Politik und Medien – Werkzeuge zur Spaltung der Gesellschaft

Wenn man sich die Foren der großen Medien anschaut, und sich die Zeit nimmt, sich in die Kommentare einzulesen, so wird immer deutlicher, die Massenmedien verlieren ihren kritischen Blick für solche Kommentare, die eine Diskussion wirklich voran bringen, und ich frage mich immer häufiger, ob das den Klickzahlen geschuldet ist, die man im knallharten Wettbewerb benötigt.

Wurden vor erst wenigen Jahren noch überwiegend Beiträge veröffentlicht, aus denen der interessierte Leser sogar Hintergrundwissen entnehmen konnte, so macht sich derweil dort ein unerträglicher Stammtisch, der populistisch parliert breit. Und nicht selten fallen die Verfasser der Kommentare so übereinander her, dass sich intern mit Anzeigen gedroht wird. Und ja, die Kommentare um die es da streckenweise geht, sie sind weit unter der Gürtellinie, denn man fällt nicht nur über das Thema an sich her, sondern über jeden, der es wagt, auch nur ansatzweise anderer Meinung zu sein, als man selbst.

Dazu ein einfacher Vergleich. Eine Messer kann man sich kaufen, um damit etwas Vernünftiges anzustellen, wie sich damit zu begnügen, es in der Küche zu verwenden, oder man kann mit diesem jemand anderen damit mutwillig verletzen. Und die falsche Anwendung eines solche Messers, die wird von den Medien zu häufig zugelassen.

Foren gehören zensiert

So gut wie zu jedem Thema schaffen es, und es sind oft über alle Onlinemedien hinweg dieselben Foristen, was man an ihrem Stil, gar an gleichen Beiträgen erkennt, vollends das ursprüngliche Thema zu anderen Zwecken zu nutzen, Diskussionen in eine Richtung zu lenken, die vollends an dem vorbei geht, was der Autor des Artikels eigentlich bezwecken will, nämlich seinen Lesern Denkanstöße zu vermitteln, ein Thema voranzubringen, Lösungswege zu finden, interessante neue Ansätze und Aspekte zu erarbeiten, die lehrreich sind. In der Schule hat schließlich, jedenfalls früher, der Schüler gelernt, wie man sich in ein Thema vertieft, es sich erarbeitet, daraus Schlüsse zieht, somit zu neuen Erkenntnissen kommt, hinzu lernt. All das findet sich momentan, und es wird immer schlimmer, und darunter leidet die Qualität guter Medien, nicht mehr ansatzweise.

Waren es vor einiger Zeit noch wenige Forendiskutanten, so haben heute jene die Forenherrschaft übernommen, die es schaffen, so gut wie jedes Thema in Richtung einer Diskussion über Zuwanderung in die Sozialsysteme zu machen und über Migranten herzuziehen. Anders gesagt, es findet ein unglaublich und nie vorher da gewesener Rechtsruck der Kommentarseiten statt. Man erhält den Eindruck, sämtliche Europäer, Afrikaner, Asiaten, ja irgendwelche Besatzungstruppen stünden kurz vor der Hauptstadt und man müsse umgehend all das, was nicht niet- und nagelfest ist, in Sicherheit bringen, möglichst schnell die Koffer packen um in den nächsten Stunden die Flucht ergreifen zu können.

Erschreckend sind derzeit die Kommentare, und zwar so gut wie in allen Medien, zum Hurrikan Haiyan, um ein aktuelles Beispiel zu verwenden, wo Foristen gar so weit gehen zu verkünden, den Opfern müsse beigebracht werden, der Mensch käme gut und gerne zwei bis drei Wochen ohne jedwede Nahrung aus, man müsse ihnen das endlich beibringen, und gleichzeitig wütet man ein paar Kommentare weiter gegen Migranten, die massenweise aus dem Rest Europas auf dem Wege in die hiesigen Arbeitsagenturen seien.

So gesehen übrigens im Spiegel, ja sogar zwangsweise den Menschen Wege Verhütung beibringen zu wollen, was nichts anderes als Zwangssterilisation bedeuten soll, dürfen Foristen empfehlen. Und natürlich ist auch die Islamdebatte nur ein paar Kommentare weiter zu entdecken, nein nicht nur diese, es geht auch gegen Atheisten, gegen Protestanten und gegen das Judentum in einem Atemzug, denen Forist unterstellt, ohnehin niemals für Opfer anderer Religionen zu spenden.

