Demenz, Alzheimer – Das gefürchtete Alter

Demenz, – was macht „blöd“?

Diese Diskussion beherrscht zurzeit alle Medien, die Presse, das Fernsehen, die Magazine und auch die Literatur. Viel wird von dieser schrecklichen, noch immer unheilbaren Krankheit berichtet, für nicht Betroffene mag darüber zu lesen interessant, fast sensationell sein, für Betroffene und pflegende Angehörige der graue Horror. Man liest über das erschütternde Schicksal betroffener, Heinrich Lübke, Herbert Wehner, Ronald Regan, Walter Jens, Rudi Assauer, um nur einige bekannte Namen zu nennen, erschaudert und man wünscht, nie selbst in diesen Zustand zu kommen. Nie alt werden, „verblöden“ und im gefürchteten Altenheim landen.

2002 wurde Christa Wolf der Deutsche Bücherpreis verliehen. Sie wurde anlässlich dessen gefragt, was sie sich für ihr zukünftiges Leben wünsche. Sie wünschte sich: „ im Alter nicht zu verblöden“.

Wir sind betroffene Angehörige, meine Frau und ich. Ich schreibe darüber, zum einen, um auf das Schicksal aufmerksam zu machen und zum anderen Tipps aus harter Erfahrung im Umgang mit Dementen weiter zu geben. Auch helfen mir persönlich die Aufzeichnungen, das Schicksal besser zu ertragen. Eine komplette Veröffentlichung wird solange das Schicksal andauert nicht erfolgen.

Wir werden sehr viel älter heutzutage. Im Mittelalter lag das Durchschnittsalter bei 30 Jahren. Im Jahr 2030 prognostiziert ma, dass die Menschen durchschnittlich 100 Jahre alt werden und jeder dritte über 70 Jahren, so die Hochrechnung, wird von Alzheimer befallen sein.

Schon heute gibt es kaum Altenheime bzw. Einrichtungen für die menschenwürdige Unterbringung von Dementen. Viel zu wenig Personal im Allgemeinen und kaum speziell geschultes bzw. ausgebildetes Personal in Bezug auf die Betreuung alter dementer Menschen. Immerhin ist inzwischen das Wissen um diese “Krankheit des Vergessens“ in der Bevölkerung angekommen und es bilden sich Selbsthilfegruppen, wie Stammtische und Info-Zentren, wo Betroffenen Rat und Hilfe erhalten. Eine sehr beachtenswerte Initiative auf privater Basis mit breiter Unterstützung aus der Bevölkerung läuft über: www.rosenblätter-im-irrgarten.de. Ich wurde durch Zufall in einer TV-Sendung darauf aufmerksam und mische inzwischen eifrig mit.

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VORWORT
Zu meinen noch nicht abgeschlossenen und unveröffentlichten
Aufzeichnungen.

Demenz, – was macht blöd?

Schwiegermutter ist dement. Meine Frau und ich müssen uns um sie kümmern, was nicht leicht ist, und müssen mit ihr leben, was recht schwer ist.

Der geistige Verfall kommt schleichend, zunächst wird er von den Angehörigen gar nicht als Krankheit bemerkt, die vermehrte Vergesslichkeit als altersbedingt hingenommen und toleriert, weil man selbst oft was vergisst und dies auf Überlastung, mit dem gern gebrauchtem Wort Stress, abtut. Mit der Zeit nimmt die Vergesslichkeit zu, leichte Orientierungsschwierigkeiten gesellen sich, Wortfindungsprobleme treten auf. Jetzt dämmert es verdächtig. Die Betroffenen werden bewusst beobachtet und abnormales Verhalten wird registriert. Bei Gesprächen mit Freunden und Bekannten erfährt man, dass der eine oder anderen ähnliches in seiner Familie erlebt. Demenz! Das Wort fällt, vom hören wohl bekannt, doch um die Problematik nicht wissend, man war ja nicht berührt.

In unserem Fall, mit Mutter, bzw. Schwiegermutter, nahm Tochter Christa mit der Gedächtnisambulanz der Uniklinik Heidelberg Kontakt auf, als die Anzeichen der Demenz auffällig wurden. Das war 2006. Nach einem Unfall musste MA das Autofahren einstellen, seit einem Sturz von der Treppe konnte sie auch nicht mehr allein wohnen. Sie lebt nun in unserem Haushalt. Mit dem Fortschreiten der Krankheit mussten wir uns permanent von kompetenten Stellen, in erster Linie von der Gedächtnisambulanz der Uni Heidelberg, im Umgang und Betreuung der erkrankten Mutter belehren lassen. Es gibt inzwischen reichlich Literatur und Information in den Medien, wie auch im Internet. Sie sind im täglichen Betreuen des Patienten nur dann nützlich, wenn sie Ratschläge geben und Hilfe im praktischen Umgang vermittelt. Medizinische Kenntnisse sind gut zum besseren Verständnis der Krankheit, sofern sie populär erklärt werden, aber helfen im Alltag können nur praktische Tipps die ich aus unserem Erfahrenen aufzeichnen will. Eine Broschüre, die helfen soll zu verstehen, zu betreuen und ganz wichtig, auch zu ertragen.

©h.boxxan