Ferguson – Rassismus und Corpsgeist vor Menschenrechten

 

Ferguson, diese Stadt ist geradezu leuchtendes Vorbild, wenn man Diskriminierung und Rassismus nicht nur in den USA beschreiben will, Ferguson zeigt aber auch wie keine andere Stadt, wie Corpsgeist in Polizeibehöreden oft funktioniert, nicht nur in den USA übrigens, der funktioniert auch in Deutschland, bei vielen Strafverfolgungsbehörden, in Unternehmen, in Schulen, überall im täglichen leben, wo Gruppen sich zusammenrotten. Er funktioniert bei den Hells-Angels, bei Clans, in Parteien, unter Soldaten, selbst in Familien. Er funktioniert bei Männern, wenn in ihren Berufsalltag eine Frau eindringt, ständig zwischen Geschlechtern, zwischen behinderten – und nicht behinderten Menschen.

Und immer kommen Diskriminierung, Rassismus, ein sich Verschwören gegen andere hinzu. Wobei es meist dann in den Medien Erwähnung findet, wenn es um Verbrechen von Soldaten, um Übergriffe bei Polizei und Justiz oder eben um merkwürdige Behandlung im Umgang mit Einzelpersonen, wie auf der Gorch Fock, in Politik und beim BKA geht. Dieser Corpsgeist funktioniert aber auch in der Gesamtbevölkerung, in der Auseinandersetzung rechts gegen Links, Hautfarbe gegen Hautfarbe, Religion und Kultur.

Ferguson: Paradebeispiel für gelebten Rassismus und weißen Corpsgeist

Ferguson ist ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn die weiße Bevölkerung taub und die Polizei blind ist und mauert, schweigt, vertuscht. Die Protokolle zur Befragung des „Mörders“ Wilson, ja, es war eiskalter Mord, beweisen erneut, wie tief solche Systeme verwurzelt sind, auch hier, ich will gar nicht jene abgrundtief bösen Kommentare erwähnen, die nach der Entscheidung der Jury auch in unseren Medien so erschienen sind. Vermutlich, ohne sich überhaupt die Protokolle, die vielfältig veröffentlicht wurden, durchgelesen zu haben, man spricht ja schließlich Deutsch, und sie existieren nun einmal in englischer Sprache. Und natürlich ist es auch mühsam, einige 100 Seiten zu lesen, sehr, sehr genau, die Aussagen, die auffallen sich zu suchen, die Widersprüchlichkeiten zu finden (überhaupt finden zu wollen, wenn vorhanden), das zu notieren, hinzu kommt das wissenschaftliche Gutachten des Gerichtsmediziners, wozu es dann auch noch gewisser medizinischer Kenntnisse bedarf, um es zu verstehen und mit den getroffenen Aussagen zu vergleichen. Auch hier erneut Fachbegriffe.

Medien vergessen erneut ihren Auftrag, Dinge zu hinterfragen

Nur genau das erwarte ich als Leser, dass spätestens jetzt irgendwann sich irgendwo, auch hier in unseren Massenmedien ein Journalist in nur einer Redaktion einmal die Mühe macht, sich mit dem, was die Jury nicht hören und erkennen wollte, auseinandersetzt, all das vergleicht und bewertet, sich einmal auch das medizinische Gutachten zu Gemüte führt, und wenn er es nicht versteht, es sich von einem Deutschen Gerichtsmediziner erklären lässt. Denn schon dort findet man den Beweis für eiskalten Mord.

Der unerschütterliche Beweis

Ich kopiere hier die entscheidenden Teile im Original und verlinke es zuzüglich, der erste Link das sind Wilsons Aussagen, besonders zerfetzt habe ich die ab Seite 175.

Injuries: There is a gunshot entrance wound of the vertex of the scalp.

1. There is a gunshot entrance wound of the vertex of the scalp. This wound is located 20.0 cm above thelevel of the right external auditory meatus and near midline of the vertex of the head. The hole measures 10mm 8 mm. It is round with level edges. The edges focally show an abrasion ring measuring up to 1 mm in greatest dimension and is most prominent near the superior edge of the wound. No powder stipple is identi?ed. No soot is identified. The wound track shows deeper hemorrhage. A bullet, seen on x-rays, is found within the soft tissue of the right face and is recovered and submitted as evidence. There is internal beveling of the defect in the parietal bone of the skull. Evaluation of this wound indicates that it is an entrance wound. The path of this shot is downward and rightward.

