Gastronomie – Hygiene

Guten Appetit !

Und der kann einem durchaus vergehen, wenn man in die falsche Lokalität gerät. Unsere Gastronomie und die Hygiene.

Ein seinerzeit mir befreundeter Koch, der mir hin und wieder während meiner Studienzeit einen Job als Beikoch vermittelte, damit ich meine Finanzen sanieren konnte, der selbst gerne essen ging, um andere Küchen zu schmecken und nicht zuletzt weil er gerne aß, hatte immer den warnenden Spruch auf den Lippen: „Guck genau hin bevor du bestellst; denn von 10 Kneipen sind 11 versaut“.

Das war natürlich maßlos überzeichnet, doch das Körnchen Wahrheit ist
in Wirklichkeit ein recht großes Korn. Ich spreche aus Erfahrung. Sein Rat war, erst auf die Toilette zu gehen, wenn die sauber und in Ordnung ist kann man schon mal auf Küche und Buchhaltung schließen. Versteckte Kleinigkeiten sind es oft, die die hygienischen Zustände verraten. Der schön garnierte Teller verschweigt. Die Vorbinde des Kochs, mit dem darin steckenden klebrig nassen Handtuch sagt da schon mal mehr aus. In die Küchen kann ein Gast in der Regel keinen Einblick bekommen, wenn es nicht gerade ein Schnellrestaurant ist, in dem die Kochzeile Teil des Gastraums ist. In Griechenland soll man sogar in die Töpfe gucken dürfen, sagt man, vielleicht früher auf dem Land. Bei uns darf selbst ein Lieferant nur mit Gesundheitszeugnis die Restaurantküche betreten, egal wie dreckig sie ist.

Aber davon wollen wir nicht sprechen, denn es geht um das sogenannte „Essengehen“ in gut, bis noblen Restaurants. Ausgesprochene Gourmet-Tempel wollen wir ebenfalls außen vor lassen, weil dort ein Publikums-Segment verkehrt, das an der Kalkulation nicht interessiert ist und das Beste in jeder Beziehung voraussetzt, weil das finanzielle keine Rolle spielt. Nein – das gutbürgerliche Gasthaus meinen wir, wo nicht nur Stammkundschaft verkehrt, sondern auch der Tourist und der Geschäftsreisende mit gutem Gewissen einkehren und appetitlich speisen kann.

Nun gibt es in unserem Land entsprechende Kontroll-Institutionen. Früher war es die „Gesundheitspolizei“, klang nicht besonders gut, dann hieß es „Wirtschaftkontrolldienst“ und heute ist es die „Lebensmittel Überwachungsstelle“. Diese Kontrollbehörden sind, wie viele andere Kontroll-Institutionen, wie Steuerfahndung, maßlos unterbesetzt. Jeder nicht ausgebildete oder qualifizierte Mensch kann in der Branche aufgrund unserer Gewerbefreiheit Gastronom werden. Eine kurze Schulung bei der Industrie und Handelkammer mit Crashkurs in Punkto Hygiene reicht völlig aus und eine schöne Urkunde ohne Prüfungsexamen wird nach bezahlter Gebühr ausgehändigt. Sie hängt dann stolz gerahmt über der Theke und täuscht vor was meist nicht vorhanden ist. Nach diesem gesetzlich verordneter Prozedur darf die Restaurant-Tür geöffnet werden. Gewöhnlich kommt dann in den ersten Betriebtagen ein Beamter vorbei, um sich die erforderliche Bestätigung zu holen, dass alles ohne Mängel und in Ordnung ist. Die Einrichtung ist neu, die Kühlschränke noch sauber, die Herdplatten noch nicht durch Angebranntes verkrustet und die Mülleimer stinken auch noch nicht. Gibt es keine gravierenden Beanstandungen, kommt der Kontrolleur vielleicht irgendwann mal wieder, doch selten, viel zu selten.

Von jetzt an ist Hackbraten Vertrauenssachen. Ab jetzt genau hin gucken! Wie war das? Von 10 Kneipen sind…. Na ja doch einige ganz in Ordnung und ich weiß wo ich essen gehe und Kakerlaken Hausverbot haben.

©h.boxxan