Schluss mit dem Fastfood-Lalajournalismus und Schönwetterpolitik!

 

Dafür sind diese Zeiten nicht geeignet, und Medien, die ernst genommen werden wollen, müssen das endlich begreifen. Es kommt nicht auf schnelle Klicks und Werbeeinnahmen an, Genauigkeit, gute Recherche und Netzwerkerei ist es was jetzt zählt.

Machthaber wie Erdogan und machtbesoffene Menschen wie Trump erfordern mehr als kurze Aufmerksamkeit in Verbindung mit Massenzugriff, sie erfordern das, was Medien zu festen Säulen demokratischer Staaten macht, Unterstützung von mutigen Menschen und Rückhalt von Medien anderer Staaten, zuzüglich zu einer Justiz, die sich durch nichts und niemanden vereinnahmen lässt, und die Fehler, die während der Machtfestigung Erdogans stattfanden dürfen sich nicht wiederholen, weder durch Schweigen, noch durch Hofieren durch Politiker anderer Staaten und ganzer Staatenverbände.

Und egal was ansonsten an Freundschaft war, auch Freunden gehören Grenzen gesetzt, man zieht sich nicht zurück und schaut weg, weil das wirtschaftlich besser zu sein scheint, denn solches verhalten ganz ganz schnell nach hinten losgehen. Das sollte speziell in Deutschland so langsam einmal bewusst werden. Die Zerstörung von Justiz und Pressefreiheit, wo auch immer, das sind rote Linien und dagegen haben Staatsleute sich zu stellen, gegen zuhalten, auch mit Sanktionen und Aussetzen von Verhandlungen, Reduzierung von Besuchen, Einladungen. Alles andere hilft der Festigung von Diktaturen, so viel sollte selbst der schlechteste Schulunterricht gelehrt haben.

Deutschland versagt und träumt von endlosem Wachstum …

Europa setzt Nadelstiche gegen Typen wie Erdogan, alleine Deutschlands Regierung duckt sich weg, Wahlkämpfer gewisser Parteien können gar nicht schnell genug Termine mit Trump vereinbaren, Gespräche führen. So geht das nicht, das hilft der Unterwanderung demokratisch sensibler Systeme, und nie zuvor war das gefährlicher als derzeit, denn Typen wie Trump fühlen sich dadurch bestätigt. Die Kanzlerin ist auch zu leise, in diesen Zeiten müsste speziell sie auf Hochtouren laufen, doch das konnte sie noch nie, das könnte ja die Einnahmen Schäubles durcheinander bringen.

Und dass Deutschland gegen die Trumpisierung und im Rahmen der EU eine sehr wichtige Rolle im Kampf der Demokraten Amerikas spielen könnte, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Es wurde schon viel zu oft weggeschaut, von guten, nicht zu verprellenden Freunden gesprochen, die man aus irgendeinem Grund angeblich dringend braucht.

Das Gegenteil ist der Fall, denn spätestens wenn einer von zu gewinnenden Kriegen redet und massiv aufrüsten will, sollte man hier doch endlich aufwachen, oder liegt man zu tief mit unseren Waffenproduzenten im Bett, sollen die das Wachstum, das sonst vielleicht im Rahmen von Mehrausgaben ebenfalls für mehr Rüstung und Natoausgaben, sowie für sinkende Einnahmen wegen Einfuhrsteuern auf anderer Seite demnächst eventuell sinken würde, steigern? Dann ist ja in Ordnung, nur das honorieren Wähler nicht, das durchschauen sie, verlogener geht es nämlich nicht.

Für die Medien galt einst, je angeblich stärker ein Machthaber, umso unsicherer sein Rückhalt, umso bereitwilliger jene ihm in den Rücken zu fallen, die sich selber ständig bedroht fühlen. Und es wäre Aufgabe der Medien solchen Menschen Zugang zu sich zu gewähren, aufmerksam dafür zu sein, wo Whistleblower sitzen, diesen zu helfen, Informanten im engen Zirkel zu haben. Und bei Trump ist das gar nicht so schwer, noch jedenfalls.

Wirtschaft vor Grundwerten? Nein Danke! Schluss damit

Die Russlandbeziehungen zu hinterfragen, das ist nicht nur Aufgabe amerikanischer Medien, das ist in unser aller Interesse. Trump hat derweil nicht mehr zu viele Freunde in den eigenen Reihen, der eigenen Partei, hinzu kommen unzählige unzufriedene Mitarbeiter. Da gibt es für Medien, die sich ernst nehmen, eine Menge zu tun, doch die befassen sich damit x verschiedene Ticker für Oscarverleihungen und Co vorzubereiten, nur um an Ende schnellstmöglich eine Fakenews in den Orkus des Internets zu schießen. Ich konnte es nicht fassen, denn wer sehr genau beobachtet hat, hingeschaut, hingehört hat, was Künstler und ihre Institutionen sagten, und die sind unter Menschen wie Trump, Le Pen, Erdogan und derweil auch bei uns, wo die AfD noch nicht einmal im Bundestag sitzt, am meisten bedroht, der hätte wissen können, dass es im leben nicht Lala Land sein würde, was dieses Jahr als Film ausgezeichnet werden würde.

