ARD Themen- (-woche) abend – Bis ans Ende der Toleranz

Wenn ich sehen will, wo meine Gebühren bestens angelegt sind, dann schaue ich Arte, einer der wenigen Sender, der das erfüllt, was ARD und ZDF längst nicht mehr tun. Dort laufen regelmäßig Themenabende und Wochen, der Sender bedient auch Menschen mit Behinderungen. ARD und ZDF befinden sich das Niveau betreffend doch allenfalls leicht über dem von RTL, populistischer gesagt:

RTL für Hauptschüler, ARD und ZDF für Realschüler mit etwas höherem Bildungsanspruch und dann kommt eine Weile erst einmal gar nichts, dann schwebt Arte, der Sender für Menschen, die sich wirklich bilden wollen, denen das Freude bereitet, über allem, auf ehemaligem Abiturniveau.

Themenwoche immer gern, Themenabend auch, dann aber bitte auch entsprechend abgehandelt: Film, Diskussion, Doku, oder Doku, Film Diskussion. Saubere Trennung abgearbeiteter Themen. Und plötzlich kriecht die ARD hinter dem Ofen hervor und stellt sich diesen Anspruch, was völlig in die Hose geht, wie es in die Hose geht, wenn plötzlich die Grünen aus der überteuerten Eigentumswohnung sich unter das renitente Wahlvolk mischen, um einen Veggie-Day zu fordern.

ARD – Erziehungsversuch an einem Abend zu allen Problemen der Welt

Wer gestern den Abend bei ARD verbrachte, der braucht sich heute nicht mehr die Frage zu stellen, warum gewisse Sendeanstalten es schaffen, dass man sie nicht mehr gerne einschaltet, denn nicht erst nach dem ersten Filmbeitrag war der Zuschauer ratlos, was die ARD mit einem so gequetschten Abend von Vorwürfen gegen nicht nur die Zuschauer sondern gegen die Gesellschaft eigentlich bezweckt. Sollte das nun ein erzieherischer Abend sein, einfach mal den Zuschauer richtig verprügeln, oder sollte der Abend ihm vor Augen führen, er habe doch diese Zustände gewählt, weshalb er sich, das wurde bei Hart-aber-Fair ja ständig gesagt, schämen, weil er seine Mitmenschen nicht davon abgehalten hat, zu wählen, wie in den letzten Dekaden gewählt wurde? Wollte man jedem Zuschauer einmal die Leviten lesen und sagen, du hast Atomkraftwerke gebaut, die Umwelt verschmutzt, was auch immer? AM Ende jedenfalls blieb Ratlosigkeit und gewiss nicht der Wunsch noch mehr solche Abende voller Vorwürfe zum Abendbrot serviert zu bekommen.

Aber beginnen wir beim Spielfilm des Abends, der den Titel trug: Bis ans Ende der Welt

Ich will ja jetzt nicht sagen, gequirrlte …, aber voll am Thema vorbei, das trifft es wohl ziemlich gut. Dieser Film war ganz große Oper, der Film schaffte es tatsächlich in kurzen 90 Minuten so gut wie jedes mit Integration verbundene Thema, besser gesagt, unter Umständen damit verbundene Thema miteinander zu verrühren, ohne, dass näher auf die Einzelteile eingegangen wurde.

Der Tenor zu Beginn war nämlich gleich, Migranten sorgen dafür, dass überhaupt Gentrifizierung stattfindet, und das glaubt nicht einmal der , der sich die Hose mit der Kneifzange anzieht, dass dieses Problem nicht durch Armutsmigration ausgelöst wird, sondern genau durch Reichtumsmigration, das ist dem dümmsten, ja, wen nehme ich denn nun, ach, suchen sie sich eine Partei rechts neben der Union aus, klar. Gentrifizierung wäre ein Thema, das alleine schon mehr als 90 Minuten Spielfilmlänge bräuchte um abgehandelt zu werden, Beispiele und Dokumentationen dazu gibt es genug, aber gut, der Filmemacher fand es eben passend, auch dieses Problem mit dem zu verarbeiten, was er miteinander so alles verquirrlte.

Und, alle Probleme gelöst?

