Deutschland – Ein Weltmeister wirft sich hinter jeden fahrenden Zug

Weltmeister, das ist Deutschland allenfalls noch im Fußball, anderswo ist der Zug mit dem neuen Weltmeister längst abgefahren und Deutschland schaut in die Röhre.

Weltmeister in Technologie, in Entwicklung, das stimmt auch nur noch halbwegs, denn dass man eben nicht den Titel verdient, das merkt man spätestens dann, wenn die eigene Entwicklung, ausgereifter und fähig Masse zu bedienen reimportiert werden muss.

Deutschland hatte jemanden in seinen reihen, der trug den Namen Zuse, auch der Zug hat längst den Bahnhof verlassen, da kann man sich auf die Schiene stellen, ein weiterer Zug wird nicht kommen. Der abgefahrene Zug mit den neuen Weltmeistern China und USA, der hat den Bahnhof vor mindestens zwei Dekaden verlassen, und zu wenige waren rechtzeitig am Bahnhof, als dass man sagen könnte, nun ja, man hat es wenigstens rechtzeitig angekündigt, wann er abfährt, der Zug nach Neuland.

Der Wartesaal derweil ist voll, da hocken die Alten auf den Bänken, die jungen Menschen, die quetschen sich dazwischen, trauen sich nicht unhöflich zu sein, und die auf den Bänken, die haben ausgesorgt, manche gehen auch wieder, es ist ihnen egal, was mit den Wartenden wird, und worauf die da warten, das versteht niemand, könnte man doch auch andere Wege nach Neuland suchen, alleine dafür ist die wartende Menge zu träge, denn noch ist es im Bahnhof wärmer als draußen, wo ein harscher Wind bläst.

Die im Bahnhof, die schubsen sich, alleine die Plätze, sie sind zu wenig, würden zwar für die stehende, wartende Jugend reichen, denn von der sind am Wenigsten im Bahnhof, alleine die Alten räumen sie nicht freiwillig und unhöflich will man auch nicht sein, im Gegenteil, selbst am Kiosk lässt man den Alten den Vortritt, auf dass sie noch ein bißchen fetter werden.

Auf Bahngleis zwei, da fahren ab und an auch Züge, alleine die Alten sind zu langsam, blockieren den Ausgang und bis es schließlich der eine oder andere Jungspunt schafft, dem erneut abfahrenden Zug nachzuwinken, ist dieser auch schon wieder unterwegs, und niemand weiß so richtig, wohin. Nur wenige Clevere denken nach, die schaffen die Abfahrt und springen auf, die paar, die fahren in eine bessere Zukunft, die waren so intelligent den Umweg um das eigene Wartehäuschen herum zu nehmen, derweil die greise den anderen mit breiten Rollatoren die Tür versperrten.

Deutschland ist Weltmeister? Ja worin denn bitte noch? In der Formel 1? Lang, lang vorbei, da kann man noch so oft alleine über die dort fahrenden Deutschen Wunderkinder fabulieren.

Weltmeister im Export? Man schaue bitte einmal etwas weiter als über europäische Grenzen.

Aber halt, Hopfen und Malz sind noch nicht verloren, Deutschland ist natürlich Weltmeister, darin, geduldig abzuwarten, bis Politik sich bewegt, Geduld lernt man in Deutschland ja jetzt von der Kanzlerin, deshalb sitzen sie alle so brav im Wartehäuschen, es könnte ihnen ja jemand einen Zug auf Gleis 1 schicken, der sie abholt …

Ja, und Deutschland wird demnächst auch Europameister sein, Europameister darin, dass die Alten mit der schleichenden Enteignung ihrer Sparbücher Spaniern die Eigentumswohnungen finanzieren, edrweil die Kanzlerin zumindest eine Teilschuld an der dortigen hohen Jugendarbeitslosigkeit trägt, was die wartenden Alten so aber nie zugeben würden, denn aus deren Sicht sind die da in Spanien selber schuld daran, was sie gewählt haben, nur sie selber nicht an ihren Politikern.

Ja, Deutschland ist im Prinzip auch so gut wie Weltmeister, Weltmeister im Erdulden und Ertragen, Deutschland ist auch Weltmeister in sozialer Ungleichheit, naja, gut, das ist vielleicht etwas übertrieben, zumindest so gut wie …

Ja, und Weltmeister darin, an den herrschenden Zuständen nichts ändern zu wollen, das ist Deutschland ja auch, kein Volk würde solche Regierung so lange ertragen, die stehen schon auf der Straße, wenn über solche drohenden Zustände nur nachgedacht wird.

Und ja, Deutschland ist Weltmeister darin, seiner Jugend aufzubürden, was keine nachwachsende Generation an Schuldenlast tragen kann und die Jugend ist Weltmeister darin dem einfach nur zuzuschauen, dabei müsste der nachwachsende Rohstoff längst gefordert haben, dass ihm eigentlich zwei- wenn nicht gar dreifaches Stimmengewicht bei Wahlen zuzugestehen sei.

Ja, Deutschland ist Weltmeister, Weltmeister darin, sich weiterhin verzweifelt hinter jeden den Bahnhof verlassenden Zug zu werfen! Und vielleicht, gaaaanz vielleicht, wird es, derweil es im Bahnhof hockt und wartet, demnächst ja sogar wieder Fußballweltmeister, dann zumindest ist für die Wartenden die Welt für vier Jahre wieder in Ordnung, dann ist ihnen vorübergehend sogar egal, ob überhaupt jemals Züge fahren.

©denise-a. langner-urso