Industrie 4.0 – Die nur bis zur Nasenspitze denken

 

Derzeit wird ja wieder einmal über mehr Überwachung nach dem Anschlag von Berlin geredet, andere faseln über den unendlichen Segen der Industrie 4.0 in Zusammenhang mit einem Grundeinkommen, und beides hängt zusammen. Nur verbinden tut beides niemand, wie üblich, bis es mal wieder zu spät ist, bis man wieder Gäste erwartet und wenn es klingelt feststellt, dass der Kühlschrank völlig leer ist. Ein Verfechter dieser Industrie versucht uns die neue Arbeitswelt in einer Phoenixdoku in buntesten Farben schön zureden, als erwarte uns alle in Zukunft das Paradies, wobei genau er auf ein Handy verzichtet. Warum wohl, wie passt das zusammen?

Es passt in dem Augenblick, wo man erkennt, dass Dauererreichbarkeit auch Dauerkontrolle bedeutet.

Und was hat Industrie 4.0 mit Geflüchteten zu tun? Ebenfalls mehr, als so mancher meint. Denn wie stellen sich die Verfechter dieser Art des Lebens es sich denn vor, was Menschen tun sollen, die keine Arbeit mehr haben? Schauen wir doch mal, wie es Geflüchteten damit geht, was ihnen bleibt, sie sind doch das beste Anschauungsmaterial, dass es gibt. Was bleibt ihnen, wenn man ihnen alles gibt, derweil sie hier untätig abwarten, ob man sie aufnimmt oder nicht? Was bleibt, wenn man zur Untätigkeit verdammt ist?

Der Mensch dreht durch, er versucht, zumindest, wenn man zum „Wohlstandsrentner“ wird, sich in Haus und Garten zu beschäftigen, oft auch noch freiwillig länger und irgendwo mehr zu arbeiten. Und ich nehme jetzt Hartz IV Empfänger mal hinzu, weil ich als vernünftiger Mensch mir gut vorstellen kann, was innerhalb von Familien an oft unschönen Dingen passiert, wenn plötzlich die Arbeit und damit ein Mehr an Luxus, wie Urlaub, regelmäßige Kinobesuche und Co nicht mehr passieren können, wenn man um alles betteln muss, wenn einem das, was andere einem nicht zugestehen wollen, einfach mal so weggenommen werden kann.

Ach so, die Reichen, die, die demnächst zuteilen werden, werden natürlich freiwillig die Untätigkeit anderer finanzieren, verstehe, sie werden sich zwingen lassen, alles klar …

Sorry, aber dieses Modell wird nicht finanzieren, schon deshalb nicht, weil ja alles und jedes von Computern getan werden, mit ihnen vernetzt werden soll, bis das Leben tatsächlich nur noch aus fressen, ficken und schlafen gemacht werden soll. Und wer wird in dieser schönen Zukunft wohl noch arbeiten dürfen, denn Arbeit wird es ja noch geben, weil wenige Menschen ja diese Maschinenprogramme noch werden prüfen müssen, eventuell dies, wenn überhaupt.

Es werden die Arbeit erhalten, die am besten zum System passen, denen man mehr zugesteht, als anderen, nämlich die Kinder jener Reichen, die wollen, dass an diesem System nichts mehr geändert wird, weil man so am besten die eigene Sicherheit kontrollieren kann, die anderen werden dahin vegetieren, wie heute die zu uns Geflüchteten in totaler Abhängigkeit von anderen, ständig von Wenigen kontrolliert.

Aber schaut ruhig weg, bleibt in eurer schönen Industriebubble 4.0, macht euch was vor, malt euch ruhig aus, wie schön euer leben oder das eurer Kinder mit bedingungslosem Grundeinkommen ohne Arbeit sein wird, verkauft in Dokus ruhig noch ein paar Jahre weiter eure schöne Idee vom Nichtstun, eure Vorstellungen davon. Ihr werdet die Ersten sein, denen man das nachdenken darüber verbieten wird, darüber, wie schön das Leben mit Arbeit wäre. Ihr werdet die Ersten sein, die man nicht mehr braucht, weil das nachdenken über Zeiten, wo man sich mehr leisten konnte, weil man Arbeiten durfte, und wo man Freizeit und Urlaub genießen konnte, weil man den Unterschied kannte, verbieten wird, samt eurer Philosophischen Fachrichtungen.

Ihr wollt Industrie 4.0? Dann behaltet gefälligst eure Handys und belügt euch und uns nicht selbst. Ich jedenfalls werfe meinen Kühlschrank in dem Augenblick raus, wenn er mich beim Öffnen dumm anmacht, weil mal wieder die Butter fehlt, beziehungsweise nehme ich ihm selber alle mich störenden Netzteile raus, damit er beim Tatort nicht schreit: „Ey, du Sack, ich bestell jetzt mal neue Eier“.

Eier hab ich selber, und gechippte brauche ich auch nicht, nur habe ich eben andere, als mein Kühlgerät sie gern hätte, als Industriebubbler sie für uns alle wollen, jene Mitmenschen, die nicht weiter als bis zur eigenen Nasenspitze denken, und an diesem Gedenke heute profitieren, damit Bücher und Co verkaufen, daran verdienen, die, die Arbeitslosigkeit anderer gar nicht mehr abwarten können, weil Experimente mit Mitmenschen ja offensichtlich zu ihrem Weltbild passen.

Mit mir macht ihr diese nicht, jedenfalls nicht, wenn ich sie verhindern kann, weshalb bei mir so wenig wie möglich vernetzt wird, nur so kann ich mir die Freiheit erhalten, die ein normaler Mensch braucht. Und ja, wir brauchen wirklich mehr Bildung und bessere Lehrer, damit all das, was ansonsten droht von mehr Menschen zu ihrem eigenen Wohl verhindert wird, damit die Mehrheit von Menschen die Kontrolle über sich und ihr Leben behält und nicht ein paar wenige sie völlig übernehmen, damit es Menschen gibt, die bestimmte Teile in Geräten auch ausschalten können, selbst wenn es Garantie kostet, damit es eventuell auch in Zukunft eine Wahlmöglichkeit zwischen normalen Produkten und und jenen gibt, die Industrie 4.0 Fetischisten am liebsten bei uns allen stehen sehen würden.

©denise-a. langner-urso