker und Medien mit eigentlich positiven Zeichen, und enge Zusammenarbeit auf dem eigenen Kontinent, dass die mit Füßen getreten, gar nicht in Betracht kommt, Nebensache ist, das hat es so auch eher selten gegeben, da hat man nach dem Mauerfall schlicht gepennt und Chancen nicht ergriffen, tut mir leid, und Russland funkt ins Nirwana. Was aber wäre entspannender in dieser Krise, die es vielleicht nie gegeben hätte, bestünden wirtschaftlich gemeinsame Interessen?

Europa schürt Unruhe, und Politiker wie Merkel helfen tatkräftig mit

Das Hemd sollte einem immer näher sein als die Hose. Sanktionen schaden nämlich nicht nur Putin. Treffen sie hart die Bevölkerung, dann gute Nacht, noch einen Unruheherd ala Ukraine, und sei es nur in Form von Massendemonstrationen gegen Putin oder gar gegen die EU, besser gegen jene, die die Sanktionen verhängt haben, wie ehemals in der Ukraine man sie Pro EU fand, kann Europa an seinen Grenzen wirklich nicht brauchen.

Es ist auch schon Tölpelei, wenn man mit so einem in der Nähe angesiedelten Wirtschaftsraum, wie dem russischen, der bis in den asiatischen Raum reicht, kein dem TTIP ähnliches Abkommen schließt.

Und dieses TTIP wird sich bitter rächen. Ich stelle mir gerade vor, ein paar russische Oligarchen würden vor so einem Geheimgericht wie die Micula Brüder ihren eigenen Staat verklagen oder gegen einen Staat der EU klagen.

Das Theater, den Aufschrei, den Shitstorm will ich mir gar nicht vorstellen. Alleine wenn es im Rahmen der EU und im Zusammenhang mit den USA passiert, wie im Falle der rumänischen Micula Brüder, dann herrscht nicht in unseren Parteien Empörung, im Gegenteil, dann fordert man erst recht die schnelle Unterzeichnung des TTIP, wie Angela Merkel oder der neoliberale Wirtschaftsminister der SPD Gabriel.

Unfassbar, es herrscht tiefstes Schweigen, aber wehe, wehe, ein russischer Oligarch täte Ähnliches. Und ja, bis auf einzelne Medien erwähnt die Presse den Fall Micula mit keinem Wort, und was auf die EU zukommt und ihre Steuerzahler, wenn so sich Kriminelle Eigentum unbeteiligter eigener Staatsbürger weltweit erpfänden können.

Der EuGH ist dann nämlich nur noch Farce. Und nein, ich bin kein Putinfreund, ich sehe Annäherung an Russland aus rein wirtschaftlichem Interesse, zugunsten unserer eigenen EU Wirtschaft, und fürchte, der Verhinderer sitzt im amerika-über-freundlichen Polen.

Putin hat solche Angebote zur Schließung von Wirtschaftsverträgen und wiederholt, und auch erneut im Interview, das gestern bei Jauch ausgestrahlt wurde, gefordert, immer wieder einen gemeinsamen Wirtschaftsraum von Lissabon bis Wladiwostok vorgeschlagen , und ich bin nach wie vor der Ansicht, die Krise in der Ukraine hätte dadurch verhindert werden können, denn es wäre Normalität gewesen, hätte sich das Land der EU angenähert, wenn ohnehin auch Russland dort bereits wesentlich eingebunden gewesen wäre.

Und dabei beziehe ich mich nur auf diesen Teil des Interviews, denn darauf ging keiner der renitenten Diskutanten wirklich ein, der Journalist Seipel war der Gelackmeierte, denn er muss sich jetzt indirekt vorhalten lassen, Putinfreund und blind zu sein. Steinmeier, der war es doch, der erst kürzlich von den Medien mehr Vielfalt, bessere Berichte, Beleuchtung aller Seiten gefordert hat. Wozu? Das zeigt sich doch daran, wie heute die Massenmedien die Arbeit dieses Journalisten verreißen. Wer will sich so etwas antun?

Und egal, welches Medium heute berichtet, erneut wird einseitig beleuchtet, das getan, was Steinmeier missfällt, was besonders deutlich am Kommentar im Tagesspiegel der Frau von Salzen sich zeigt. Und wer dazu die Kommentare liest, der ist erstaunt, wir sorgsam die Foristen das, was von Salzen schreibt in der Luft zerfetzen und sie fragen, woher sie denn die Autorin ihr Wissen und ihre Wahrheit hat. Und jede Medaille hat eben zwei Seiten, mit fehlt im Tagesspiegel der Bericht dazu, was Putin gesagt hat, zwischen den Zeilen …

Dann zumindest würde Ausgewogenheit hergestellt, und die vermisst man auch in allen anderen Massenmedien, die heute über das Putin-Interview bei Jauch und die sich anschließende Diskussion berichten. Mehr Einseitigkeit in den Medien geht nun wirklich nicht, mehr Gleichheit und doppelter Content auch nicht, bestes Beispiel also für das, was Steinmeier an den Massenmedien kürzlich bemängelt hat. So schnell also holt einen die Wahrheit manchmal ein. Und heute wird deutlich, warum sollen sich Journalisten überhaupt die Mühe machen, so jemanden wie Putin zu befragen, gewürdigt worden wäre die Arbeit doch nur, wenn der Journalist Putin dazu veranlasst hätte, stundenlang sich für sein Verhalten zu entschuldigen und ununterbrochen „Mea Culpa“, und alleine „Mea Maxima Culpa“ in die Kamera zu schreien. Wer mit anderen Interviews auftaucht, der kann froh sein, nicht gekreuzigt zu werden.

Die Kommentatoren im Tagesspiegel sie machen das, wozu die Autorin des Artikel anscheinend unfähig ist, sie beleuchten auch die andere Seite, belegen ihre Erkenntnisse mit Links und Quellen. Eine andere Journalistin, Sonia Mikich, hingegen tat einen besseren Job, auch sie saß gestern bei Jauch, sie zeigte nämlich auch auf, wo Putin aus ihrer Sicht nach Recht hat. Und wenn sich der angeblich so unglaublich hervorragende Historiker August Winkler zu Wort meldete, dann half nur der Griff zur Fernschaltung, um dem Herrn das Wort abzudrehen. Köstlich!

©denise-a. langner-urso