Helmut Schmidt bei Maischberger – Genial bis Respektlos

Was für ein Leuchtturm. Welch geniale Sendung. Unser Altkanzler Helmut Schmidt bei Maischberger. Was für ein Erinnerungsvermögen. Und weil es ja leider so spät ausgestrahlt wurde, verlinke ich die Sendung hier sobald sie dazu zur Verfügung steht. Inzwischen soll die Filmbiografie von 2013 diese Lücke ausfüllen:

Und ja, unser Respektlos hat am Anfang einen großen Buchstaben, denn das was Maischberger an einigen Stellen tat, das war nicht klein, das war unverschämt. Also ein großes R.

Und warum muss so ein Interview irgendwann auf Bildniveau sinken, warum musste Frau Maischberger auf einem Ehebruch umher reiten? Peinlich, peinlich und aus meiner Sicht absolut respektlos. Und zum Ende versucht man dann aus einer neuen Freundschaft eine Beziehung zu konstruieren. Sorry, an diesen Stellen war Maischberger voll neben der Rolle.

Wenn ein älterer Mensch nach und nach all seine Weggefährten und Freunde verliert, dann ist es doch klar, dass er dankbar ist, wenn er einen anderen Menschen trifft, der diese Lücken ausfüllen kann, wenn er neue Freundschaften knüpft, egal wie sie aussehen, egal wie tief sie sein mögen. Und es hat den Altkanzler Schmidt sehr verletzt, er war tief getroffen, als Maischberger in solche Wunden ihren Finger legte, bohrte bis zur Unerträglichkeit, die selbst den Zuschauer nicht unberührt lies. Das hat dieser großartige Mann sicher nicht verdient, denn an diesen Stellen ähnelte das Interview mehr einem Verhör, einem Prozess.

Und wenn man genau hinhörte, so konnte man feststellen, wie wach Schmidt noch ist, wie interessiert. Solche Menschen sollte man viel öfter nach ihrer Meinung fragen, denn Schmidt hat viel zu sagen, könnte sicher auch privat hin und wieder so einigen anderen Politikern gute Ratschläge mit auf ihren Weg geben, könnte zum Nachdenken anregen.

Solche Chance sollte man versuchen zu nutzen, auch wenn man ansonsten kein Sozialdemokrat ist, sonst nicht mit ihm einer Meinung ist. Denn Helmut Schmidt hat einen Erfahrungsschatz der mehr wert ist als alles Geld der Welt und er hat den Vorteil älter zu sein. Jaja, ich weiß ja, niemand gibt gerne zu, dass der Rat älterer Menschen hin und wieder gar nicht so schlecht ist, und doch, einer wie der Altkanzler hat Zeit, und die braucht es in der Politik, wenn man Fehler vermeiden möchte.

Lieber einmal eine Nacht länger über so manche Dinge nachdenken, lieber einmal über sie schlafen. Kleine Schritte machen wie Merkel. Und ja, Schmidt ist jemand, der auch das andere lager gut kennt, der aber auch die guten Dinge sieht, die von dort kommen, denn es ist ja nicht alles schlecht, nur weil andere Parteien es tun.

Ich hätte mir wie gesagt etwas mehr Respekt gewünscht, mehr Respekt vor der Lebensleistung, und dazu hätte es übrigens auch gehört, Seitenhiebe auf den Altkanzler betreffs seines Zigarettenkonsums zu unterlassen, sonst sollte man so ein Interview anderen Kollegen überlassen, zumal wenn man dann auch noch eventuell um die eigene Gesundheit fürchtet. Schmidt ohne Zigarette, das wäre unvorstellbar, das wäre wie, naja, passt nicht so ganz, aber es wäre ungefähr wie Merkel ohne Raute.

Danke trotzdem an den Altkanzler für dieses Interview. Was für ein unglaubliches Leben.

©denise-a. langner-urso