Berlin – R2G : Sozial geht anders

Was ist SPD Politik? Sowas: Erhöhe den Mindestlohn und knöpfe ihn den Arbeitnehmern per Parktickeckts oder Anwohnerparkticket doppelt wieder ab.

Aber das kennt man ja, und wo speziell die SPD gelandet ist, wen sie vertritt, das kann man derzeit in der Hauptstadt wunderbar beobachten. Die Spd ist eine Radfahrerpartei geworden, die sich lieber um Radwege kümmert, als darum, dass in der Charite die Kinderkrebsstadtion nicht genug Personal zu Verfügung hat. Wer gestern dazu den Bericht in der Berliner Abendschau sah, dem lief es eiskalt den Rücken herunter. Wie viel kostet es, ein paar Krankenschwestern zuzüglich einzustellen, und wie viel sollen die neuen Radwege kosten?

Durchschnittlich an die 50 Millionen sollen also in Beton fließen, pro Jahr, derweil die Kinderkrebsstation massiv unterversorgt ist, dort Schwestern fehlen, es dort so weit ist, das schwerkranke Kinder nicht operiert werden können, Operationen verschoben werden müssen. 50 Millionen. Wie viele Krankenschwestern hätte man damit eigentlich einstellen können, wie viel kostet so jemand? Richtig, einen Bruchteil, macht aber nichts, Radfahrer sind uns viel wichtiger, und Flaniermeilen übrigens auch, da liegen die Prioritäten der neuen Koalition in Berlin. Tolle Sozialpartei diese SPD, und ups, da steckt ja sogar knallrot mit unter der Decke.

Und nein, man zerbricht sich wenn man in der Opposition sitzt nicht etwa den Kopf, was man besser machen könnte, wie man einen öffentlichen Pool aus „Springerschwestern- oder -pfleger“ für Engpässe errichten könnte, man übernimmt alte Systeme, ändern kann man ja eh nichts, ist eben so, bleibt so. Und nein, es wäre auch nicht so, dass man sich über Teilhabe den Kopf zerbrechen würde, derweil man ständig über Kinderarmut in der Hauptstadt schwadroniert, nicht, dass man eventuell noch auf die Idee käme, Familienpässe bereitzustellen, die solchen Familien monatliche Coupons für Zoobesuche, Kinobesuche und Museumsbesuche garantieren würden, für Theater oder Oper, Konzerte, Schwimmbäder.

Da ist es doch viel besser sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wie man Autofahrer aus der Stadt verbannt oder das Parken in der Innenstadt massiv verteuert. Trifft ja auch garantiert keine Arbeitnehmer, die auf dem Weg in die Stadt noch ihr Kind in einer Kita abliefern müssten. Es ist doch so sozial, wenn Eltern sich früh samt Kind in Busse und bahnen hocken, weil ansonsten fehlt ja wertvolle Zeit gemeinsam mit dem nachwuchs, auf dass sie wenigstens so etwas Zeit und nochmal zuzüglich am Nachmittag gemeinsam verbringen können.

Und dann die wunderschöne Flaniermeile, die R2G den Hauptstädtern spendieren will,wenn sie als über 60 Jährige abends in die dortige Oper gehen möchten. Sport inklusive. Da ist man doch erfreut, wenn demnächst die hohe Politik und sonstiges Spitzenpersonal unter den Linden zur Abendveranstaltung lustwandelt. Aber, oh, vergessen, schwarze Limousinen samt Polizeibegleitung oder mit Wimpeln, die bekommen natürlich eine Ausnahme verpasst, spazieren dürfen in der Ecke natürlich nur die, die sich ohnehin nachts nicht gerne in gewissen Ecken der Stadt aufhalten, und nicht so gut zu Fuß sind, und wenn sie sich das eventuelle Parken in der Nähe nicht leisten können oder wollen auch egal, es standen ja immer schon tausende Jugendliche vor unseren Opernhäusern und begehrten Einlass. Nein, das ist schon tolle Sozialpolitik, die da betrieben wird.

Nur um Gottes Willen nicht mindestens zwei Radspuren vergessen, vielleicht kommen die älteren Herrschaften ja demnächst im bodenlangen Abendoutfit per Rad. Und Scheiß auf im Weg stehende Bäume, wenn die irgendwo den Radschnellweg stören, dann müssen sie halt weg, geht ja mal gar nicht. Wobei ich als Autofahrer noch nie verstanden habe, weshalb selbst in Außenbezirken Radfahrer breiteste Radwege eben nicht benutzen, weil die Busspur oder wenn nicht vorhanden jedwede, ist ja viel schöner. So breit also sollte ein Radweg mindestens sein, und bitte auf jedwede Verkehrszeichen und Ampeln verzichten, die werden ohnehin nicht beachtet, und da dem so ist, kann man sich wenigstens an dieser Stelle das Geld sparen. Radfahrer brauchen bestimmt noch einen kostenlosen Pannendienst, per Auto, der ihnen zeitnah passende Ersatzteile liefert, wenn es mal nicht voran geht, und die sollten natürlich absolute Vorfahrt haben und schnell vor Ort sein.

Ja, Berlin hat durchaus zukunftsfähig gewählt, wobei ich Schule noch gar nicht erwähnt habe, und das lasse ich lieber, mir reichen in Zeiten von Debatten über schlecht geratene Integration aus dem letzten Jahrhundert, an vielen Bruchstellen, Debatten über Fremdsprachen als Prüfungsfächer wie kurdisch, weil die unabdingbar für Programmierer im Zeitalter vom Internet der Dinge sind.

Ich bin ja ein friedlicher Mensch, ich lebe weit draußen und habe das Umland zum Einkaufen, ich brauche diese Stadt nicht, und das ist auch gut so, wählt ihr alle demnächst R2G auch im Bund, dann sind wenigstens die Radfahrer glücklich. Ich gönne es ihnen, und natürlich auch den Kindern die zuzüglich gewonnene Zeit mit ihren Eltern früh morgens und am Abend in Bussen und Bahnen. Macht was draus, ihr könnt ja gemeinsam Pokemons fangen, die Öffentlichen sorgen bestimmt für so geartete Unterhaltung.

Und nie vergessen: Bücher sind Pfui, die werden aus Bäumen gemacht. Wobei, wenn die für Radfahrer gefällt wurden, isses vermutlich wieder ok mal so ein Ding in die Hand zu nehmen …

Und wie lautet das Fazit? Erhöhe den Mindestlohn und knöpfe ihn den Arbeitnehmern per Parktickeckts doppelt wieder ab.

©denise-a. langner-urso