Berlin: Ersin E. erliegt nach über einer Woche im Koma seinen schweren Verletzungen

Dies ist ein trauriger Tag für Berlin, so schwarz und dunkel, dass selbst der Himmel zu weinen scheint! Ein trauriger Tag für hunderte junge Menschen und ganz besonders für eine Familie, die einen geliebten Sohn, Bruder, Cousin, Neffen und Onkel verloren hat. 

In den frühen Morgenstunden des 11. Juni 2011 gerieten Ersin Ergün und ein irischer Tourist auf dem Berliner Hauptbahnhof in einen Streit. Die Polizei schritt ein und erstattete Anzeige, danach setzten sie den Touristen wieder auf freien Fuß, da sie von einem Streit unter zwei Männern ausgingen, wie er sich so oft zuträgt.

Ersin kam mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus, wo sein Zustand sich drastisch verschlechterte. Hirnblutungen und schwerwiegende Operationen am Kopf folgten, die Ärzte mussten ihn in ein künstliches Koma legen. Seine Familie war rund um die Uhr an seiner Seite, so wie auch gute enge Freunde… Bis zuletzt haben alle, die diesen Football begeisterten jungen Mann kennenlernen durften, gebetet und fest an seine Genesung geglaubt. Doch nun verlor er den schweren Kampf am Sonntag.
 
Zurück bleiben eine am Boden zerstörte Familie, trauernde Freunde und sein gelähmter Verein, die Berlin Bulldogs aus Spandau. In diesen Stunden sind wir eins; vereint in der Trauer und vereint mit dem Gefühl der Ungerechtigkeit um diesen sinnlosen Tod.

Es ist an der Zeit, dass der Mensch beginnt zu verstehen, dass er selbst die wunderbarste und zerbrechlichste Kreation auf dieser Erde ist. Wir streben nach dem Sinn des Lebens und verlieren uns täglich wieder in den wirren einer immer mehr verbunden Gesellschaft, welche uns näher bringen sollte. Doch die ständige Verfügbarkeit des einzelnen treibt uns stattdessen voneinander weg, sie nimmt uns uns das Besondere einen Menschen zu treffen, denn wo ist der Reiz, wenn wir ihn doch in jedem Moment erreichen könnten… Und wo diese Reize abstumpfen, dort verschwimmen auch die Respektsgrenzen des einzelnen. Der Mensch stumpft ab und die Gesellschaft verroht. 

Viel zu schnell wird heute mit Fäusten, statt mit Worten argumentiert und viel zu oft müssen wir in den Zeitungen lesen, dass es wieder brutale Schlägereien und Überfälle auf unseren Straßen, in unseren U-Bahnhöfen, S-Bahnhöfen und überall in unserer Nähe gibt. Um diesen Ereignissen Einhalt zu bieten, muss sich grundlegend etwas ändern und es ist an der Zeit, dass sich auch die Politik mit diesen sich drastisch verschlimmernden Fällen befässt. 

Doch für heute sollte dies nicht auf unseren Herzen liegen. Kein Gesetz, keine Rache, nichts wird den jetzt trauernden Menschen Ersin wieder zurück bringen. Wir können uns nur noch die Hand reichen und fest zusammenhalten, damit wir gemeinsam in Liebe und Trauer diese schmerzhafte Zeit überstehen.

Ruhe in Frieden, lieber Ersin! Du wirst unvergessen bleiben. Heute um 19 Uhr findet für Ersin eine Gedenkminute am Hauptbahnhof in Berlin statt.

©y.urso