Benedikt XVI., Joseph Ratzinger – ein Papst tritt zurück

 

Den Rücktritt eines Papstes erlebt man nicht alle Tage, er ist so einzigartig, wie, ja wie eigentlich?

Das Ratzinger überraschen würde, das war bereits bei seiner Wahl offensichtlich und man kann nur von Größe sprechen, wenn ein Mensch in solchem Amt und in einer Zeit, in der man über Tod und Krankheit eigentlich nicht spricht, weil das meist als ein Zeichen von Schwäche ausgelegt wird, sein Amt auf so ungewöhnliche Weise aufgibt, wie es Joseph Ratzinger heute tut.

Schon Ratzingers Rede im Bundestag war beachtlich, sprach er doch dort mahnende Worte an die Regierenden, an die Volksvertreter, die sich dem Wohle der Menschen verpflichtet haben. Er sprach von Recht und Unrecht und rügte.

Es ist im Gegenteil ein Zeichen absoluter Größe, was dieser Papst tut, und man wünscht sich, andere würden seinem Beispiel folgen. Gerade Politiker kleben an ihren Sesseln, egal, was sie getan haben, und das führt zu Politikverdrossenheit. Oft wäre es besser, Jüngeren den Vortritt zu lassen. Aber das soll nicht das Thema sein.

Dieser Papst hat erkannt, dass immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren, dass ihre Strukturen verkrustet sind, dass sie, sofern sie in der nächsten Generation noch eine Zukunft haben will, sich rundum erneuern muss.

Dass Joseph Ratzinger dies erkannt hat, beweist er in einem kurzen Satz seiner Rücktrittsrede, in der er sagt:

Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und her geworfen.

Da also wird ein Mensch weise und möchte nicht seine Gebrechen zur Schau stellen, möchte in Ruhe alt werden, sterben, unbeobachtet von der Öffentlichkeit. Ratzinger hat vorgesorgt, sich um seine Mitarbeiter gekümmert, sein Feld bestellt. Und ebenso wird er sich Gedanken gemacht haben, wer in seine Fußstapfen treten wird, selbst dies wird er versuchen zu beeinflussen, damit die Kirche sich den Menschen wieder nähern kann, davon kann man ausgehen.

Ratzinger aber entschuldigt sich auch für seine Fehler und meint damit vermutlich eben genau die Rückwärtsgewandtheit, die die Kirche unter seiner Zeit erfuhr, meint die Skandale um Missbrauch, hinzu kam die Vatileaks-Affäre und sein Umgang mit der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Man darf gespannt sein, wie die katholische Kirche sich unter einem neuen Papst darstellt und ob sie den Weg ins 21. Jahrhundert endlich bewältigt.

©denise-a. langner-urso