Andere Medien wie die Süddeutsche etwa achten auf Qualität und zensieren, teilweise mehrere Kommentare der immer selben üblichen verdächtigen und sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, obrigkeitshörig zu sein, weil sie so abgrundtief böse Kommentare, die so sehr unter der Gürtellinie liegen einfach nicht erscheinen lassen, und das ist auch gut so. Entweder habe ich das Hausrecht für mein Medium, dann entscheide ich, welches Publikum sich in meinen Räumen tummelt oder ich überlasse es dem Stammtisch, weil ich jede Gegenwehr längst aufgegeben habe. Und genau das ist falsch, wird mehr und mehr zum Problem, denn davon hängen die Leserzahlen ab.

Ich derweil frage mich, was besser ist, denen das Feld überlassen, die mein Medium quasi in den Dreck ziehen, oder ob ich so aufrechten Ganges bin, mich dem zu widersetzen, wessen Sprachrohr will ich also sein, wessen Werkzeug, wem will ich mein Medium zur Verfügung stellen? Und brauche ich wirklich solche Forenbeiträge? Ich meine ausdrücklich: Nein!

Politische Sprache gehört zensiert

Es zeigt sich aber, wie tief die Gesellschaft derweil gespalten ist. Und ja, daran haben auch der Euro und die Hartz IV Gesetze in Europa, unsäglich populistisch schwatzende Politiker und die Medien eine Schuld, die gleichzeitig so gut wie jedes Thema übernehmen, um von ihrer eigenen Unfähigkeit schlechte Gesetze gemacht zu haben abzulenken, die ständig von Elend und Not in Deutschland, Europa und der Welt faseln , nie aber von Fortschritten, die es ja auch gibt. Das fängt bei unserem Innenminister Friedrich an, hört in den USA bei den republikanern nicht auf und wird von den Massenmedien umgehend aufgegriffen. Da überschlägt man sich damit jeden Satz seinen lesern präsentieren zu müssen, weil die Klickrate zählt, wie gerade eben erst jenen, der aus Israel in die Verhandlungen mit dem Iran er westlichen Welt polterte, Amerika müsse sich nicht wundern, wenn demnächst ein iranischer Terrorist mal eben mit einer Atombombe im Handgepäck seinen Urlaub in den Staaten antritt. So dämlich solche Aussage ist, so schnell wird sie verbreitet. Und ja, Medien sollten schon einmal schauen, was sie damit anrichten, wie auch Politiker, die solche Sätze ausspucken, nur drucken muss man sie nicht, das ist wenig hilfreich und früher wäre das allenfalls noch bei solchen populistischen Zeitungen erschienen, die auf Frühstückstischen landen, an denen Menschen hocken, die allenfalls vier oder rote Buchstaben und ein paar Nacktfotos mental zu verarbeiten wissen.

Und nein, weder die Kriminalitätsrate ist für den Einzelnen bedrohlicher als vor ein paar Jahren, noch ist es der angeblich jeden in jedem Moment bedrohende Islam, und es gibt auch keine Masseneinwanderung in unsere Systeme, keine Angste liebe Populisten, niemand nimmt euch die Sozialleistungen weg, die ihr anderen neidet, die gerade eben nur die Kleidung, manchmal nur einen Koffer bei sich tragen. Das Problem ist nur das gleichzeitige erscheinen möglichst vieler erschreckend wirkender Ereignisse in sämtlichen Massenmedien und die Ausschlachtung dazu unserer Politiker, massenweise ähnliche Berichte aus sämtlichen Regionen der Republik, Europas und der Welt zu einem Vorfall oder oft mehreren eines Tages, von denen wir nie erfahren würden, hätten wir nicht alle Zugang zum Internet. Nochmal für jene, die es noch nicht begriffen haben, es droht keine Massenzuwanderung durch irgendwelche Europäer, sonst wären sie längst alle hier, die Arbeitslosen Griechenlands, Spaniens und von sonst woher.

Bleiben die Flüchtlinge all der Unruheregionen von Asien bis Afrika, und dazu muss man sagen, diese Menschen haben ein Recht dazu dorthin zu flüchten, wo sie nicht fürchten müssen, demnächst von Bomben zerfetzt zu werden, an unserem westlichen Giftmüll zu ersticken, wegen ihres Glaubens oder ihrer Lebensweise verfolgt zu werden. Alleine dass das reiche Europa und die anderen Staaten der Welt nicht dazu in der Lage sind, Flüchtlingsströme zu lenken, den Menschen vorübergehend Unterschlupf zu gewähren und sie menschenwürdig zu behandeln, dass selbst auf politischer Ebene immer nur über damit verbundene Kosten geredet und populistisch statt diplomatisch, wie es sich für Politiker gehört gesprochen wird, das ist das Problem.

