Politiker und ihre Stylingsünden – (k)eine Gefahr für unsere Demokratie?

Mode steht seit dem Anbeginn ihrer Existenz nicht nur für Kleidung per se, sondern insgesamt für einen Lifestyle und Ausdruck der individuellen Persönlichkeit. Auch wenn das Hinterherjagen nach jedem neuen und teilweise stilmäßig fragwürdigen Modetrend Bedenken aufwerfen sollte, gilt auch heute noch die Weisheit: Kleider machen Leute. Besonders im Bereich Damenmode gehen die Geschmäcker zwar weit auseinander, dennoch gilt: Wer gut und den Umständen entsprechend adäquat angezogen ist, der kommt auch bei seinen Mitmenschen meistens positiv an.

Gerade Personen des öffentlichen Lebens werden immer wieder anhand ihres Kleidungsstils bewertet und müssen für ihre modischen Fauxpas dann auch öfters mal verbale Prügel hinnehmen. Noch relativ aktuell geschah die mediale Brüskierung über den Kleidungshabitus der deutschen Kanzlerin im Sommer 2011, als diese bei den Salzburger Festspielen doch tatsächlich in drei Jahren hintereinander das gleiche Kleid trug. Gleich im Anschluss zu dieser Meldung wurde dann auch heiß diskutiert, ob das Tragen des altbekannten Kleides nicht als Signal für Sparsamkeit in Zeiten der andauernden Finanzkrisen gewertet werden sollte oder doch eher als schludrig zu bezeichnen sei. Vielmehr noch kann die Debatte um die Damenmode der Kanzlerin noch zugespitzt werden, indem man fragt: Beschädigt ein schlechter Kleidungsstil auch das Ansehen der Politiker bei den Bürgern und ist damit als demokratiebelastend anzusehen? Natürlich ist dies eine ironische und plakative Äußerung, aber dennoch steht fest, dass es quasi zu einem Volkssport geworden ist, sich über Politiker und Parteien (als Beispiel seien nur die mittlerweile populären Humorattacken auf die FDP genannt) lustig zu machen. Unter diesen Umständen möchte man Merkel, Claudia Roth, Dr. Schavan und ihren Kolleginnen nur zu gerne ins Ohr flüstern: Ladies, angesagte Mode für Damen gibt´s doch bei Otto und Konsorten!

Aber wer weiß schon, welche Kalküle der PR-Berater hinter diesen vermeintlichen Stylingsünden unserer Politiker stehen. Denn eines ist klar: Wenn die Kanzlerin oder auch Ministerin schlecht angezogen ist, sorgt das zumindest für Gesprächsstoff – wenigstens ein Anlass, um sich über Politik zu unterhalten und das ist dann immerhin auch als kleiner Fortschritt in Zeiten von Politikverdrossenheit und Demokratiedefiziten zu identifizieren ;-).

©Ingkö