Berlin/Deutschland macht sich lächerlich – keine Demokratie am Alexanderplatz

Es ist ein Armutszeugnis, das die Hauptstadt Berlin sich selbst ausstellt, indem man nun den Zeltplatz der Empörten am Alexanderplatz auflösen will, und selbst Touristen können darüber nur noch den Kopf schütteln.

Wo sich in Deutschland derweil mehr als ein Mensch niederlässt, wo er es gar wagt, unangemeldet und ohne Genehmigung „artgerecht“ zu zweit zu demonstrieren, da greift sofort die Staatsgewalt ein. Dabei wird andererseits doch beständig und speziell von der Die Linke und der SPD behauptet, man stünde hinter Protestbewegungen von Empörten, die mehr Demokratie fordern.

Ja, so ist sie eben, die deutsche Politik über alle Parteien hinweg, Hauptsache, der Protest findet nicht vor der eigenen Haustür statt. Man muß nämlich wissen, und nur das darf der Tourist erfahren, Deutschland ist ein Vorbild an sozialer Gerechtigkeit und Demokratie, hier gibt es keine Proteste, die Deutschen lieben ihre Politiker und am allermeisten und ganz doll Frau Merkel und ihre christliche Koalition, und das beste Zeichen dass ihre Regierung setzen kann, ist doch gerade die Regierungsbeteiligung der Liberalen Fast Drei Prozent Partei.

Was geht da eigentlich vor, am Alex, wie sind die Reaktionen? Dazu hier eine kleine Übersicht und Linksammlung, denn der merkeltreuen Staatspresse scheint die Berichterstattung dazu scheinbar verboten.

Zuerst gibt es da einmal eine Seite die da titelt: Was??? Ihr dürft keine Zelte in Deutschland aufstellen, in Israel stehen Tausende! Aufruf zur Solidarität mit unserer Demokratie, sie liegt in den letzten Zügen! Und der Blogger schreibt weiter: Die Überschrift stammt von einer Gruppe Israelis, welche zufällig vorbeigekommen waren . Es ist für Menschen anderer Nationen eben nicht verständlich, wenn man sie stets glauben machen möchte, Deutschland sei die beste Demokratie der Welt, und aus diesem Grunde müsse die Welt diese Demokratie der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft auch in irgendeiner zumindest sehr ähnlichen Form übernehmen.

Deshalb, so sagt man ja den Wählern auch beständig, sei die Bundeswehr in Afghanistan. Nun, wie demokratisch unsere Demokratie ist, Israelis wissen es spätestens jetzt, und es wird sich herumsprechen. Zumindest die Israelis haben so einen Bildungsurlaub über deutsche Demokratie genießen dürfen, den man sonst nicht unbezahlt und schon gar nicht unzensiert bekommt.

Ob sich davon also in Zukunft die Afghanen oder gar die Libyer von dieser Demokratieform werden überzeugen lassen? Vermutlich eher nicht, denn sie kämpfen ja gerade eben nicht dafür, dass man Demonstrationen für mehr Demokratie anschließend wie in Deutschland bald auch in Libyen zukünftig gesetzlich verbieten und die Polizei sie niederknüppeln lassen kann.

Eine andere Seite beschreibt, wie die deutschen Behörden am Alexanderplatz vorgehen und titelt dazu: Polizei und Behörden schikanieren massiv Demokratiebewegung. Geniale Vorgehensweise von rot/rot in einer absurden Demokratie, die sich als Fake herausstellt!

Blöcke greifen derweil das Thema auch auf und schreiben: Staatsgewalt will Protest der Empörten am Alexanderplatz nun unbedingt beenden. Ein anderer Blogger schreibt: Berlin – Besetzung des Alexanderplatz und unterstützt diese kleine zarte Demokratiepflanze am Alexanderplatz.

So also sieht das aus, wenn eine Protestbewegung sich in Deutschland organisieren möchte. Hervorragend, wie der deutsche Staatsapparat dann reagiert, irgendwann haben wir Verhältnisse wie in der Zeit, zu der die DDR in den letzten Zügen lag.

Soviel freiheit sollte die zarte Seele der deutschen Politik eigentlich aushalten, sich ehrlich mit den Forderungen auseinandersetzen und nicht eine Demokratiebewegung im Keim ersticken. Aber wer würde auch anderes erwarten, als ein Verbot? Das ist eben wieder einmal typisch deutsch! Es zeugt von der Verunsicherung der Mächtigen, von der Hilflosigkeit der Politik, von der Negierung des Willens der Bevölkerung, vom Wegsehen und nicht zur Kenntnis nehmen, von der Entfremdung vom Wähler und nicht zuletzt von aus dem Weg räumen von dem Schmutz, den man der Welt nicht zeigen will, denn Deutschland hat perfekt zu sein, das Räderwerk der Menschen hat zu funktionieren, wie die Politik es der Wirtschaft einstellt, und ansonsten gibt es dazu nichts zu sagen als, die eigene Bevölkerung habe zu schweigen, sei wohl verrückt geworden und viel zu römisch dekadent. Ein nie zufriedener Schmarotzer an den Töpfen der Eliten.

Und der verwunderte Betrachter stellt erstaunt fest, – ja wo sind sie denn alle, die unzufriedenen Hartz IV Empfänger, die den Tag damit verbringen, die Internetforen von Spiegel, Welt und Co vollzuspammen mit ihrer Wut?

Ja wo sind sie denn, all jene, die im Bundestag sich scheinheilig darstellen als Kämpfer der Armen, Gysi, Wagenknecht und Co?

Ja wo sind sie denn alle, die Verfechter für Mindestlöhne von den Gewerkschaften? Keiner da, keiner unterstützt die Camper vom Alexanderplatz? Nun, dann wissen wir bei der Wahl ja, wofür bestimmt nicht gestimmt werden sollte, denn selbst die heuchelnde SPD bezieht keine Stellung dazu. Wo also sind all die Unzufriedenen?

Und der Tourist fährt nach Hause und wird berichten: es geht ihnen wirklich gut in Deutschland, wenn alle lieber auf dem Sofa und hinter dem Ofen hocken, und eigentlich braucht man die Demokratie in Deutschland nicht, denn Deutsche sind wie in allen Jahrhunderten, nur eines obrigkeitshörige kuschende dumme Schafe, die nicht selbst denken und handeln und sonst gar nichts…

Demokratieverfechter allerdings hingegen behaupten weiterhin standhaft:

und wenn man ehrlich ist, für Demokratie muss man dauerhaft kämpfen, sonst ist sie nicht das Papier wert, auf dem sie als Grundsatz geschrieben steht! Wer das nicht begreift, weil es ihm zu gut geht, der ist selber Schuld, wenn die Eliten mit ihm Schlitten fahren und ihn am Nasenring durch die Manege Europas, seiner radikalisierten Wirtschaft und Banken schleifen!

 

 

©denise-a. langner-urso