Activision Blizzard – Wie ein Konzern seine Macht missbraucht

©denise-a. langner-urso

Wer den Spielemarkt verfolgt, zumindest den, der Onlinespiele heraus gibt, der stellt fest, es bedarf dringend einer einer Kontrolle, weil auf dieser Ebene Konzerne massiven Machtmißbrauch betreiben. Kunden stecken in Jahresverträgen, der Konzern aber kann seine Bestimmungen, seine Spiele jederzeit ändern, der Kunde hingegen darf zahlen, auch wenn sich ein Spiel so massiv verändert, dass er es so nicht erwerben würde, erworben hätte.

Der Kunde hat kein Kündigungsrecht, muß schlucken, was ihm aufgetischt wird. Agierten soVersicherungsunternehmen, träte umhehend ein Sonderkündigungsrecht in Kraft, denn keine Versicherung könnte so massiv an Verträgen schrauben, dass aus einer Vollkaskoversicherung urplötzlich nur die Autoglasversicherung verbleibt. Bei jeder massiven Preisänderung gilt das auch für Stromkunden.

Onlinespieleanbieter hingegen haben diese Macht, können jederzeit ihre Verträge und Spiele ändern, und der Kunde ist angeschmiert, muß zahlen. Jetzt sind die Verbraucherschützer am Zug, und wir haben beschlossen, unseren Artikel an die Verbraucherschutzzentrale Hamburg weiter zu leiten.

Wer jetzt sieht, wie viele unzufriedene Kunden, die ein Spiel von Activision Blizzard erworben haben, nämlich Cataclysm, adhoc gerne kündigen würden, weil sie wütend sind, dass ihnen jetzt mit Mists of Panderia ein Spiel aufgeaddet/untergejubelt wird, dass sie nicht gekauft hätten, der versteht, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Die Kunden sind bereits damit überfordert, dass sie vor dem Spielstart mehrere hundert Seiten Kleingedrucktes zu lesen bekommen, von Änderungen über erneute Änderungen, Verbote ect, die eigentlich dem Kunden vorab per Brief zur Unterschrift, zumindest aber zum Ausdruck vorliegen müssten. Das geschieht hingegen nicht, doch genau dort steht die Fußangel, dass der Konzern jederzeit berechtigt ist, das Spiel zu verändern, denn es soll sich ja entwickeln. Kunden sind solchem Vorgehen hilflos ausgeliefert, das grenzt an reine Willkür. Viele Kunden posten, dass sie sich regelrecht betrogen fühlen.

Zumindest gehörte es sich, dass es einen zuzüglichen Button gibt, der dem Kunden, der ja hinreichend über Foren, über Trials im Spiel und Vorabaddons Bescheid weiß, was als Erweiterung gekauft werden muß, für satte 36 Euro, es ermöglicht, zu bestimmen, ob sein Vertrag bestehen bleibt, oder ob er in diesem Augenblick das Sonderkündigungsrecht nutzt. Alternativ muss natürlich auch der Nichterwerb des Addons, die Nichtinstallation zur Vertragsaufhebung führen.

Bis jetzt hingegen sind Kunden an den Vertrag bis zum Auslaufen gefesselt, selbst, wenn sie ein völlig neues Addon gar nicht erwerben, weil sie es so, wie vorgestellt niemals kaufen würden. Zumindest im Onlinebereich dieser Anbieter besteht dringend politischer Handlungsbedarf, zumindest dann, wenn Konzerne so massive Änderungen vornehmen, wie in diesem Falle. Besser bedient sind jetzt jene Kunden, die Gamecards nutzen, welche ohnehin günstiger sind, die in Kürze auslaufen, denn diese schalten ja nur eine Spielzeit von 60 Tagen frei und knebeln den Kunden nicht für weitere Monate, bis zu einem Jahr.