Jugendkriminalität, Schwarzarbeit, Migration, Jugendarbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, schlechte Bildung, Altersarmut, Niedrigrente, Ausländer, die gegenseitig aufeinander schielen und Angst voreinander haben, Halbdeutsche und Nichtdeutschstämmige, Entmietung, es gab so gut wie kein Thema, das dieser Film nicht aufgriff und in den Raum warf, und am Ende ganz große Oper und alles Paletti. Was für ein Bockmist!

Im Anschluß bei Hart-aber-Fair dann die Backpfeife, die Gesellschaft soll sich was schämen, nicht nur dafür, wie anspruchsvoll die Rentner sind, sondern am besten gleich für alle globalen Themen die die Welt täglich so mit sich bringt, und die wahrlich kein einzelner Mensch alleine zu verantworten hat. Und am Ende dessen die Aufforderung, scher dich gefälligst um deinen eigenen Kram, jeder ist sich selbst der nächste.

Wer bis dahin noch nicht wegen der überfrachteten Dauerschelte abgeschaltet hatte, der landete zuletzt noch bei der Problematik Reintegration von Mördern und Vergewaltigern nach dem Knast, die den Titel: Zweite Chance nach dem Gefängnis? Trug. Und spätestens jetzt, war der Zuschauer am Ende der an einem Abend geforderten Toleranz, sich solche Abende überhaupt zumuten zu wollen.

Die ARD soll vor der eigenen Haustür kehren

Das waren Themen, die löst eine Gesellschaft samt all ihren politischen Vertretern in Dekaden nicht! Würde den Zuschauern also bitte einmal jemand erklären, ob man sie endgültig alle loswerden will? Das war kein Themenabend, denn da gehört die Diskussion hinter den Film, das war eine Zumutung! Dazu sage ich, wer solche Abende veranstaltet, der sollte vor der eigenen Haustür kehren und sich fragen, warum man all diese Themen nicht eigene Journalisten bearbeiten und ständig einzelne Teile dessen ins Abendprogramm stellt, statt in nächtliche Dokus oder diese gleich den Dritten oder Arte überlässt! Denn ansonsten verdrängen doch in Dauerberieselung Sport und dümmliche Shows samt Helene Fischer, das, was der Sender seinen Zuschauern gestern geballt unter die Nase rieb.

Schämt euch, öffentlich-rechtliche, wo wart ihr denn in den letzten Jahren!?

Der Zuschauer soll sich schämen, um einmal aufzugreifen, was in der Diskussionsrunde gefordert wurde, für falsche Politik, Ressourcenverschwendung, Staatsverschuldung? Ich denke, die unabhängigen Programme, die zu politischer Willensbildung beitragen und bilden sollen, die müssen sich spätestens heute die Frage stellen lassen, ob sie ihrer Verantwortung überhaupt in den letzten Dekaden nachgekommen sind. Denn Kapital steht ihnen ja schließlich genug zur Verfügung, neuerdings ja per Zwangsbezahlung! Und an erster Stelle derer, die sich was schämen sollten, stehen die öffentlich rechtlichen Sender, dür den gequirrlten Bockmist, der ansonsten so läuft, angefangen bei Musikantenstadl oder Wetten Das und Co! Was sich fortsetzt in mehr als einseitiger Berichterstattung. Was aber auch keine andere Aufgabe hat, als Schlaftablette zu sein, statt zu bilden! Ihr könnt euch eure verlogene Themenwoche in den Allerwertesten schieben! Ich wechsle um solchen Katastrophen wie gestern aus dem Weg zu gehen, wieder zu Arte, da sind Hopfen und Malz noch nicht verloren.

Ich bin jedenfalls spätestens seit gestern am Ende der Toleranz, solchen gequirllten Weltenschmerz an einem einzigen Abend mir vorwerfen lassen zu müssen, von einer Sendeanstalt, die ansonsten abtaucht, und diese Probleme allenfalls hinter Mitternacht schiebt, um nur politsch korrekt zu bleiben und nicht anzuecken, und die mich als Zuschauer plötzlich vorwurfsvoll aus dem Nichts anfällt, nur um mir abzufordern, ich als Zuschauer habe mich für alle Probleme, die Politik und mieser Journalismus vieler Dekaden verursacht hat, zu schämen! Ist die ARD eigentlich noch ganz dicht?

©denise-a. langner-urso