Populismus ist wenn jeder ständig Selbstdarsteller sein darf

Schluß mit der populistischen Selbstdarstellerei, weil man ansonsten das bis jetzt für eine gute Gesellschaft Erreichte nicht erhalten können wird.

Wann wurde mir eigentlich richtig bewusst, dass oft eine angebliche Mehrheit keine Mehrheit ist? Im heutigen Presseclub, als eine Journalistin ungefähr sagte: eine Mehrheit von 8 Millionen Menschen hätten im letzten Jahr sich engagiert und Willkommenskultur gelebt, leben diese bis heute. Wenn neuerdings 8Millionen Bürger in diesem Land die Mehrheit stellen, dann leben hier aber gewaltige unbeachtete Minderheiten, und das kann natürlich auf Dauer nicht gut gehen, muss unabdingbar zu Problemen führen, zu einer unberechenbaren Mehrheit …

Was will ich damit sagen? Dass wir es übertreiben mit unserer Offline-Selbst-Zur-Schau-Stellung, weil jeder scheinbar das Gefühl hat, er werde sonst nicht wahrgenommen. Es fehlt ja eigentlich nur noch, dass wir bei der Begrüßung sagen: Übrigens, ich glaube an x,y,z, bin vom Geschlecht der Mondgesichter, esse nur gedünsteten Flugfisch und Knallobst, ansonsten aber bin ich stinknormaler Radfahrer mit atomarem Gülleantrieb und habe ein Einkommen von fünkommanix.

Verstanden? Dauernd wird man heute damit konfrontiert, wer was ist, was hat, wie er lebt, und ich habe noch nie in meinem Leben gehört, dass stinknormale Menschen, wir Populisten also, irgendwo eigene Feste und sich damit selbst feiern, eine Sprache propagieren, die spezifisch im Lexikon verankert, deretwegen ganze Bücher umgeschrieben worden wären, und genau das ist unser Problem.

Jedwede andere Lebensweise und Verhaltensweise wird vor sich hergetragen, anstatt, dass sie vom anders denkenden Individuum als so normal gedacht werden würde, für so selbstverständlich wäre, dass es unbedingt außerhalb der eigenen vier Wände dies jedem anderen verkünden muss. Und genau da liegt derzeit unser Problem, dass wer anders ist, es unbedingt jedem lautstark verkünden muss, womit man seine Privatsphäre ins Glashaus stellt, weil man offensichtlich nur dann etwas wert ist, wenn jeder Mitmensch genau weiß, wie man tickt. Und wenn irgendwo auf der Straße eine Kamera hängt, dann schreit man Überwachungsstaat. Für mich passt das nicht zusammen.

Mir ist es völlig Wurscht, wie jemand lebt, solange er dies nicht vor sich her trägt und es mir dauernd aufs Brötchen schmiert, gar wie zuletzt die Grünen einen Veggie-Day einführen will. Jeden so leben lassen, wie er will, und das bitte leise. Heute muss aber alles laut sein, offen gelebt werden, gerade so, als sei das Ziel, dass jeder demnächst nackt herumlaufen müsse, weil man ihn nur dann eindeutig als Gruppenmitglied akzeptieren kann.

Lasst doch die Menschen einfach mehr Mensch sein, solange sie sich an geltende Regeln und Gesetze halten, und passt Gesetze und regeln nicht jedweder Gruppe und wenn möglich an einzelne Individuen an, denn wenn jeder so leben können kann, wie es ihm beliebt, dann ist ein zusammenleben nicht mehr möglich, eben weil jeder Mensch auch seinen ganz privaten Rückzugsort hat und braucht.

Plötzlich outet sich jemand, weil er plötzlich das Gefühl hat, ansonsten sei er kein ganzer Mensch. Warum, er ist doch viel mehr Individuum, wenn er seine kleinen Geheimnisse hat, oder nicht? Ist man „besonderer“ oder ein besserer Mensch, mehr wert, wenn man sich als zu einer Gruppe gehörend outed, sich angreifbar durch andere macht? Alleine das ist schon bedenklich, denn ich halte das Anderssein als Andere für eher selbstverständlich, sonst wären wir ja vom Band Maschinen und keine menschlichen Wesen mit all ihren Unterschieden.