Wer sich jetzt die Mühe macht, sich einmal die amerikanischen Foren durchliest, der weiß was droht, massive Spielerabwanderung. Der Ärger in Amerika über die Erweiterung um Mists of Panderia ist nochmals um ein Hundertfaches größer als in Deutschland, dort sitzt auch der größere Kundenstamm, die Stimmen sind aber ähnlich, vielleicht trifft die Aussage einer Foristin genau den wunden Punkt, der da lautet:

„Wenn ich ein anderes Spiel spielen will, dann kaufe ich es mir, bezahlt habe ich aber für das, bei dem ich jetzt nicht aus meinem Vertrag herauskomme, dass so massiv geändert wird, dass ein komplett neues zu spielen ist. Ich wollte kein völlig neues Spiel.“

Solche Aussagen finden sich auch in den deutschen Foren, der Ärger ist riesig. Andere Foristen hier wie dort ärgern sich, dass Activision Blizzard Kundenwünsche überhaupt nicht respektiere, sich dazu nicht äussere, bemängeln gar, dass Betatester die berechtigte Kritik einbringen, nicht gehört werden, der Konzern fährt blind gegen jede Wand, setzt sein Konzept durch. Es bleibt letztlich nur, seinen Vertrag auslaufen zu lassen, für etwas völlig anderes weiter zu zahlen, als man bei Vertragsabschluß kaufte. Viele Kunden bereuen es derweil, andere Kunden geworben zu haben, denen das neue Spiel jetzt auch nicht gefällt, da stehen Freundschaften auf dem Spiel.

Aber, es geht nicht nur darum. Die Reaktionen auf ein Spiel, dass man ab 12 Jahren freigibt, sind so radikal, dass Amerikaner Nazivergleiche durch die Foren tröten, wo anschließend 12 Jährige mitlesen. Da spricht ein Forist darüber, wer meckere sei lebensunfähig, sowas würde die Natur ausselektieren. Eltern sollten auch einmal in deutsche Foren schauen, auch hier wird weit unter der Gürtellinie argumentiert, und der Forenbetreiber hält eine Zensur nicht für notwendig.

Deutsche Foristen vermuten hingegen, Blizzard hätte das Spiel dem amerikanischen Markt angepasst, dort spielten mehr Kindergartenkinder, womit er völlig daneben liegt, im Gegenteil, der Altersdurchschnitt dort liegt wesentlich höher als in Europa, dort spielen überwiegend Menschen 30+.

Kann ein Konzern es sich also erlauben, eine erwachsene Klientel dauerhaft zu vergrätzen? Anscheinend schon, denn völlig betriebsblind gibt ein Blizzard Mitarbeiter ein Interview, in dem er behauptet, die Resonanz sei äusserst positiv, er habe allenfalls 20 % negativer Kritiken gelesen. Wo der Mann gelesen hat, fragt man sich verwundert, die eigenen Foren von WoW-europe ganz sicher nicht, und auch die negative Berichterstattung anderer Tester von anderen Spielezeitschriften scheinen ihm am Allerwertesten vorbeigegangen zu sein. Die Bären sind lahm, so die Überschrift der Gamestar, was noch gelinde ausgedrückt ist, der Artikel zerfetzt das Spiel in der Luft.

Eines ist aber klar, die Betaphase gab Zeit zum Testen, und während dieser Zeit, im ersten Halbjahr nämlich, während die Testforen gelesen wurden, hat der Konzern laut PCGames. Währungsbereinigt sank der Umsatz um 13,8%1 Welches Unternehmen kann sich das leisten? Die Kunden haben reihenweise ihre Jahresabos gekündigt. Weil sie testen durften, was da kommt?

Und kann sich Activision Blizzard es leisten eventuell zuzüglich nur die erwähnten 20% an unzufriedenen Foristen, die angeblich gesichtet werden konnten, als Kunden zu verlieren?

Wie gesagt, massive Änderungen benötigen bei so teuren Spielen, wie denen von Activision Blizzard, die man erwerben und für die man dann noch monatlich sehr viel zahlen muss, um sie spielen zu können, ein Sonderkündigungsrecht dann, wenn dieses Spiel quasi durch ein völlig neues ersetzt wird, das man nie gekauft hätte. Alternativ müssen die Verträge am Erscheinungstag auslaufen, können aber nach Addon-Insatllation und anschließendem Hinweis auf die Änderungen freigeschaltet werden, mit anschließendem Kündigungsrecht innerhalb von 14 Tagen. Dann wurde zwar ein Spiel erworben, aber der Jahresvertrag kann dann noch gekündigt werden, die eventuell zuviel bezahlten Kosten müssen erstattet werden.

Kundenrechte bei Onlinespielern müssen dringend verstärkt werden, das Vorgehen der Spieleanbieter, die langfristige Verträge anbieten, gehört auf den Prüfstand!

 

©denise-a. langner-urso