Medien müssen Politiker erziehen, neue Sprachregeln zu finden

Und wie darüber die Medien berichten, was sie daraus machen, welche Hintergrundinformationen sie liefern, wie sie die Diskussion in ihren Foren so lenken, dass Ansätze und Gedankengänge dazu entstehen, wie auch Politik etwas daran ändern kann. Und ja, Massenmedien müssen das Problem des politischen Populismus auf den Hauptseiten diskutieren, denn sie sind angeblich vierte Macht im Staate, damit politische Sprache wieder einen vernünftigen, gesunden Rahmen erhält, der vielleicht hier und da ein paar Wählerstimmen kostet, das Ansehen aber der Agierenden nicht noch mehr beschädigt, denn man meint ja derweil, sämtliche Politiker diskutierten direkt vom Stammtisch aus und müssten sich einer schon fast Art von Fäkalsprache bedienen, um überhaupt noch ihre Wählerschaft zu erreichen, was nicht der Fall ist.

Jeder vernünftige Mensch ist auch in Zeiten des Internets und von RTL und Co noch dazu in der Lage einer gesittet daher kommenden anspruchsvollen Diskussion zu folgen, und die, die es nicht sind, die die meinen, um zu überzeugen benötige man irgendwann die Straße, die benötigen weder unsere Foren noch die Parteien, die soll man denen überlassen, die noch immer in einer Vergangenheit leben, in der man Bilder von Verfolgten für ein paar Pfennige abkaufen durfte, weil sie ansonsten lebend nicht einmal bis zur nächsten Straßenecke gekommen wären.

Fazit

Was populistisch als Zensur bezeichnet wird, was manche Foristen oft so erregt, das ist keine Zensur, das hat etwas mit recht zu tun, mit dem Recht derer, die in solchen Kommentaren verunglimpft werden sollen, damit, dass solche Kommentare mehr spalten als nutzen, gewisse Ziele zur Spaltung der Gesellschaft verfolgen, dass sie rechtslastig bis zur Unerträglichkeit sind, dass sie die Straße vor dem Lokal ersetzen sollen wo man mit Knüppeln auf alles Missliebige einprügeln kann, weil sie vor dem Lokal sich befindet, in dem der Stammtisch steht. Und wenn man sich Bildung nicht dazu führt, dass Vernunft in den Köpfen gewisser Menschen einkehrt bis zu einem gewissen Alter, dann ist es durchaus Aufgabe der Medien, dass sie über gekürzte oder gar wegfallende Kommentare versuchen, erzieherisch tätig zu werden. Und dieser Aufgabe müssen sich Medien bewusster werden, diese Aufgabe müssen sie heute noch ernster nehmen als je zuvor.

Denn Erziehung und Bildung, das ist die wichtigste Aufgabe jener, die Qualitätsmedien machen, die diesen Namen verdienen. Und das Internet, der stark umkämpfte Merkt führen genau zum Gegenteil, wie es scheint. Aber in Zeiten wie diesen sind Qualität und kritische Berichterstattung, die eben zensieren muss, wichtiger als je zuvor, mag sich daraus auch für ihre Macher der Umsatz, mag sich daraus auch eine Durststrecke ergeben. Am Ende wird sich das auszahlen, und man wird sich dadurch auch eine Klientel erschließen, die das zu würdigen weiß, so wie die, denen wir unsere Hilfe heute gewähren, sich eines Tages dafür bei uns bedanken werden, im guten Sinne, denn wie es in den Wald hinein schallt, so schallt es aus ihm heraus. Und Medienaufgabe ist es, dass sich Politiker dessen bewusst werden, dass man zu einer vernünftigen Sprachregelung findet, die auch erzieherische Wirkung auf die Gesellschaft hat.

Es ist an der Zeit, dass Medien sich das Hausrecht zurück erobern und es benutzen, denn sie sind zum billigen Werkzeug von Politik und ihre Foren zum Werkzeug von Populisten geworden. Man hat viel zu lange und intensiv über halb leere Gläser debattiert, reden wir endlich über die halb vollen! …

©denise-a. langner-urso