Blizzard und Twitter – Werbe- und Überwachungsfalle

Mit 6.1 will Blizzard seinem Spiel World of Warcraft Twitter verpassen, und kein Unternehmen macht etwas umsonst, weder Blizzard, noch Twitter. Und ganz manchmal werden amerikanische Unternehmen zu gewissen Dingen gezwungen, man muss es nur nicht sagen und den Einbau gut verkaufen.

Und Gewerbetreibenden und Selbstständigen wird beim Einloggen auf Twitter derzeit ständig das Angebot gemacht, auf Twitter zu werben, und wer sich etwas belesen hat, der kann sich vorstellen, was Twitter bezweckt, es bewirbt Kunden nach eventuellen Interessen. Wer mein Blog lesen will, der vernetzt sich, wer ähnliche Blogs liest, meines aber nicht mag, der lässt es. Und ich denke, so sollte es auch bleiben, denn ich weiß ja nicht, wen Twitter anschließend mit meiner Werbung zu zuspammen gedenkt. Das kann nämlich auch Menschen verärgern, speziell dann, wenn solche Werbung über Twitter ungebeten im Postfach erscheint. Und Twitter wird sicher nicht jene Follower umwerben, die ohnehin mit mir vernetzt sind.

Blizzard also arbeitet demnächst mit Twitter zusammen, World of Warcraft Spieler können dann direkt aus dem Spiel heraus bei Twitter posten. Eine Goldgrube für Blizzard, denn Twitter kennt ja die zu umwerbenden Profile, die mit dem jeweiligen Spieler vernetzt sind, kann sehr genau feststellen, welche Follower noch nicht Kunden von Blizzard sind. Blizzard bekommt also, und es ist davon auszugehen, dass Blizzard Werbung auf Twitter kauft, über diesen Weg neue zu umwerbende Kunden geliefert, ohne, dass diese sich vorab jemals das Spiel gekauft oder daran Interesse gezeigt haben müssen. Gleichzeitig macht Twitter natürlich Werbung nicht umsonst, so wie Blizzard natürlich daran interessiert sein dürfte, die Follower seiner Spieler umwerben zu können.

Win-Win für Blizzard und Twitter und Win für Überwacher

Eine Art Win-Win Situation also, und ja, ich halte das für gefährlich, denn wo Twitter seine Daten abliefert, das dürfte jedem klar sein. Wer also ist mit wem vernetzt, spielt welches Spiel, wer fehlt. Und das ist noch nicht alles, könnte man doch unwissentlich im Spiel mit Menschen vernetzt sein, die zumindest unter Terrorismusverdacht stehen, überwacht werden. Schwups hat man eventuell ein Problem, wenn man in die USA reisen will, wird mit überwacht, obwohl man den anderen Spieler ja nur von einem Raid oder einer Gruppenquest half, nur mit ihm chattet.

Man sollte also vorab darüber nachdenken, was so eine Verknüpfung eventuelle für Folgen haben kann, Spam und Werbemüll an Menschen, die mit dem eigenen Spiel nichts am Hut haben, Daten an einen US Riesen und Überwachung ingame per Twitter. Und selber vielleicht Mails über andere ähnliche Spiele, was noch das Harmloseste ist.

Sage jetzt nur niemand, das sei Verfolgungswahn, denn das ist es keineswegs, wer sagt denn, dass nicht auch Menschen mit bedenklichen Planungen nicht das Lieblingsspiel spielen, und über den geöffneten Twitterkanal liest eben dann vielleicht doch eine Behörde den Chat mit, von dem man meint, er sei geschützt, gerät man selber unter Vorratsverdacht.

Ein freiwillig geöffnetes Scheunentor

Und habt ihr übrigens eure Follower gefragt, was sie davon halten, dass ihre Daten eventuell demnächst von Blizzard/Twitter zu Werbezwecken benutzt werden, weil Follower bei Twitter ja eventuell ähnliche Interessen haben könnten wie ihr selbst? Und was es eventuell in dieser paranoiden amerikanischen Überwachungsmaschinerie auch für sie bedeuten kann, wenn ihr ohne es zu wissen mit jemandem ingame in Kontakt kommt, der unter gewissem Verdacht steht und überwacht wird? Gut, das kann auch ohne Twitter passieren, aber mit Twitter erhöht sich für alle das Risiko unter Generalverdacht gestellt zu werden, ganz abseits von der Werbefalle. Twitter ingame ist eine absichtlich geöffnete Lücke für gewisse Dienste, und man fragt sich, ob Blizzard dazu nicht vielleicht sogar von gewisser Seite gezwungen wurde. Möglich ist ja derweil alles. Und ob sie wirklich nicht genutzt werden kann, wenn man es nicht aktiviert, das ist mehr als fraglich. Besser zu leisten als über ein Spiel mit solcher Hintertür, freudig erwartet und freiwilliger war Vorratsdatenspeicherung wirklich nie.

Datenschützer müssen sich die Haare raufen. Denn dass das Unternehmen speichert, das ist jedem klar, der einmal einen Gegenstand hat erneut herstellen lassen, dessen Account schon einmal gehackt und wieder hergestellt wurde. Und natürlich sind Chatprotokolle auch speicherbar, nur niemand fragt bisher wie lange. Und jetzt sind sie demnächst mitlesbar, katastrophaler Leichtsinn und Leichtgläubigkeit! …

Nein, und wenn, dann wäre es auch egal?! Stimmt, besonders Du, Deine Mitspieler und Deine Follower, ihr habt ja nichts zu verbergen …

©denise-a. langner-urso