Beispiel Griechenland – Und Sascha Lobo hat doch Recht …

Sascha Lobo hat vor ein paar Tagen in Spon einen Artikel mit der Überschrift:

Ausländerfeindliche Kommentare: Aufblitzen der Unmenschlichkeit

verfasst, und wer heute die Kommentare in der WiWo zu dem Artikel:

Athen zahlt 450 Millionen zurück-Woher hat Griechenland das Geld für den IWF-Kredit?

liest, den überkommt tatsächlich das Grauen, dem läuft es eiskalt den Rücken runter. Medien haben auch eine Verantwortung, tragen über ihre Artikelüberschriften und Inhalte zu genau dem Problem bei, das Sascha Lobo in seiner Kolumne beschreibt. Denn genau solche Überschriften führen dazu, dass die Kommentatoren, denen Lobo ein Aufblitzen der Unmenschlichkeit vorwirft eine Plattform vorfinden, wenn solche Kommentare wie der, den ich hier aus der WiWo jetzt verlinke, überhaupt erscheinen dürfen. Und dieser grenzt am Ende schon etwas an Volksverhetzung. Ich habe hier nur den letzten Abschnitt kopiert, den der

Registrierter Benutzer:Herr Siegfried Bauer (Siggi40.de) schrieb:
In juristischen Formeln brachte Prof. Dr. Nölling, ehemaliger Chef der LZB Hamburg, zum Ausdruck, dass gegen Merkel, Schäuble und die Bundesregierung Maßnahmen gerechtfertigt wären, wie sie von Graf Stauffenberg und dem 20. Juli gegen Adolf Hitler ergriffen wurden.

Ich habe mir davon auch einen Screenshot gemacht, und warte einmal ab, denn Redaktionen können ja in der Nacht auch einmal unbesetzt sein, wie lange so ein Kommentar auf einer Seite eines Onlineblattes so weiterhin erscheinen darf.

Für Medien gilt ja eigentlich der Pressekodex, und ich denke, wer solche Kommentare bei sich stehen lässt, der verletzt diesen. Gut, niemand will sich dem Verdacht aussetzen, er betreibe Zensur, niemand sich als Lügenpresse beschimpfen lassen, wobei ich derweil eher denke, diese Bezeichnung kommt eher einer Adelung, einem Ritterschlag gleich, denn wenn man sich ansieht, welche Medien darunter nicht fallen, der kann sich doch eigentlich getrost zurück lehnen. Wenn das nicht Klicks kosten würde …

Auf solche Klicks kann, sollte, muss ein Medium getrost verzichten, denn es ist ja kein Wunder, wenn ansonsten Menschen meinen, im Internet habe man quasi Narrenfreiheit. Für spezielle Foren, die hier nicht gehostet werden, mag das ja gelten, oft hat man dagegen kaum eine juristische Handhabe, dies hier aber ist die WiWo und nicht irgendein Schmierblatt.

Meine ich zumindest, wenn der Preis dafür der ist, jeden Kommentar und sei er noch so hart über jedweder Grenze zu akzeptieren. Und natürlich ist es auch ein Unding ununterbrochen Griechenland auf dem Radar zu haben, ständig Panik zu verbreiten, wann und ob Griechenland denn die nächste Rate zahlen kann, woher das Geld kommt, denn hier und im Zusammenhang mit Tsipras Besuch bei Putin wird psychologisch ja ausgelöst, da sei doch vielleicht irgendein krummes Geschäft gelaufen, der Grieche habe vielleicht gar von Putin irgendetwas in die Hosentasche gesteckt bekommen, derweil Oma Erna in Münchhastenichtgesehen der Strom abgedreht wird, weil sie sich diesen und die monatliche Rate zum Unterhalt einer griechischen Familie mit Luxusvilla nicht leisten kann.

Und schaut man sich dann noch Maybritt Illner oder andere Sendungen an, so stellt sich auch die Frage, ob so mancher Politiker nicht auch verbal abrüsten sollte, Hunde und Flöhe und Verrat und so weiter. Man muss nicht beständig irgendeinen Stammtisch daheim bedienen wollen, nur um eventuell seine Wiederwahl nicht zu gefährden.

Man kann den Medien übrigens auch im Zusammenhang mit Flüchtlingen nur raten, am besten gar keine Kommentare mehr zuzulassen, denn was da so an Grenzwertigem gerade noch so durchgeht, das schlägt jedem Fass den Boden aus.

Wer sich durch die Kommentar zum Artikel:

Tröglitz-Hauptsache es herrscht Ordnung

lesen mag, der gestern bei Zeit Online erschien, dem wünsche ich aufrüttelndes Nachdenken. Denn auch da toben sich jene aus, die zu den benachteiligsten Menschen der Welt überhaupt zu gehören scheinen.

Und wer all das gelesen hat, wobei Zeit ja unglaublich viele Kommentare entfernt hat, der weiß, dass Sascha Lobo einfach nur Recht hat. Und ich frage mich immer, wo waren diese Kommentatoren eigentlich in den letzten Jahren, aus welchen Löchern kommen die alle und warum jetzt? Geht es uns wirklich so unglaublich schlecht oder ist das die schiere Wut über das eigene Versagen, das in dieser Form sich nun gegen die wirklich Schwächsten richtet? Denn das könnte man fast glauben, zieht man noch all jene Kommentare zum Artikel:

Flüchtlinge – “Sterben können wir auch zu Hause“ ebenfalls aus Zeit Online hinzu.

Jawohl, Sascha Lobo hat Recht mit seinem Artikel, der da endet:

Das Internet als Überbringer einer bestürzenden Botschaft: Der Hass im Netz zeigt den Hass in der Gesellschaft.

 

©denise-a. langner-urso