S21 – Auf Biegen und Brechen gegen das Volk

Was in Stuttgart passiert ist ein Lehrstück, wie Unternehmen agieren, wenn man ihnen zu viel Macht gewährt, was daraus entsteht, wenn Politik sich über Jahre hinweg schmieren und kaufen lässt. Es beweist, wie sehr dann der Wählerwille ignoriert wird, wie viel Macht er bereits abgegeben hat, ihm abgenommen wurde, wie undemokratisch das Land geworden ist. Und die Entdemokratisierung ist schon weit fortgeschritten und wurde ersetzt durch die Parteienkapitalisierung.

Der Wähler kann im Grunde genommen heute nichts mehr ändern, jede Mitbestimmung ist ihm verwehrt, egal, welche Partei er noch wählt. Die Politik wird quasi so fortgesetzt, wie sie war, bevor man ein Kreuz auf einem wertlosen Papier machen durfte. Wobei das Papier ja nicht wirklich wertlos ist, zumindest die Parteien verdienen ja selbst daran noch.

Konzerne wie die Deutsche Bahn haben bereits so viel macht im Lande, dass sie Fakten schaffen in noch halb-offenen Prozessen, Aufträge vergeben, für die, sollte es dennoch anders kommen, der Wähler zu haften hat, die Nichtwähler, kommende Generationen, Hauptsache, die Wirtschaft setzt sich durch. Das war bei den Atomkraftdebatten nicht anders, Konzerne gewinnen immer, notfalls über radikale Preissteigerungen.

Was die Deutsche Bahn in Stuttgart abliefert ist ein Meisterstück der Ignoranz, dient nur ihr selbt und spaltet die Gesellschaft tief, die Wähler, und genau das ist so gewollt. Die Politik vorführen, den Menschen zeigen, dass sie nichts zu sagen haben, die Bürger lächerlich machen, ihren Willen, über die Politik. Und das setzt sich immer mehr durch, egal, ob die Städte Berlin heißen oder München, ob es um Fluglärm oder die Schießung von Flughäfen gegen den Willen der Bevölkerung geht, die in Berlin den Lärm für den Erhalt einer historischen Einrichtung gerne hingenommen hätte, die Wirtschaft bekommt iht Recht.

In München geht es um die Errichtung einer weiteren Startbahn, Bürger schreien Politikern wie Dobrindt  „Lügenpack“, „Abwählen“, „Verräter“ entgegen, bewerfen sie mit Tomaten und Eiern und die Opposition vergleicht gleich die FDP mit der Tea Party Bewegung in Amerika, womit sie zumindet in wirtschaftlicher Hinsicht absolut im Recht ist. Dabei darf speziell die SPD nicht vergessen, wie sie mit Tempelhof in Berlin umgegangen ist. Dem Bürgermeister war es vorab egal, wie der Bürgerentscheid ausgehen werde, man erinnere sich an den Artikel im Focus:

Wowereit erklärt Volksentscheid für irrelevant
Rund eine Woche vor dem Volksentscheid über den Erhalt des Verkehrsflughafens Tempelhof hat Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die Schließungsabsicht des Senats bekräftigt. Wie auch immer die Abstimmung am kommenden Sonntag ausgehe, „ihr Ergebnis ist rein rechtlich nur eine Empfehlung“, sagte Wowereit.

Sobald Parteien zur Macht verholfen wurde, setzen sie einzig und allein die Interessen der Wirtschaft um. Der Wählerwille hingegen interessiert sie so wenig wie ein Furz, obwohl es nicht weniger stinkt. Und darin sind alle im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien sich gleich, das lernen die Wähler daraus und fragen sich immer öfter, wozu sie überhaupt noch an die Wahlurne gerufen werden. vermutlich, damit den Parteien anschließend ihr Kapitalanteil je Wählerstimme auch korrekt zugewiesen werden kann, für nichts sonst.

Dabei ist es so einfach, den Parteien am Wahltag seinen Protest kundzutun,indem man wählen geht:

Eine denkbare Minmalversion wäre es, die Worte „bewußt ungültig“ deutlich sichtbar oben links auf den Wahlzettel zu schreiben und nichts anzukreuzen.

Es wäre doch wirklich einmal interessant zu erfahren, was passiert, wenn die absolute Mehrheit der Wähler das tut, zumindest wäre das ein spannender Wahlabend und wir hätten vermutlich sehr viel zu lachen, denn bei dem, was man uns serviert, kann man auf Parteien gleich ganz verzichten, beziehungsweise reicht eine, wie in der ehemaligen DDR. Zumindest würden wir dann eine Menge sparen.

Das deutsche System hat mit einer Demokratie des Volkes, in der alle Macht vom Volke ausgeht so wenig zu tun, wie die Parteien mit Ehrlichkeit und sozialem Gewissen. Deutschland hat seine Demokratie quasi abgeschafft.

Übrigens hätte der Wahlabend einen positiven Effekt für alle Gebührenzahler- beste Politsatire zur besten Sendezeit, selbstgewählt, ARD und ZDF müssten den Politlobbykarrikaturen der Parteien nur noch Becker, Priol und Nuhr samt den besten Crews als Kommentatoren zur Seite stellen …

 

©denise-a. langner-urso

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