Ist man als Mensch nur noch etwas wert, wenn man der Öffentlichkeit jede Minute und Kleinigkeit aus dem Privatbereich medienwirksam oder per jährlicher Demonstration mitteilt? Sollte nicht gerade der Unterschied uns freuen, der uns beweist, wir sind eben nicht gleich getickt, nicht uniformiert. Aber muss man die Unterschiede feiern, wo doch jeder Mensch seine Stärken und Schwächen hat, was uns eben zu Individuen macht.

Und wäre es nicht Aufgabe der Gerichte den Menschen ein Mehr an Privatsphäre zu gewähren, dadurch dass sie in speziellen Räumen wie der Öffentlichkeit oder in staatlichen Einrichtungen, in denen der Grundsatz gilt, sie seien eben nicht religiös geprägt, weil neutral, eben gewisse Dinge nicht zelebrieren dürfen, wie ihre Religion, weil diese eben Privatsache ist? Und sollten nicht deshalb Parteien sich viel mehr zurücknehmen, und auf gewisse Buchstaben verzichten, weil auch sie eigentlich politisch neutral agieren sollten?

Muss heute jeder so viel Selbstdarsteller sein, dass er ihm selbstverständlich im Privaten garantierte Rechte auf alle Ebenen umgesetzt sehen will, sogar vor irgendwelchen Gerichten einklagbar machen darf, die eigentlich nur ihm und wenigen anderen helfen, im gesellschaftlichen Zusammenleben aber eher zu Unruhe und Spaltungen führen, weil derweil hinter so gut wie jedem Selbstdarsteller sich gleich Empörte versammeln, die dessen rechte irgendwo eingeschränkt sehen?Natürlich soll jedem Menschen das recht gegeben sein zu heiraten und Kinder erziehen zu dürfen, aber das ist ja derweil so gut wie umgesetzt, muss aber das Recht auf Unversehrtheit von Kindern nicht ebenso angesehen werden, statt sich jetzt umfänglich damit zu befassen, ob Ehen mit Minderjährigen anderer Bezugsgruppen fortgesetzt werden dürfen, wo man doch genau um das Leid solcher Kinder weiß?

Muss man darüber tatsächlich noch reden, statt geltendes Recht anzuwenden und durchzusetzen? Und wie wäre das, wenn demnächst tatsächlich ein Lehrer auf sein Recht pochen würde, Unterricht nackt abhalten zu dürfen, weil er Anhänger der Nacktkultur ist? Würden wir darüber tatsächlich monatelange Debatten abhalten? Wir müssen doch noch zwischen privat und öffentlich/staatlich unterscheiden dürfen, es vielleicht wieder neu erlernen, oder nicht?

Früher erhieilt man in der Schule das Grundgesetz und man hatte Respekt vor Lehrern, auch als Elternteil. Und das soll schlecht gewesen sein? Eltern sollten Vorbild sein und nicht staatlich Beauftragte angehen dürfen, dafür braucht es ähnliche Gesetze, wie wenn es sich um Polizeibeamte handelt, denn welche Gesellschaft erziehen wir denn gerade, wenn schon Kleinkinder im Kindergarten pöbeln und treten dürfen, weil nicht das auf den Tisch kommt, was man von daheim gewohnt ist? Wenn mein Staat so umfangreich sozial engagiert ist, dass dieser mir noch ein Essen stellt, dann esse ich es, oder ich habe keinen Hunger. Punkt.

Ach, Sonntage sind furchtbar, das denkt man dauernd darüber nach, warum diese Gesellschaft sich immer schneller spaltet. Und ich sage, sie spaltet sich, weil jeder ständig auf irgendwelchen neuen Rechten besteht, die das Zusammenleben immer schwerer machen und zu immer mehr Bürokratie aber auch zu Fehlverhalten führen, weil gewisse Dinge über Generationen erlernt wurden und einfach viel mehr Zeit brauchen um sich durchsetzen zu können. Erst wenn nicht jeder Selbstdarsteller mit eigener Bühne und wenigen Mitkämpfern, weil er meint er gehöre zu irgendeiner benachteiligten Minderheit, sein darf, dann wird hier wieder etwas mehr Ruhe und Frieden einkehren. Dieses Land ist dermaßen fortschrittlich, offen und gleichberechtigungswillig auf allen Ebenen, dass sich andere da massive Scheiben abschneiden könnten, weshalb jetzt alte Kämpfe endlich einmal eingestellt werden sollten, weil man ansonsten das bis jetzt für eine gute Gesellschaft Erreichte nicht erhalten können wird.

Ob mich überhaupt jemand versteht, und was ich meine? Seufz …

©denise-a. langner-urso