Plagiatsaffäre und was sagt das über den Lehrbetrieb?

Zu Guttenberg hat vorsätzlich getäuscht, zu diesem Ergebnis kommt seine Universität. Zu Guttenberg hat auch nachhaltig gelogen, bis zum bitteren Ende. Zu Guttenberg hat das seinen Posten gekostet und das ist gut so, denn die Bundeswehr hat besseres verdient, auch im Sinne ihres Rufes, als dass ein Lügner ihr vorstehen dürfte. Solche Einrichtungen haben ohnehin bei uns nicht das beste Ansehen, und ein Chef der betrügt bringt die Truppen mehr in Verruf und schadet dem Ansehen als es ohnehin schon der Fall ist. Was zu Guttenberg hinterlies war ein verheerendes Chaos.

Den Doktortitel ist er also los, wie aber soll es nach dem Urteil der Universität nun weitergehen, denn es hat, soviel ist gewiss, nicht alleine zu Guttenberg versagt, es hat eine Universität versagt, zumal auch anderen Politgrößen immer mehr Plagiate vorgeworfen werden.

Es stellen sich hiernach Fragen, ob alleine es das Verschulden eines Einzelnen oder eines kompletten Apparates ist, dass bestimmte Kontrollmechanismen hier im Falle zu Guttenberg nicht gegriffen haben. Wie weit her ist es überhaupt mit der Kontrolle von wissenschaftlichen Arbeiten, warum wird dafür nicht mehr Zeit, werden nicht massiv moderne Medien eingesetzt, und warum dürfen Doktorväter teilweise mehrere Doktoranden gleichzeitig betreuen, diese Aufgabe an Mitarbeiter delegieren. Warum gibt es keinen doppelten Boden, keine zweite Selbstkontrollinstanz an den Universitäten? So könnte zum Beispiel es dazu führen, dass eben ein Doktorand sich einen Doktorvater an einer anderen Universität suchen sollte als an der, an der er studiert hat. Könnten beide Einrichtungen anschließend prüfen.

Wer es ernst meint mit seinen Doktoranden, der darf keine Rücksicht nehmen auf die Person. Das macht betriebsblind.Er hat auch dafür zu sorgen, das eben unter bestimmten Belastungen ein Doktorand (und zwar in dessen Sinne) beim ihm nicht promovieren kann, so zum Beispiel, wenn nebenher ein Fulltimejob und eine Familie versorgt werden müssen. Das führt zur Verzögerung, zu Fehlern, verleitet geradezu dazu zu plagiieren.Notfalls muß finanzielle Unterstützung für den Zeitraum gefunden werden, der Job derweil ruhen, und auch ein bestimmter Zeitraum, indem gestrafft abgearbeitet wird, was der Doktorand zu eerbringen versucht, sollte gesetzt werden. Der Doktorvater profitiert in jedem Falle von der Arbeit und von der Qualität dieser, und anschließend natürlich auch die Universität. Eine Doktorarbeit zeugt eben auch davon, wie gut eine universität aufgestellt ist, wie gut betreut wird, wie gut geprüft. Forschung und Lehre dürfen nicht zur Massenproduktion von Titeln verkommen, gerade die Hochwertigkeit ihrer Doktorarbeiten sollte auch zu ihrem Rufe beitragen, würde Studenten anziehen, Deutschland zu einem Land machen, in dem wieder Made in Germany steckt, wenn es irgendwo draufsteht. Und da hat Deutschland viel nachzuholen. Es ist eben nicht jeder dazu in der Lage, so eine Arbeit qualitativ wertvoll abzuliefern, wie auch nicht jeder von uns dazu in der Lage ist, den neuesten Porsche zu fahren. Massenproduktion hat immer geschadet, eine Universität muß nicht zum Massenliferanten für Doktoren ala Aldi verkommen, wobei es bei Aldi gute Qualität gibt, aber es geht eben auch anders, noch hochwertiger.

Vor allen Dingen aber muß drin sein, was draufsteht, sonst bestraft das der verbraucher, sofern er es entdeckt, und wer will schon minderwertige Doktoren von zweifelhaften Universitäten beschäftigen?
In einer Doktorarbeit, die diesen Namen verdient muss eben Neues stehen und nicht der x-te Aufguß anders formuliert mit ein paar neuen und erweiterten Erkenntnissen. Umso seltener sollten solche Arbeiten auch vergeben werden, damit in ihnen dann das steckt, was wirklich neuartig und von wissenschaftlicher Bedeutung ist, was die Wissenschaft nach vorne bringt und sie nicht auf dem selben Stande belässt, wie zu der Zeit, als sie begonnen wurde. Nur das hat etwas mit Anstand zu tun, alles andere ist reine Zeitverschwendung des Doktoranden, des Doktorvaters und derer, sie anschließend als Neuigkeit vorgesetzt bekommen.

Eine Universität, die Gelder in Eigenwerbung steckt, entzieht das denen, denen es dienen sollte, ihren Studenten und Forschung und Lehre. Die beste Eigenwerbung aber sollte sein, der Absolvent, jener, der dort einen beachtlichen Erfolg erzielt, seine hochwertige Doktorarbeit dort anfertigt. Das spricht sich herum, dafür braucht es dann keine Eigenwerbung mehr.

©denise-a. langner-urso