Israel, Iran – Frieden durch Gleichbehandlung

Merkwürdige Zeiten sind es, die wir derzeit erleben. Aus dem Iran kommt ein Angebot nach dem anderen an die westliche Welt und an Israel, und eigentlich zeugt es von Respekt, gerade in dieser Zeit, wenn ein Außenminister sich so weit aus dem Fenster hängt, wie es derzeit Mohammad Sarif tut. Und Zeitfenster für Annäherungen und Verhandlungen sind begrenzt, das sollten wir Deutschen seit der Wende am besten wissen.

Schon eine einzige Wahl kann es schließen, eine falsche Handlung oder Aussage. Unverständlich also, warum der Westen vorerst nicht rascher versucht, die Verhandlungen mit dem Iran voranzutreiben. Nie war die Gelegenheit besser als jetzt, und dazu gehört es sich auch, dass man dem Verhandlungspartner aufgeschlossen gegenüber tritt und ihm zuerst einmal glaubt, dass er es durch und durch ehrlich meint. Sonst kann man jedes Gespräch getrost vergessen, dann zieht sich der Verhandlungspartner zurück, und das kann eine tiefere Spaltung bedeuten, als zuvor.

Warum also rügt der Westen nicht auch einmal Netanjahu? In Israel ziehen doch im Hintergrund längst rückwärts gewandte Kräfte die Fäden, radikale Kräfte, die nicht besser sind als die Tea-Party Bewegung in den USA.

Israel treibt seine Siedlungspolitik auf Biegen und Brechen voran, und genau an diesem Punkt ist Israel angreifbar, es importiert nämlich aus dem Westen Baumaschinen, und da hätte man einen Hebel, um zu zeigen, dass man auch auf dieser Seite ernsthafte Bedrohung für den Friedensprozess sieht, wenn Bitten, Worte und Mahnungen nicht helfen. Man könnte nämlich mit einem Lieferstopp für Baumaschinen drohen, damit der Friedensprozess mit den Palästinensern endlich ehrlich angegangen wird, unter Einbeziehung Irans, versteht sich, denn an diesem Staat führt in der Region kein Weg vorbei. Warum also nicht jetzt beide Partner gleichwertig behandeln? Israel und den Iran. Ohne Zugeständnisse von beiden Seiten ist ein Frieden einfach nicht machbar. Und wer dem Iran zeigen möchte, dass er es ehrlich meint, der muss dann jetzt auch irgendwann eine Drohkulisse nach der anderen Richtung aufbauen, um zu zeigen, dass er es ernst meint.

Ohne den Iran wird es in Syrien keinen Frieden geben und der Iran kann ein Helfer werden im Kampf gegen den Terrorismus. Durch die Öffnung des Iran, und damit werden über kurz oder lang auch Reisemöglichkeiten sich bieten, könnten umtriebige Kräfte nämlich versuchen, sich dort Rückzugsgebiete zu schaffen und nur, wenn der Iran sieht, dass es der Westen ehrlich meint, wird er dies nachhaltig verhindern, wird es ihm möglich sein, denn Terrorismus ist nicht alleine zu bekämpfen, dazu braucht der Iran den Westen und dessen Technologie mindestens so sehr, wie wir den Iran. Weshalb die westliche Welt dies nicht als große Chance wahrnimmt ist unverständlich.

Wie gesagt, Frieden ist nicht machbar, wenn ein Verhandlungspartner alleine seine eigenen Interessen im Auge hat, und da scheint mir der Iran wesentlich umsichtiger zu sein, als Israel. Seinen Frieden mit dem Iran zu machen, das bedeutet nicht zuletzt mehr Sicherheit für Israel.

Israel muss seine Siedler stoppen, seine Siedlungsbaupolitik und die Palästinenser somit in ernsthafte Gespräche zwingen, und auch dabei wird der Iran eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Das sollte der Westen Netanjahu klarmachen, sonst wird es nie Frieden geben in dieser Region. Der Knackpunkt ist derzeit Israel, dass unglaubwürdig wird, wenn Netanjahu sich nicht endlich mäßigt, wenn die Welt ihm nicht zeigt, dass auch ihm Grenzen gesetzt werden. Und es ist ja die Bevölkerung auch Israels, die unter dieser Politik Netanjahus leidet, der friedliche Koexistenz mehr bringen würde als das ständige Säbelrasseln ihrer Regierung. Der Westen sollte endlich beide Staaten als gleichwertige Verhandlungspartner sehen und auch Israel nachdrücklich rote Linien setzen. Sonst ist die Chance für eine Annäherung an einen Frieden mit Syrien, mehr Sicherheit für die israelische Bevölkerung und mehr Lebensqualität für die Palästinenser in endlich einem eigenen Staatsgebiet und auf mehr Zusammenarbeit in der Region und deren Befriedung jetzt schon vertan.

Es ist an den USA und am Westen jetzt deutlich zu sagen, wo die reise hingeht, und dafür braucht es mehr als schöne Worte und Einladungen an den Iran, dafür braucht es den Willen, ernsthaft zu verhandeln, auch mit Israel. Wie wir zu Israel stehen, das haben wir hinreichend bewiesen, jetzt ist es an der Zeit zu beweisen, ob wir es im Westen ernst meinen und erhalten wollen. Israel hat nämlich in der Region derzeit am meisten zu verlieren, das müsste Netanjahu eigentlich klar sein und wenn dem nicht so ist, ist er der falsche Mann an der Spitze. Der Iran könnte der Garant für Israels Zukunft sein.

 

©denise-a. langner-urso