Sämtliche Zeichen standen an diesem Abend dagegen. Ein so großer Abend mit so weltumspannender Aufmerksamkeit wird genutzt werden, speziell in einem derart aufmüpfigen Umfeld. Und doch glühten umgehend sämtliche Ticker und bewiesen damit dem Chaoten im Weißen Haus, wie leicht Medien zu täuschen, wie anfällig sie sind, alleine schon, wenn Erstmeldungen in diesen Zeiten richtig viel Kohle durch Klicks versprechen.

Medien weiterhin in Lala Land?

Die Medien haben auch jedwedes Gespür dafür verloren, wie die beiden Verkünder des Preises waren, als sie den Gewinner verlasen, denn selbst als Zuschauer hatte ich den Eindruck, dass da bereits etwas durchgesickert war, zu verunsichert war in dem Moment zumindest Faye Dunaway könnte klar gewesen sein, dass da eine Panne passiert war, und das bemerkte man auch, selbst im Augenblick der falschen Verkündung war bereits klar, etwas stimmt nicht. Aber gut, darauf will ich nicht herumreiten, die Medien jedenfalls sind die, die selber schuld sind, wenn gewisse Menschen sie derweil als lächerlich empfingen, weil sie dauernd beweisen, es zählt der Schnellste zu sein, nicht der am besten Recherchierende.

Das dieser Abend eben kein Lalawerk sondern im Gegenteil etwas auszeichnen würde, was für sich selber und gegen gewisse Zustände sprechen würde, das war absehbar, das haben die Redner bewiesen, die Reden und Proteste vorab, nicht gekürzte und unterbrochene Redezeiten, denn nirgendwo sonst kann Kunst selber für sich und andere bedrohte Menschen und Säulen eines von Zerstörung bedrohten Staatswesens so laut sprechen, wie an diesem Abend. Wer vorher sieht, dass Mahershala Ali, Viola Davis, Iran (Regie: Asghar Farhadi), The White Helmets ausgezeichnet werden, der glaubt allen Ernstes, dass all das am Ende eines so wichtigen Abends zu Lala Land abgewertet wird? Sorry, aber wer da vorschnell und ohne abwarten zu können eine Eilmeldung zu rauslässt, der glaubt auch, dass Bayern München noch vom SV Darmstadt 98 von der Tabellenspitze gepustet wird …

Politisches Versagen vom Feinsten

Möchtegerndiktatoren und solche, die es sind, die trifft man da wo es weh tut, politisch bekämpft man sie mit wirtschaftlichen Mitteln, per Sanktionen, koste es was es wolle, und wenig Aufmerksamkeit und Gegenrede und medial mit guten Netzwerken und Whistleblowern. Und wenn ich sehe, dass Erdogan fließende Gelder in mauern und Gefängnisse steckt und in Verfolgung politischer Gegner und Schauprozesse gegen Pressevertreter und gewiss nicht um Geflüchteten zu helfen, und wenn ich sehe, wie sehr hier politisch geschwiegen und stillgehalten wird, wie sehr sich gewisse Parteien bemühen, den Putins, Erdogans und Trumps der Welt die Stiefel zu lecken, dann weiß ich auch, wer meine Stimme gewiss nicht bekommen wird. Wirtschaft und Wachstum sind nicht alles, was zählt sind die Säulen der Demokratie, was zählt sind die Unterdrückten, die Vertriebenen, die Bedrohten, die Menschen, nichts sonst! Schon gar nicht Kriegstreiber und Zerstörer von Kunst- und Pressefreiheit mit willigen Helfern in Justiz, Polizei und der eigenen Kriegsmaschinerie …

Und wer den USA dankbar ist für das was sie einst uns und Europa und allen hier Verfolgten Gutes getan haben, der steht jetzt verflucht nochmal gegen Trump und kriecht diesem rechtsnationalen Jammerlappen und seinem Einflüsterer Bannon nicht in den Enddarm und schiebt vor sich her noch einen wachsende Kriegskasse!

Und die Medien tun endlich das wofür sie eigentlich da sein sollten, sie recherchieren gefälligst die Verbindungen Trumps zu Putin. Ich erwarte von guter Politik und gutem Journalismus, der seinen namen verdient wesentlich mehr, statt Sandkastenspielchen und Förmchenwerfereien!

Danke

©denise-a. langner-urso