Und das ist der alles entscheidende Satz: The path of this shot is downward and rightward. Man muss ich nur vor Augen führen, was am menschlichen Schädel Vertex bedeutet: Das sind die Teile, wo oben der Schädel zusammenwächst: Oben die Nähte! Wie also muss ein Schussverlauf sein, damit die Kugel von dort oben nach rechts unten den Kieferknochen zertrümmern kann? Und was muss das Opfer tun, um so einen Schuss zu ermöglichen? Und wie muss also der Täter in diesem Augenblick zum Opfer stehen? Verstanden? Das Opfer Brown hatte nicht die Größe von Alberich aus dem Münsteraner Tatort!

Nimmt man dann noch hinzu, wie viel Zeit verging, bis der Gerichtsmediziner überhaupt vor Ort war, so stellt man sich die Frage, was denn derweil am Tatort geschah, ob da etwas passend gemacht werden musste, denn das Opfer hat diverse Abschürfungen, auch an ungewöhnlichen Stellen, manche wurden Post-Mortem verursacht (ziehen, schleifen und Böseres will ich hier gar nicht an die Wand malen) …

Alleine das hätte für eine Anklage genügen müssen. Ein Schuss also der oben am Kopf eindrang und schräg nach unten ging, das schon ist Beleg für die Aussagen all jener Zeugen, die davon sprachen, Brown habe gekniet oder gehockt. Anders wäre das beschriebene nicht zu erklären, kein Schuss kann von oben in den Schädel nach schräg unten führen, es sei denn, der Mörder ist viel größer, steht auf etwas, was ihn vergrößert, oder das Opfer „macht sich kleiner“. Punkt, Basta, Ende, Aus. Die Nichtanklage Wilsons ist ein Skandal.

Die Aussagen Wilsons widersprechen sich nicht nur, er lügt gedeckt und wie gedruckt!

Einmal behauptet Wilson, er habe die zweite Person (Dorian Johnson) nicht mehr gesehen, nachdem dieser an seinem Wagen vorbei gelaufen sei. Und später macht er die Aussage, Brown habe diesem die Zigarren direkt bevor er ihn angriff überreicht.

Einmal hat Wilson ständig sein Gesicht verdeckt, um sich vor den angeblichen Angriffen seines späteren Opfers zu schützen, weshalb er überhaupt nichts sah, was in der Umgebung geschah, kurz danach aber hat er angeblich sehr genau geschaut, ob hinter seinem Opfer nicht Autos oder Fußgänger sind. Entweder also hat er nichts gesehen oder alles sehr genau.

Die Sache mit dem Blut und dem Schweigen – Weißer Polizeicorpsgeist

Wilson konnte mal eben so nach einem Todesfall, den er verursacht hatte, mit blutigen Händen vom Tatort verschwinden, nicht im eigenen Wagen, den gab ihm sein Vorgesetzter, ohne ihn überhaupt zum Tatvorgang befragt zu haben, schickte ihn weg, erst einmal ausruhen, die Sache 72 Stunden überschlafen, sprich: „Bastel dir derweil zusammen, was passt.“ Und weil fremdes Blut so gefährlich ist, greift er mit blutigen Händen an ein fremdes Lenkrad, öffnet diverse Türen, bevor er es abwäscht, informiert aber niemanden darüber, wo überall Fremdblut klebt, damit es entfernt werden kann. Es ist für ihn gefährlich, scheiß auf das Corps. Ja, und jemanden, der gerade jemanden erschossen hat, den überlässt man sich selbst, den schaut sich kein Arzt an, der zittert nicht, der setzt sich seelenruhig ins nächste Auto und fährt mit blutverschmierten Klamotten und Händen weg. Nicht, dass der vielleicht selber traumatisiert sein könnte, Gott bewahre …

Blut vom Opfer an seiner Kleidung, den Händen, der Waffe, natürlich nirgendwo sonst, auch nicht im gesicht, weil natürlich greift man sich da niemals hin.

