Kirchentag, Integration und Weltreligionen

Wer die Berichte über den Kirchentag verfolgt, der sieht, da findet sich ein buntes Häufchen fröhlicher Menschen zusammen, ganz ungezwungen. Da sitzt der Atomkraftgegner neben einem Befürworter und sie reden miteinander ganz ungezwungen, Männlein und Weiblein mit Kind und Kegel. Da wird auch politisch diskutiert, über Gott und die Welt, da sind alle Farben, die die Natur dem Körper mitgegeben hat vertreten, Menschen aus unterschiedlichen Nationen.

So sollte es eigentlich sein, wenn Kulturen aufeinandertreffen, wenn Integration gelingen soll. Die Realität aber sieht anders aus, und man kann sich einen Blick in die Geschichte nicht verkneifen. Es geht um Glauben, und daraus entstandene Staaten, wenn wir wirkliche Integration leben wollen.

Über Jahrhunderte hat es nämlich Religionskriege gegeben, speziell europäische miteinander und gegen andere Völker. Gemeint ist hier vorrangig die katholische Kirche, denken wir nur einmal an die Zeiten der Inquisition und Kreuzzüge. Das Abbild davon findet sich heute in al qaida und was für uns so strenge Regime wie die katholische Kirche war, das ist heute der Islam für die daran glaubenden Menschen.

Der Kirchenstaat der Katholiken wurde über Jahrhunderte hinweg so aufgerieben, dass er heute auf den Vatikan begrenzt ist, aber die Kämpfe, die ausgetragen wurden, waren durchaus vergleichbar. Ein solcher Glaube, auch der damalige in der damaligen Form konnte nur existieren, weil er Menschen Bildung vorenthiet, sie nur speziell ausgewählten zugänglich machte, das Gros der Bevölkerung aber in Armut dahinvegetieren ließ, in beiden Fällen sind Frauen und Mädchen davon zuerst betroffen, weil sie quasi wie Eigentum behandelt, wie Nutztiere gehalten werden, ja sogar gehandelt werden. In Ewuropa hat man Mädchen zuerst den Herren zugeführt, bevor dieser dann den ihm genehmen Ehemann aussuchte.

Menschen wanderten, damals, wie heute, auch, weil sie dem nicht unterworfen sein wollten, anderen Glaubens waren, ihren Glauben nicht leben können, verfolgt, dafür getötet werden. Weil sie freier leben möchten. Oder, sie beginnen gar ganz sich gegen ihre Regime zu erheben, damit auch gegen die Lirchen. Die französische Revolution ist dafür nur ein Beispiel. Ein anderes sind heute die Massenaufstände in Libyen und Syrien, die alle von Staaten ausgehen, in denen unter Vorwand tiefreligiös zu sein eine Weltkirche ihre Schäfchen knechtet und ihnen Milch abpressen will, die ob schlechten Futters nicht produziert werden kann.

Um die Schäfchen zufrieden zu halten, wurde der Lehnsherr, der Fürst, der König zum Wohltäter, der Kleinigkeiten spendete. Die beobachten wir heute auch, wenn eben Ehefrauen oder Ehemänner von Politikern und aus der Wirtschaft sich sozial für irgendetwas engagieren.

In den Staaten wie Libyen aber reicht all das den Menschen nicht mehr. Es ist quasi ihre französische Revolution, die sie austragen. Kommen große wirtschaftliche, industrielle Entwicklungen zusammen, an denen Völker keinen oder geringen Anteil haben, so beginneb sie, sich der durch eine strikte Religionsgemeinschaft vorgegebenen Urwerte zu widersetzen, weil sie spüren, dass genau das ihnen Teilhabe unmöglich macht, wenn nur wenige davon, hier Diktatoren, profitieren an einem glaubensgestützten Wachstum, dass alleine dazu dient, sie selbst zu unterdrücken, derweil andererseits wenige sehr viel besitzen.

Soll nun aber die Weltgemeinschaft den Aufständischen helfen? Diese Frage ist schwer zu beantworten, jedoch gab es auch in der französischen Revolution externe Helfer aus anderen Staaten, aus England etwa, denn natürlich spielen auch immer geostrategische und ökonomische Hintergründe eine Rolle, und heute kommen Menschenrechte hinzu, die unverletzlich sind.

