Politik in Berlin – Bankrotterklärung einer Hauptstadt

In Berlin wähnt man sich derzeit eher in einer offenen Psychiatrie, denn in einer europäischen Hauptstadt. Die Politik versagt komplett.

Wo also sind wir derweil angekommen, wenn es um die Hauptstadt geht? Bei vielen kleinen Bügermeistern, die beliebig und je nach eigenem Standpunkt einzelner Verantwortlicher die von ihnen mehr oder weniger regierten Bezirke, die Stadt als riesiges Versuchslabor benutzen. Berlin ist ohne Führung und das breitet sich immer mehr aus. Bezirke, in denen noch nicht jede Nacht Autos brennen, in denen nicht täglich x-Demonstrationen den Verkehr lahmlegen, ducken sich weg, die Mehrheit der ganz normalen Bürger, die jene Aufräumarbeiten bezahlen müssen und die den Schutz zu bezahlen haben, die haben längst resigniert, weil nirgendwo sich mehr zeigt als hier, egal wer regiert, die jeweiligen Parteien verwalten statt zu gestalten, reagieren statt zu regieren, zerlegen sich lieber selbst, führen dauernde Wahlkämpfe gegeneinander, schieben sich gegenseitig zwar die Schuld am desaströsen Zustand zu, abwechselnd und gemeinsam zu profitieren aber ist nirgendwo so einfach wie in dieser Stadt.

Stadt und Gesellschaft funktionieren wie Chemie, wie eine Waage

Eine Gesellschaft funktioniert irgendwie wie Chemie funktioniert, gibt man zu viel oder zu wenig hinzu, dann kippt ein Gleichgewicht, aber auch eine Waage funktioniert ähnlich. Das sei denen gesagt, die noch halbwegs etwas in der Schule gelernt haben. Berlin hatte viele Skandale, auch unter CDU Regierungen und doch, so aus dem Ruder gelaufen wie seit Wowereit ist diese Stadt noch nie, egal, wer mit diesem die jeweilige Regierung bildete, und wenn ich an an rot/rot/grün im Bund denke, dann wird es mir schlecht. Es mag ja derweil ätzend sein, wie sich im Bund die Union zerlegt, und das wäre ohne Beteiligung der SPD sicher auch anders gelaufen, wenn es aber um die Hauptstadt geht, dann ertrage ich demnächst lieber die CDU als das derzeitige Chaos. Denn inzwischen ist der Ruf der Stadt längst im Allerwertesten, da ist eh alles egal, da wird es Zeit der anderen Seite das Heft zu geben, damit neben dem Finanzchaos wieder mehr Ordnung und Sicherheit herrscht. Wenigstens das.

Wer gestern als Nichtberliner die Berliner Abendschau gesehen hat, der muss doch gedacht haben, die Hauptstädter leben in einer außer Rand und Band geratenen offenen Psychiatrie, seien allesamt komplett durchgeknallt.

Und da ja unter den Bewohnern der Rigaer irgendwo die Meinung zu bestehen scheint, Eigentum sei nicht so toll, enteignen wir doch als Stadt den unfähigen Eigentümer, damit das Haus der Gemeinschaft der Stadt gehört und nicht einer Einzelperson … Und dann überdenken, wie man dort Wohnraum für Normalbürger schafft, dass sich im Besitz der Stadt und nicht eines Einzelnen befindet.

Na, wie gefälllt euch das?

Willkommen in der offenen Psychiatrie

Zuerst eine Kunstauktion, die vollkommen aus dem Ruder läuft, und einen Einsatz von Rettungskräften verursacht, von dem sich jeder normale Mensch fragt, wer ihn am Ende bezahlt, Menschen, die als Flashmob eine Autobahn blockieren und dann danach die Zustände in der Rigaer Straße. Nichts gegen witzige Aktionen, nichts gegen Demonstrationen, doch hier wird überzogen, man hat sich eingerichtet im Dauerchaos, in dem über Stunden kaum etwas funktioniert außer Protestaktionen und Blockade.

Und so viel an einem Tag, derweil an jedem Tag, all das geballt nacheinander in einer Abendschau gesendet, weil eben all das geballt geschieht, frage ich mich, ob es sich um eine Satirestadt, um ein Versuchslabor im Freilandversuch handelt, fühle mich als Steuerzahler verarscht und unregiert. Und ich frage, ob die Stadt tatsächlich derweil so unregierbar geworden ist, dass niemand mehr Lust hat von außen einzugreifen und sich daran die Finger zu verbrennen.

Und wenn ich mir dann vorstelle, dass Sendungen wie die Abendschau auch Nichtberliner sehen, dann schäme ich mich dafür, dass diese Zustände möglich sind, schäme mich für die gesamte Berliner Politik und frage mich, warum niemand all das beendet, indem er versucht der Stadt ihren bisherigen Status zu entziehen. Mir jedenfalls reicht das herrschende Chaos.

Und man lässt sie gewähren, selbst die hohe Politik interessiert sich offensichtlich nicht mehr, sonst hätte man die Stadt längst unter Aufsicht gestellt, würde zumindest, wie es in Unternehmen hin und wieder passiert darüber nachdenken, wie man diesen unproduktiven Kostenfaktor abwickelt. Eine Hauptstadt, die dermaßen falsch gestrickt ist, braucht eigentlich niemand, die Bürger, die ihrem Alltagsgeschäft nachgehen und Steuern zahlen gleich gar nicht.

