Nichts für schwache Nerven

Wenn man auch auf Wirtschaftsseiten liest, dann findet man dort oft Artikel, die über jene menschen berichten, die in kurzer Zeit an der Börse riesige Vermögen versenkt haben, die ihnen noch nicht einmal gehörten. Und speziell in den USA ist ja sogar das Handeln an den Börsen eine Art Volkssport.

Auch in Deutschland versuchen immer mehr Menschen so ihr Glück, versuchen von daheim aus das zu tun, was normale Trader an den Börsen der Welt tagtäglich machen, riesige Vermögen anlegen, Papiere verkaufen, oft in Bruchteilen von Sekunden, wobei Computer selbsttätig agieren. Vorstellen kann man sich das kaum, und als ich über die Tatsache gelesen habe, dass es derweil sogar unglaublich schnelle Handelsoptionen für daheim gibt, da konnte ich das kaum glauben. 60 Sekunden Strategien auf Binaere-Optionen.at, so nennt sich das Portal, auf dem ich mich einmal näher über diese Möglichkeit informiert habe, denn dort gibt es dazu ein Video, das erklärt, was bei dieser Art von Handel passiert. Man setzt auf Put oder Call, auf einen steigenden oder sinkenden Wer eines Produktes und das innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes nämlich innerhalb von sage und schreibe nur 60 Sekunden.60 Sekunden Adrenalin, 60 Sekunden binäre Optionen. Was für ein Kick.

Ich bin mit solchen Dingen weniger vertraut, und ich bin ein eher ruhiger Mensch, der schon beim Roulettespielen im Familien- oder Freundeskreis generell nur abwechselnd auf schwarz und rot setzt, der den Einsatz, sollte eben eine Farbe doch zweimal nacheinander erscheinen, so berechnet, dass er eventuell anschließend den vorherigen Verlust ausgleichen kann. Mir macht es Freude, wenigstens das nicht zu verlieren, was ich am Anfang hatte. Ich bin eben kein echter Spieler oder Zocker, und mir würde ein Pokerspiel vermutlich einen Herzkoller und massive Schweißausbrüche bereiten. Ich schaue eigentlich lieber anderen bei solchen Spielen zu. Allerdings kann ich mich beim Roulette auch freuen wie ein Schneekönig, wenn ich am Ende noch das habe, was ich zum Anfang des Spieles hatte.

Diese 60 Sekundenstrategie, die hat mich dann aber doch brennend interessiert, auch wenn ich so etwas nicht ausprobieren würde, denn ich hätte viel zu viel Angst, dass vielleicht in der Zwischenzeit doch der Strom ausfällt, der Postbote zweimal klingelt, die Katze mich ablenkt. Anders ausgedrückt, ich würde tausend Tode während dieser 60 Sekunden sterben.

Aber gut, etwas Interessantes über diese Art an der Börse zu handeln, gelernt zu haben, und darüber, warum es andere Menschen so sehr fasziniert, denn das schiebe ich auch auf den damit verbundenen steigenden Adrenalinspiegel, wie vielleicht beim Sport. Und gesünder als Drogen zu nehmen oder Alkohol zu konsumieren, ist diese Art von Kick schließlich auch.

Und das Risiko ist ja eben offensichtlich auch 50/50, ob man dabei gewinnt oder verliert, weil man setzt ja auf Gewinn oder Verlust, sprich auf ein kurzes Steigen oder Fallen eines Wertes, das habe ich zumindest verstanden. Für meine Nerven jedenfalls wäre das nichts, weil ich wie gesagt einfach nicht der Typ dafür bin, wie ich mich auch nicht in Achterbahnen setze, und doch bewundere ich irgendwie gleichzeitig die, die damit umzugehen wissen, die Nerven wie Drahtseile zu haben scheinen. Wieder etwas gelernt, soviel ist sicher.

Und wenn ich irgendetwas nicht richtig verstanden habe, ich lasse es mir gerne erklären.

©denise-a. langner-urso