Was ist eigentlich Freeganismus?

Manchmal stolpert man im Alltag über Worte, die man noch nie zuvor gehört hat, oder man hat sie vielleicht einfach nicht wahrgenommen. Ich habe eigentlich ein recht gutes Gedächtnis, aber Freeganismus, das war für mich neu. Das Wort fiel in einem Supermarkt, während ich an der Kasse wartete, und bevor ich noch fragen konnte, was es denn damit auf sich hat, waren die Kunden verschwunden, die an dieser Kasse neben mir vorbei liefen, weil ihr Einkauf abkassiert war.

Und dann beschäftigt einen so ein Wort, geht einem nicht mehr aus dem Kopf, wie irgendeine nervige Melodie. Hinter mir niemand mehr an der Kasse, so kurz vor 22 Uhr, denn ich mag es abends einzukaufen, also ich die Kassiererin um einen Stift gebeten und schnell dieses Wort auf den Kassenbon gepinselt. Nach Hause, Einkäufe weggeräumt und ab an den Computer. Ne, sorry, ins Handy tippen ist schon länger nicht mehr, ich will unterwegs meine Ruhe haben, und garantiert ruft sonst jemand an nach dem Motto: Bringste noch paar Chips oder so mit …

Freeganismus ist ein Lebensstil

Ran an den PC und google angeworfen, Freeganismus eingegeben, und siehe da, Freeganismus hat was mit Lebensmitteln und einem Livestyle zu tun, mit Lebensmittelverschwendung und all dem, was dazu gehört. Wikipedia, dein Freund und Helfer. In den Medien wird das ja nie so bezeichnet, was diesen Lebensstil ausmacht, der darauf aufbaut, abgelaufene und weggeworfene Lebensmittel, die trotzdem noch verwertbar sind, zu benutzen. Aber übrigens nicht nur Lebensmittel, auch andere Dinge. Und wenn ich dann ein Schlagwort habe, dann bleibe ich an dem Thema und wurschtle mich von Schlagwort zu Schlagwort, finde so Lebensmittelverschwendung und Lebensmittelretter, und in einem Artikel von la-va finde ich einen Link zu einer aussagekräftigen Grafiken, wo es nur um das Thema Fleisch geht, denn das ist ein Thema, das interessiert mich besonders, das beschäftigt mich, das erscheint hin und wieder ja auch immer einmal in den Medien, geht dann aber immer wieder so schnell unter, dass es eigentlich schade ist.

Das ist voll Banane

Mir zum Beispiel ist es schnurz, ob meine Banane dreieckig oder die Kartoffeln quadratisch sind, Hauptsache, sie schmecken, und jedes Mal regt mich das Thema furchtbar auf, wenn ich sehe, wie viel an Nahrung einfach im Müll landet, weil sie keiner Norm entspricht. Danach, ob Lebensmittel nun Din-Größe haben müssen, könnte man doch eigentlich die Bevölkerung auch einmal befragen, aber nö, irgendjemand meint, das hat so verkauft zu werden. Dabei könnte es ruhig in jedem Supermarkt eine Abteilung für solche Lebensmittel geben, die statt sie wegzuwerfen, eben mitgeliefert und günstiger verkauft würden. Man braucht ja nicht für alles extra Geschäfte. Aber gut, kann man nicht ändern, könnte ja Fleischbeilage in der Pflaume sein.

Und dann kommt mir wieder die Kanzlerin in den Sinn, die ständig beteuert, es geht und gut, und da muss ich ihr streckenweise sogar recht geben. Bei mir um die Ecke sind einige Organisationen, Jugendeinrichtungen, Tafeln und Co, die ja angeblich Menschen helfen wollen, die ständig irgendwo Zettel in Märkte oder Handzettel in Briefkästen werfen, was sie brauchen. Schon mal versucht, die anzurufen, wenn sie Möbel gerne abgeben wollen, die wie neu aussehen? Ne? Ich schon.

Wie jetzt, auch noch abholen?

Da wird man abgefertigt, als sei man ein Bettler, man sollte das gefälligst vorbei bringen, dann schaut man sich das gerne mal an, für die Abholung habe man keine Zeit. Ähm, ja ne, ist klar, ich schleife nen Sofa als Frau zwei Etagen bis ans Auto, rolle es zusammen, damit es in meinen Kleinstwagen passt und liefere das aus, obwohl da stramme Kerle arbeiten. Pustekuchen, Deutschland geht es wirklich gut, solange solche Organisationen nicht dazu in der Lage sind, wenigstens ihren Allerwertesten zu mir zu bewegen. Geht ja nicht um Lebensmittel, wobei auch die nicht abgeholt werden würden, alles schon gehabt, erfragt …

Und das sind ja keine Händler, Wiederverkäufer oder so, das sind ganz normale Freizeiteinrichtungen, die Angebote für Jugendliche machen, Unterkünfte für Jugendliche bieten, die nicht bei ihren Eltern wohnen, Jugendheime und anderes, wie eine Tafel, die da öfter inserieren, was sie brauchen. Und letztlich landet bei mir der Kram dann eben bei denen, die so etwas abholen, bei der BSR, und das umsonst, auf dem Müll, wo es eigentlich nicht hätte landen müssen.

Und da sage ich dann, hin und wieder liegt die Kanzlerin eben doch nicht ganz daneben.

©denise-a. langner-urso