Ein Haus tyrannisiert eine Stadt?

Derweil brennen in Berlin nicht nur in einem einzelnen Bezirk Autos, nein, überall muss sich Ottonormalbürger derweil fragen, ob das angebliche Luxusgefährt, das überwiegend finanziert und nicht bar bezahlt wurde, am kommenden Tag nicht zu Grillkohle geworden ist, weil ein kleines Grüppchen meint, sie seinen die wahre Regierung, und ihr Gesetz, an dass man sich in der Hauptstadt nur zu halten braucht lautet: „Die Wähler/innen von Frank Henkel können ohne Sorge um ihre teuren Autos schlafen, wenn seine Einheiten aus der Rigaer 94 verschwinden.“

Es sind hingegen nicht nur die Wähler Herrn Henkels betroffen, denn kein Wahlberechtigter verpasst zum Autokennzeichen seinem Fahrzeug noch nachts eine Plane, auf der geschrieben steht, er habe nicht Henkel gewählt, womit die Grillgemeinschaft einer gewissen Straße, samt ihren bundes- und stadtweit verteilten Freunden alle in der Stadt lebenden Bürger unter Generalverdacht stellt, ihnen absichtlich ein Feindbild gewählt zu haben, was jedwedes Kraftfahrzeug zum Angriffsobjekt macht.

Wer erklärt hier wem was?

Sie haben längst allen Bewohner der Stadt den Krieg erklärt, nicht nur den Henkelwählern, aber auch dann wäre es nicht egal, denn es soll auch unter diesen die einen oder anderen Mitbürger geben, die einfach ein Tollhaus in ihrer Nachtbarschaft nicht wollen, in dem dauerhaft im besten Fall einfach auch nur Dauerlärm herrscht, das ungepflegter nicht sein kann, unsauberer, weil gewisse Zustände eben auf Dauer auch einige unerwünschte tierische Bewohner nach sich ziehen.

Im besten Fall, wie gesagt, denn im schlechtesten Fall zieht ein gewisses Umfeld irgendwann auch menschliche Wesen an, die ihren Lebensunterhalt auf eine Weise verdienen, die man in einer normalen Gesellschaft als eher fragwürdig bezeichnen würde, wenn man nicht noch Befürchtungen haben müsste, es könnten auch Herrschaften sich hinzugesellen, die am liebsten den Staat gleich ganz abschaffen oder nach ihren ganz eigenen Vorstellungen umgestalten wollen. Und an dem Punkt ist man in einer gewissen Straße dieser Stadt ja offensichtlich angekommen. Und ja, als ganz normaler Arbeitnehmer denkt dann eben doch der eine oder andere: Mit Terroristen verhandelt man nicht, was ich für legitim befinde. Was aber auch wieder nur meine ganz persönliche Meinung darstellt, ich kann mich täuschen, wenn ich von einer schweigenden Mehrheit ausgehe.

Gentrifizierung der anderen Art

Alleine der Rest des oben erwähnten Satzes: „… wenn seine Einheiten aus der Rigaer 94 verschwinden.“ , lässt aufhorchen, denn natürlich ist damit nicht nur die Polizei gemeint, denn zu Henkels Einheiten gehören natürlich im weiteren Sinne auch seine Wähler. Man wünscht also im Prinzip, dass die Gesamtstraße einem irgendwann völlig überlassen wird, weil auf Dauer natürlich immer weniger Menschen dort wohlfühlen werden. Dass immer mehr Menschen, die die dortigen Zustände nicht ertragen wollen oder können, wegziehen, gar nicht einziehen, Wohnraum irgendwann dem Leerstand und dadurch jenen überlassen wird, die meinen ihr Lebensstil sei das Vorbild einer irgendwann kommenden Zeit. Derweil fragen sich viele Menschen, ich unterstelle einmal eiskalt, dass es mehr gibt als nur mich, wie diese Menschen, deren Worte Steine und Böller sind, eigentlich derzeit ihren Lebensunterhalt finanzieren, und ob der Eigentümer eigentlich ein völliger Depp ist oder gar zu denen gehört, die dort meinen ihren Privatkrieg gegen eine ganze Stadt führen zu müssen und dürfen, weil Politik handlungsunfähig bleibt.

Sehen so regierungsfähige Parteien aus?

Und ich frage auch, wie Politiker gewisser Parteien gestrickt sein müssen, dass man sie zu Kandidaten macht, und warum diese, wenn denn gewählt, nicht gleich in die Häuser derer einziehen, die ihnen so sehr am Herzen zu liegen scheinen, wie der Frau Herrman, warum man nicht genau an diesen Standort die eigene Parteizentrale hin verlegt. Gentrifizierung kann nämlich auf diverse Arten erfolgen, nämlich dadurch, dass man den Markt machen lässt, oder dadurch, dass kleine Gruppen sich wie in der Rigaer Straße verhalten dürfen.

Ganz ehrlich? Ich habe von dieser Stadt und der Politik die hier toleriert wird, die Nase gestrichen voll, und ich frage mich, warum man das Personal nicht durch Personal aus anderen Bundesländern ersetzt, und zwar zuerst in den politischen Führungsetagen. Schickt endlich andere Politiker in diese Stadt und versucht wenigstens uns von der Unfähigkeit derer zu befreien, die hier eine Hauptstadt zu einem Tollhaus machen. Es reicht!

©denise-a. langner-urso