Söder und die „Lügenpresse“

Man muss einfach nur nach Bayern schauen, wenn man sehen will, wie Politiker versuchen, sich ins rechte Licht stellen zu lassen, und Politik wundert sich, wenn bei gewissen Demonstrationen das Wort „Lügenpresse“ fällt. Viele Menschen behaupteten ja öfter, Medien berichteten zu politisch, und am liebsten über das, was man ihnen von oben diktiert.

Schaut man nun auf Bayern und Söder, muss man solchen Demonstranten zumindest etwas recht geben, denn Söder hat Michael Backhaus zu seinem „Kommunikator“ gemacht, einen Mann, der bis fast Ende letzten Jahres noch Vizechefredakteur der Bild am Sonntag und noch davor Chef der Passauer Neuen Presse gewesen ist.

Für Politiker gilt ja ein direkter Wechsel in die Wirtschaft als No-Go, weshalb man sich fragt, warum das umgekehrt eigentlich nicht auch so zu sein hat. Denn nur, weil man aus einer Redaktion ausscheidet, kappt man ja wohl nicht auch seine Beziehungen.

Schon bei Wulff gab es ja ein Problem mit zu großer Nähe zu den Massenmedien, und Markus Söder engagiert sich jemanden direkt aus der Zeitung mit den vier Buchstaben. Verboten ist all das nicht, doch es hat eben Geschmäckle. Wer Beziehungen hat, und so etwas besteht ja nicht von einer Seite, der bekommt unter Umständen auch Informationen zuerst serviert. Und irgendwie erinnert all das dann an Politiker, die gewisse Informationen zu Ermittlungen vor anderen Beteiligten erhalten.

Ich werde das dumme Gefühl nicht los, der Kopf stinkt inzwischen ganz gewaltig, man braucht dazu nicht einmal mehr einen ganzen Fisch …

Nur, wie bereits oben erwähnt, muss sich dann auch niemand mehr über das Wort Lügenpresse wundern, auch wenn es ein Unwort ist, weder die Politik, noch die Medien. Denn irgendwie riecht es dann eben doch nach Berichterstattung nach Ansage von oben. Und dem will sich ein Medienmacher tatsächlich aussetzen? Zumindest wenn man Verschwörungstheoretikern das Wasser abgraben will, sollte einer wie Söder eigentlich sich solchen Schritt noch einmal genau überlegen und Herr Backhaus auch. Den Medien und der Politik tut man damit nämlich keinen Gefallen, im Gegenteil, man gießt Öl ins Feuer derer, die „Lügenpresse“ rufen …

©denise-a. langner-urso