Hinzu kommen moderne Kommunikationsmethoden, die den Menschen selbst in Ghettos zur Verfügung stehen und ein unübersehbarer Fortschritt, an dem heranwachsende Generationen partizipieren möchten. Der Umbruch heute kommt schneller, weil sich eben die Märkte, die Wirtschaften gewandelt haben.

Das jüdische Volk fand seine Heimat in Israel, das ist quasi auch und vorrangig der Kirchenstaat dieser Glaubensgemeinschaft, der Vatikan hat sich selbst in ein Kleinstterritorium zurückziehen müssen, wo er strikt vom Papst geführt wird, sich aber auch immer weiter zu öffnen und zu modernisieren gezwungen sieht, weil selbst ihm sonst die Gläubigen davonlaufen, wenn er nicht mit der Zeit geht, sich der Moderne anpasst, so eben, wie im Laufe der Evolution Arten sterben, die sich nicht schnell genug wandeln.

Der Islam derweil ist jetzt erst am Scheidepunkt. Seine Fürkämpfer sind die modernen Kreuzritter, die über moderne Waffen verfügen, aber auch er wird über kurz oder lang von einem Kleinstterritorium aus gelenkt werden, wie die römische Glaubensgemeinschaft oder der jüdische Glaube.

Und nun betrachten wir einmal die Migranten, die mit diesem Glauben tief verwurzelt sind. Jahrhunderte haben andere Glaubensgemeinschaften benötigt, um sich zu öffnen, in dieser Zeit kam es zu abgeschlossenen Stadtteilen, in denen diese Menschen, Juden zum Beispiel lebten. Heute stellen wir erstaunt fest, Menschen, die eben erst vor 50 Jahren hier einwanderten, ziehen sich in ihre Stadtteile zurück, leben dort quasi in Parallelgesellschaften.

Un deshalb gilt, Geduld und keine Angst vor dem Isam, die Menschen lernen sehr schnell und archaische Traditionen und Verhaltensweisen, das hat die Entwicklung der katholischen Kirche gezeigt, sind einfach mit modernen Wirtschaftssystemen nicht vereinbar und überleben sich von selbst. Und auch was die Menschenrechte btrifft, wird sich der Islam relativieren, selbst in der katholischen Kirche werden heute keine Hexen mehr verbrannt.

Und selbst in Parallelgesellschaften brodelt es, weil die hier geborenen Generationen den Urweg verlassen wollen. Besuchen solche Menschen nach Jahren ihre Heimat, stellen sie fest, auch dort ist die Zeit nicht stehengeblieben, sie sind heimatlose geworden, hier wie da. Dort, nehmen wir einmal einen spanischen Zuwanderer nervt ihn ein System des Manana, hier die Bürokratie. Und genau das erlebt derzeit die dritte Generation der Muslime aus Anatolien auch, speziell ihre Eltern, die in der Heimat als hochnäsig und hier als Ausgegrenzte gelten. Die Kinder hingegen sind wandlungsfähig. Oft zweisprachig aufgewachsen, eröffnen sich ihnen dort Chancen, wo ihre Eltern herkamen.

Andere, die nicht so gute Bildungschancen hatten, weil die Eltern verharrten in ihrer Parallelwelt hingegen werden mindestens noch eine Generation benötigen um hier anzukommen. All das aber ist ganz natürlich, und es ist auch Aufgabe der Presse sogenannte Probleme nicht nur von Seiten der Kriminalitätsstatistik her zu betrachten, sondern eben auch gelungene Integration in den Vordergrund zu stellen. Es sind ja eben nicht Muslime, die nachts in U-Bahn Höfen pöbeln und prügeln sondern stinknormale deutsche Jugendliche, denen es zu gut geht, deren Eltern Liebe mit Kapital verwechselten, und ihnen ein laissez faire in der Erziehung angedeihen ließen weil sie selbst bis spät in den Abend arbeiteten und ihre freie Zeit lieber auf Tennisplätzen als mit dem eigenen Kind verbrachten.

Etwas mehr Gelassenheit also bitte und helfen wir denen, die derzeit ihre eigene „französische Revolution“ fechten und entwickeln etwas mehr an Gefühl dafür, wie lange an Zeit manchmal vergehen muß, bis sie in der Geschichtsschreibung als Wandel erkennbar wird.

©denise-a. langner-urso

Foto- Gerd Altmann / pixelio.de