Bundestagswahl – Nichtwählen ist keine Option

In ein paar Tagen steht ein Wahlgang an, der es in sich hat, und es deutet sich ein Kopf an Kopf rennen zwischen der derzeitigen Bundesregierung und der Opposition an. Schaut man auf die Umfragewerte, so wird klar, bis zu 10 % der Wähler werden ihre Stimme einer Partei geben, die ohnehin gar keine Chance mehr auf den Einzug in den nächsten Bundestag hat. Diese Stimmen fallen quasi unter der Tisch.

Spätestens um 18 Uhr kommt das böse Erwachen, für die, die eine solche Partei gewählt haben. Hinzu kommen jene, die die Wahl verweigern, weil sie unzufrieden sind, und das können gut 20% der Bevölkerung sein, vielleicht mehr, vielleicht weniger Wahlberechtigte. Es ergibt sich also eine Zahl, die bei 30 % liegt. Menschen, die also mit der derzeitigen Regierung nicht einverstanden sind.

Mit keiner Stimme sind diese Wähler im Bundestag vertreten, sie haben niemanden, der sich um ihre Probleme kümmert. Sie bleiben quasi stumme Opposition.Und das ist erschreckend.

Geht man jetzt noch davon aus, dass die jetzige Bundesregierung vielleicht 45% der Stimmen erhält, so bleiben für die jetzigen Oppositionsparteien gerade einmal 25 % an Stimmen übrig, die wirklich die Opposition bilden können.

Denn an sich geht man ja am Wahlabend von 100 % Wählerstimmen in Prozenten derer aus, die zur Wahl gingen und definitiv die 5% geschafft haben, mehr nicht! Weil man eben nur die vertretenen Parteien berücksichtigt, die die 5% Hürde geschafft haben. Man geht also von einer Zahl bei der Berechnung aus, die es eigentlich gar nicht gibt, die viel ignoriert.

Und diese Zahl lässt die Nichtwähler und die Wähler, die kleinere Parteien gewählt haben, unter den Tisch fallen. Ich will hier nur zeigen, wie groß eigentlich die Nichtzustimmung zur Bundesregierung ist, der doch eigentlich eine viel stärkere Opposition gegenüber steht.

Schaut man sich also an, und zwar länger, was das bedeutet, so ergibt sich quasi eine riesige, schweigende Mehrheit von Menschen in der Opposition, die sich regieren lassen muss von dem, womit sie eigentlich gar nicht einverstanden ist. Eine starke Opposition aber kann einer Regierung richtig Probleme bereiten, kann Konstellationen erzwingen, die eine andere Politik ermöglichen, kann sie zu Fall bringen, und alleine das ist schon mehr wert, als gar niemanden zu haben, der eine Stimme erhebt, der nicht zu Wort kommt.

Wer etwas ändern will, der muss zeigen, dass er da ist, dass er eine starke Opposition will, dass er in den letzten Jahren von Regierungsseite hingenommen hat, womit er nicht einverstanden war. Und genau aus diesem Grund ist jede Stimme verschenkt, die man Parteien gibt, deren Einzug in den Bundestag vollends illusorisch ist, wenn man vielleicht gar daheim bleibt, und das kann man bereits jetzt erkennen, bevor es zu spät ist.

Spätestens jetzt also ist es an der Zeit, sich doch zu überlegen, ob die Partei „Ich will und werde nicht einziehen “ die wertvolle Stimme wirklich bekommen sollte, ob man nicht doch ein bereits im Bundestag vertretenes kleineres Übel wählt, eines, das eventuell gerade eben noch so den Sprung schafft, wenn viele Menschen sich entscheiden, eben doch aus dem Sessel zu kriechen, um wirklich eine schlagkräftige Opposition zuzulassen. Und es ist auch an der Zeit zu sagen, ja, ich gehe zur Wahl, alleine, weil ich will, dass die da derzeit regieren, es eben nicht allzu einfach haben.

Denn die eigentliche Opposition bildet sich eben nicht aus dem, was am Wahlabend an Prozenten verteilt wird, sie bildet sich eben auch aus jenen, die daheim bleiben, aus jenen die unter „Die Anderen“ gezählt werden und hinten runter kippen. Dann lieber die Stimme denen geben, die echte Opposition bilden können, damit der Wille der Bevölkerung auch ausgedrückt wird, der sagt, schaut her, wir sind auch hier. Denn die Bundesregierung mag zwar scheinbar derzeit 45% der Stimmen erhalten, aber ist das eben nicht die Mehrheit der Wahlberechtigten, es ist der Prozentsatz derer, die vermutlich die 5% Hürde schaffen! Nicht mehr und nicht weniger, die Mehrheit ist das noch lange nicht, und eine Berechtigung die Mehrheit über-regieren zu dürfen schon gar nicht!

Die Opposition, das sind wie gesagt die Oppositionsparteien zuzüglich der unter den Tisch fallenden Stimmen und jener, die nicht wählen. Und wer das begreift, der begreift auch, dass man eben sehr wohl mit seiner Stimme etwas ändern kann, man muss es nur wollen! Zumindest ist es Bürgerpflicht, der Regierung einen starken Oppositionsfloh ins Fell zu setzen, der ständig beißt.

Wer nicht wählt, der toleriert, nimmt hin, gibt Macht aus der Hand, und das ist viel schlimmer! Wählen tut nicht weh, gehen Sie zur Wahl, und zeigen Sie, dass Sie auch noch da sind, dass man mit Ihnen rechnen muss, egal, was Sie wählen, aber verschenken Sie ihre Stimme nicht! Machen Sie es denen da oben nicht so einfach, bringen Sie sie ins Schwitzen, sorgen Sie für eine Überraschung! Vielleicht gibt es dann wirklich einmal eine gewählte Bundesregierung mit echter Mehrheit und schlagkräftiger Opposition. Zu wünschen wäre es uns.

©denise-a. langner urso