Parteien – und wundern sich über Politikverdrossenheit …

Mehr als eine Woche ist vergangen seit Deutschland gewählt hat und eine schier unerträgliche Schacherei hat begonnen. Es geht um Posten und Standpunkte und keine Partei rückt auch nur im Geringsten auf die andere zu. Man hat fast den Eindruck, allgemeines Aussitzen scheint in Mode gekommen, gerade so, als habe die abgrtauchte Kanzlerin den kompletten betrieb infiziert. Deutschlands Wähler, deren Zukunft, die Tagespolitik aber, Europa, all das scheint niemanden zu interessieren.

Noch ist auch an den Börsen Ruhe, gerade so, als sei auch denen egal, wer in Deutschland vielleicht oder auch nicht regieren würde. Ein unerträglicher Egoismus hat sich breit gemacht, und ich habe den Eindruck, die Menschen sind ihnen egal. Und es gibt genügend Probleme, die es anzupacken gilt. Marode Straßen etwa, europäische Staaten, die auf eine handlungsfähige Bundesregierung angewiesen sind, all das stünde im Raum. Egal, man hat sich eingebunkert, Hauptsache, zuerst der eigene Allerwerteste. Und man wundert sich über Politikverdrossenheit bei so vielen Optionen, die man austarieren könnte und zwar schnell?

In den Foren sieht man, die Menschen haben die Faxen dich, aber auch hier wird nur in Lagern gedacht. Entweder, man ist konservativ oder links, sucht entsprechend den Buhmann im anderen Lager und hat überhaupt keine Ideen. Es gibt A oder B und sonst nichts. Wirklich?

Derweil werden Gerüchte laut, dem Bundespräsidenten sei die Aufgabe zu groß, wobei ich eher den Eindruck habe, auch dort herrsche derweil Verdrossenheit über so viel Unfähigkeit, Kompromisse zu suchen.

Die Kanzlerin, ihre Aufgabe wäre es, mit dem Hammer dazwischen zu schlagen, weil es längst reicht. Es geht hier nicht um einen Sandkasten mit wenig Material und um Buddelförmchen, die zu füllen sind, es geht um Staatsführung und handlungsfähige Politik. Dennoch, Frau Merkel duckt sich weg, was in solcher Situation absolut unmöglich ist, zeugt doch genau das von Handlungsunfähigkeit.

Nein, es macht keinen Spaß, zu sehen, wie man derzeit auf allen Seiten agiert, gerade so, als habe man alle Zeit der Welt, doch genau die hat man eben nicht. Führungsschwäche ist das, ja, man scheint gar keine Lust zu haben, überhaupt politisch handeln zu wollen, und ja, es ist auch klar, man wird Schuldige suchen in allen Parteien für diese Raubtierhaltung, dieses Belauern, denn das weicht Fronten nicht auf.

Verlieren wird derweil nur eines, die Demokratie, denn demokratisch gewählte, zugelassene Parteien sollten über Grenzen hinweg reden können, das nannte sich einst Diplomatie, und ja, manche Programmpunkte mögen aus der Ecke „Story.de“ kommen, deswegen schließt man niemanden aus. Nein, es ist nicht weit her mit dem, was man politisches Verständnis nennt, in keiner Partei, das Einzige was zählt, ist die Angst vor Wahlen in ein paar Jahren und sich derweil Posten zu sichern. Ganz schön erbärmlich, nicht besser als das, was in Italien, Griechenland und anderswo an Polittheater auch geliefert wird. Und auch mit Amerika kann man das sehr gut vergleichen …

Und man wundert sich über die steigende Zahl von Nichtwählern und darüber, dass immer mehr Menschen der Politik den Rücken kehren und zu sagen scheinen: „Macht euren Dreck doch alleine!“

Ja, und man lässt sich auch nicht erpressen, Deutschland ist ein wichtiger Player. Setzt Fristen, die innerhalb der Zeit liegen, in der sich der Bundestag konstituiert, alles andere geht nicht! Und ansonsten, überlegt euch demnächst vorher, ob ihr zur Bundestagswahl antretet, denn damit ist dann Verantwortung verbunden, auch die, schnell eine legitimierte Regierung zu bilden und nicht erst Monate zu schachern. Führungsstärke jedenfalls sieht anders aus.

Man kann Menschen, die sich angewidert abwenden, täglich besser verstehen. Bockige Kleinkinder gehören nicht in Parlamente sondern wirklich in den nächten Sandkasten …

Und mehr gibt es nach einer geschlagenen Woche dazu einfach nicht zu sagen.

©denise-a. langner-urso