Die Sache mit dem Krankenhaus

Ins Krankenhaus fährt man den Täter Wilson dann aber doch, nur keine dämlichen Fragen von Ärzten riskieren, ein Massenauftritt bewirkt da so manches. Und nein, wer zweimal im Auto abdrückt, der hat garantiert kein Knalltrauma, man trägt ja schließlich unsichtbare Ohrenschützer, der ist noch nicht einmal für kurze Zeit benommen. Und natürlich spielt sich so ein Vorfall, wie Wilson ihn beschreibt, in seiner Komplettheit innerhalb einer Minute (60 Sekunden) ab. Und ja, er hat tatsächlich im Krankenhaus eine Schwellung, die ausschaut wie ein Kinnhaken, aber wer hat ihm den wann verpasst? Vielleicht gar die Kollegen, damit seine Aussage, er habe von Brown im Auto Prügel bezogen, passt? denn er hat ja angeblich Brown nicht an dem Klamotten, somit am Hals gezogen. Und nach den vielen Stunden, müsste da der Kinnhaken nicht bereits blau angelaufen sein? Die Verletzung schaut aber relativ frisch aus, die Wilson da im Krankenhaus abfotografiert wird, sie ist noch rot, wie gerade vor Kurzem geschehen …

Das Schweigen der „Lämmer“

Die Polizisten von Ferguson, sie fühlen vermutlich alle wie Wilson, sie führt man quasi, so glauben sie, und mit ihnen die „weiße Rasse“, zur Schlachtbank, derweil Menschen wie Brown zu Dämonen mit übermenschlichen Kräften werden.

Und natürlich spricht Wilson auch mit niemandem über den Vorfall, jeder kennt ihn, weiß was passiert ist, so scheint es, keine Nachfragen, keine Kommunikation auf dem Revier, kein Gedankenprotokoll. Sein was auch immer Meldegerät verstellt und keine Ahnung wie, wann, warum. Genial! Weshalb er Hilfe braucht, das meldet er gleich gar nicht, die Lage ist völlig ungefährlich, angeblich, aber wenn jemand mal Lust und Zeit hat, dann kann er ja mal vorbei schauen.

So sage ich das zu meinen Kindern auch immer nebenbei: „Ach übrigens wir essen heute Apfelkuchen“, und ob es sich dafür lohnt, mal eben 80 km weit hin und erneut 80 km zurück zu fahren, nach einem Arbeitstag, das muss jeder selber wissen …

Eine viel befahrene Straße, die plötzlich gesperrt wurde?

Ein Auto nach dem anderen musste sich an den beiden Jungen, Brown und Wilson quasi im Reißverschlussverfahren vorbei schlängeln. Plötzlich aber hört dieser Verkehr auf und niemand schlängelt sich mehr vorbei, selbst dann nicht, als Wilson mit dem späteren Opfer Brown ringt, dann auch nicht, als dieser ein paar Schritte vom Wagen entfernt steht. Nix mehr Verkehr, wo ist der hin? Ein Begleiter, der sich in Luft auflöst, der seinen Kumpel nicht unterstützt, ihm aber irgendwann, nachdem dieser Wilson angeblich zum ersten Mal mit Zigarren in der Hand durchs Fenster eine gesengt hat, diese Zigarren unversehrt abnimmt. Wer es glaubt wird selig.

Man dreht dem Opfer natürlich den Rücken zu …

klar, und das, obwohl dieses Opfer ja eine totale bestie gewesen sein muss, ein Übermensch, der ob diverser Schüsse wie Supermann nich zu Boden geht, trotz Schusses in die Hüfte, ein Opfer das damit noch weg rennt. Gut, halbwegs plausibel dann, wenn man bedenkt, dass Hühner mit abgeschlagenem Kopf auch noch rennen können, doch wenn man das Opfer zur Strecke gebracht hat, wenn man erzählt, man habe unter dem T-Shirt eine Waffe vermutet, deshalb selber geschossen, dann ist das Umdrehen und weggehen ohne sich vergewissert zu haben, dass das Opfer tatsächlich völlig ausgenockt ist, völlig absurd, das täte man nur, wenn man es wüsste, was sich dadurch erklären ließe, dass Wilson eben den finalen Schuss auf ein hockendes Opfer Brown von schräg neben oder dahinter abgegeben hätte. Dieser Schuss durch den Schädel, den konnte er beurteilen, der war tödlich, und nur deshalb dreht man sich eiskalt weg, ohne zu schauen, ob das Opfer nicht doch noch dazu in der Lage ist, eine Waffe zu ziehen und einem selber in den Rücken zu schießen.

Gut gelogen Mister Wilson, krasser Corpsgeist im Polizeirevier von Ferguson, Klasse weggeschaut, weggehört, was für geniale Geschworene Verschworene, wie viel Ohropax und Augenklappen braucht wohl so eine Jury, so eine Gesellschaft, solche Polizei wie dort?

©denise-a. langner-urso