F1- Vettel, sympatischer Verlierer mit Charakter

Es war das längste Formel1 Rennen der Geschichte mit seinen über vier Stunden, und zu Beginn scherzte man von einem Rennen für Anfänger. Starten mit Safety-Car, dabei nennen sie sich Rennfahrer, nun ja, sie sind eben auch nicht mehr die Kerle von anno dazumal, heute geht Sicherheit vor, obwohl man sich natürlich fragt, was der Unsinn soll, denn mit einem Rennstart hat soetwas wenig zu tun.

Und sind wir einmal ehrlich, so muß jeder zugeben, die Jungs werden in Watte gepackt, und man fragt sich, wieso wird einer Rennfahrer, wenn er nicht dazu in der Lage ist, sein Fahrzeug auch bei regennasser Fahrbahn zu beherrschen. Nun ja, wir stecken ja nicht drin in dieser Gelddruckmaschine, vermutlich werden sie angesehen wie das teuerste Rennpferd und nicht als Menschen mit Hirn und Reflexen. Aber es soll ja Fahrer geben, die gar keinen Führerschein besitzen, wird gemunkelt, wer weiß …

Im Laufe des immer wieder unterbrochenen Rennen, weil man eben zu dicht auffuhr und sich selbst den fahrenden Untersatz und dem anderen seinen gleich mit zerlegte, schloss der Betrachter bereits Wetten ab, in der wievielten Runde das Safety-Car wieder werde ausrücken müssen. Man hatte viel zu lachen über die Dummheit einzelner Fahrer und selbst Nicky Lauda war während der bald unabwendbaren Regenpause so entnervt, dass er dem Reporter anbot, doch endlich über etwas anderes zu reden. Recht hat er gehabt, man muß nicht jedes und alles zum hundertsten Mal wiederkäuern. Es regnete, basta, der Zuschauer hat Augen und selbst das größte Schwachhirn hatte derweil die x-te Aufwarmbrühe satt.

Vettel konnte einem Leid tun. Durch die vielen Unterbrechungen war sein guter Vorsprung stets wieder dahin, und doch er flirtete nicht mit nervigen Stars, sondern saß und analysierte, ein Arbeitstier eben, das nicht im Safty-Car kurz vor dem angesetzten Rennen mit einer sonnenbebrillten Rihanna mal eben um die Piste zu gurken bereit ist. Recht hat er! Die Dame durfte sich stattdessen Hamilton, der sich selbst aus dem Rennen geschossen hatte, als Boxenluder andienen und wurde dort mit offenen Armen empfangen.

Die Hamilton Box, auch so ein Thema, peinlich, peinlich. Wer den Besuch der „feinen“ Dame dort in Pipilangstrumpf-roter Mähne, die ein paar Tage alt gewesen sein muß, so diffus sah sie aus, gesehen hat, der kam ins Staunen.

Filmreif sah das aus in der Hamilton-Box, wie aus einer Hollywoodklamotte, mit Buddyguards, die man sonstwo findet, in schlechten Filmproduktionen, bei Rappern oder Boxern, im Lederlook mit Goldkette. Massige Fleischbrocken der im Film einem Black-Rapper entspechenden äusseren Statur. Die Ice-Cubes und Eminems von der Rennbahn.

Der Spiegel schreibt in einem Bericht zum gestrigen Rennen dazu:

Hamilton ist aber nur noch ein Schatten seiner selbst. Seinen großen Sprüchen („Ich fahre auf höherem Niveau als Vettel“) lässt er nur noch Schandtaten folgen. Nach drei Kollisionen in Monaco fuhr er in Kanada Teamkollege Jenson Button ins Auto und machte ihn auch noch für den Unfall verantwortlich. Pech nur, dass Button weiterfuhr und gewann, Hamiltons Rennen hingegen zu Ende war. Bei McLaren schüttelt man hinter verschlossenen Türen nur noch den Kopf über die Eskapaden des Weltmeisters von 2008 neben und auf der Strecke, der schon 76 Punkte Rückstand auf Vettel hat.

Welch ein Unterschied zu einem Vettel, der selbst in der Pause hochkonzentriert arbeitet, sich mit der Crew abstimmt, am Computer Daten analysiert! Man will ja nichts sagen, aber denken darf man schon: da standen gegenüber Rambo mit Großmaul gegen Arbeitstier mit Hirn, niemals war der Unterschied beider Fahrer (Hamilton und Vettel) deutlicher erkennbarer als hier.

Nichts gegen Hamilton, aber wer arbeitet, der sollte das schon strikt von Freizeit und Privatleben trennen und kein Medienspektakel daraus machen, wenn er am Arbeitsplatz ansonsten in dieser Saison eher eine Fast-Nullnummer ist, in den Jahren zuvor eben gerade die Plätze vier und fünf belegen konnte, jeder Arbeitgeber fasst sich da doch an den Kopf. Das tun ja selbst seine Kollegen, die den Kopf schütteln, wenn der Bruce Willis der Rennfahrer wieder und wieder teure Seifenkisten zerlegt, auch die der unter seinem Fahrstil leidenden Konkurrenz. Ein Fahrer wie Hamilton ruiniert den guten Namen einer Marke durch sein Auftreten vor den Kameras, seine überhebliche Arroganz, was sich dauerhaft auch auf sein ihm zur Verfügung stehendes Team durch seine Launen niederschlagen dürfte. Man kann nur Rennen gewinnen, solange man ein Team hat, als Teamplayer doch was Hamilton beweist spricht eher für einen egoistischen und egozentrischen Einzelspieler, der eher als Testfahrer seine Runden drehen sollte. Möge man demnächst liber einem Testfahrer eine Chance geben.

Wer hingegen einen Fahrer wie Vettel verpflichtet hat, der darf sich glücklich schätzen. Dieser Junge besticht durch seinen Willen und Ehrgeiz stets zusammen mit seinem Team das beste für die Marke an Leistung zu erbringen, was er kann. Er hebt den Ruf der Marke, ihren Wert. Vettel ist einer, der sich freut wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum, der strahlt wie ein Honigkuchenpferd, der Ruhe ausstrahlt, die Fehler zuerst bei sich selbst und nicht ständig bei anderen sucht, ununterbrochen an sich und seiner Leistung arbeitet, und genau das ist es, was einen guten Teamplayer ausmacht.

Das ist es, was ihn auch dieses Mal wieder dem Meistertitel wird einfahren lassen, für sich, sein Team und für die Marke. Es ist nicht mehr Red Bull, was Flügel verleiht, es sollte im Sinne des Teams heißen: „Vettel verleiht Flügel“, bewiesen hat er das alle Mal, auch, wenn es am Sonntag leider durch einen Patzer in der letzten Runde dieses Mal nicht geklappt hat, ansonsten deuten alle Anzeichen darauf hin, dass auch der diesjährige Weltmeister wieder Vettel heißen wird, und er hat das bei seinem Einsatz, seiner Leistung und auch für seine Natürlichkeit bei allem Ruhm wirklich verdient!

©denise-a. langner-urso