Spionage, USA, Merkel – Verständnis für das Unverständnis!

 

Wer verstehen will, warum Angela Merkel so reagiert, wie sie reagiert, nämlich offensichtlich völlig hilflos, der muss sich mit der Geschichte beider deutscher Staaten und der Wiedervereinigung und auch dem Terrorismus befassen. Denn bis zur Wiedervereinigung und auch noch danach, galten Menschen, die das Internet benutzten, als Spinner und Freaks, als Zeitverschwender, die nichts zu tun hatten, als zu spielen, wurden oft wie Süchtige behandelt. Ich selbst habe das erfahren, doch wusste ich immerhin was damit und mit der Vernetzung, mit Telefonen, an Marketingmöglichkeiten bestanden, was schließlich dazu führte, dass ich so gut informiert war, dass ich im Auftrag eines solchen Unternehmens ein komplettes Callcenter direkt nach der Wende, aufbaute, von A-Z, von der Hard- bis zur Software, bis zur Mitarbeitereinstellung und Schulung.

Zuvor hatte ich eben gebastelt, gesurft, wenn man das schon so nennen kann, gespielt, ständig auf- und umgerüstet. Ja, ich war einer dieser „Spinner“, kaum jemand nahm das ernst, was ich wusste, konnte mich mit kaum jemandem darüber unterhalten, weil meine komplette Umgebung, Familie, Freunde all das überhaupt nicht verstand, manche von ihnen es bis heute nicht verstehen, was dazu führte, dass meine eigene Schwester sich zwar für eine Fortbildung etwas mehr damit befasste, anschließend jedoch ihren Internetzugang völlig entnervt wieder kündigte, weil sie nicht weiß, „was der Scheiß soll“, weil sie auch partout nicht für ihren Arbeitgeber erreichbar sein will, weshalb sie zwar eine Rufnummer eines Handys angegeben hat, darüber aber generell nicht erreichbar ist, weil es abgemeldet im Schrank liegt. Nur ein Altvertrag schützt sie davor, nicht längst gefeuert worden zu sein als Krankenschwester.

Die Zukunft verpennt, Gefahren wegabmelden wollen

Auch der Umgang mit dem PC am Arbeitsplatz führt schon zur Überforderung. Und meine Schwester ist mehrere Jahre jünger als ich. Ähnlich erlebe ich es bei vielen meiner Nachbarn, da wurde das Internet ebenfalls komplett gekündigt, es nervt, macht Arbeit, ständig fängt man sich Viren ein, weg damit. Selbst mit dem Handy ist man völlig überfordert. Was auch dort wieder abgeschafft wurde, das hat meine Schwester behalten, und das Handy, das wiederum ist für mich allenfalls Nebensache, ich nehme es inzwischen nie mehr mit, es ist da, falls irgendwann ein Notfall eintritt, um auf jene Mails bzw.

SMS zu antworten, die meine Familie meint mir nicht auf den PC schicken zu wollen. Und eins zweimal am Tag schaue ich auf dieses, ansonsten hängt es am PC, um sich zu langweilen. Mir ist das, was da an Tastatur existiert zu klein, auf die Idee damit Onlinespiele zu spielen käme ich schon gar nicht. Gut, hin und wieder ist die Kamera ganz nützlich, manchmal, wenn wirklich der Strom ausfällt, das schnell verfügbare Licht, hin und wieder auf Reisen der Wecker, aber das war es auch schon.

Internet gehört zur Realität der Welt außerhalb Deutschlands

Obama ist vielleicht der Oberpirat aller Piraten, die Demokraten sind vielleicht die erste „Piratenpartei“, die wirklich sich durchgesetzt hat, in Deutschland aber gilt das Internet ansonsten noch immer für viele als Neuland, da wird eben überwacht, spioniert, gehackt, gespielt, anderen geschadet. Und ja, Deutschland, wir Deutschen, mussten das auch nie verstehen, die Amerikaner waren ja Schutzmacht, hier ist man „sicher, bequem“, ungern bereit, sich neu zu orientieren, was sich alleine schon dadurch auszeichnet, dass wir nölen, wenn man für einen Job umziehen, weiter fahren muss, als 5 Minuten.

Wissen um das Internet und seine Möglichkeiten gehört zur Bildung wie Fremdsprachen, und wer etwas nicht gelernt hat, der kann das auch später noch tun, sonst möge er sich bitte nicht gebildet nennen, stolz auf sein Abitur von anno dazumal verweisen. Wer das Internet daheim abschaltet, wer seine Kinder nicht dazu anhält, sich damit zu befassen, es nicht selber tut, der gehört demnächst, wenn nicht schon jetzt, zu den Arbeitslosen, zu denen, denen eben auch deshalb nur eine Niedrigrente bleiben wird. Der versündigt sich an seinen Kindern und Enkeln. Verbaut sich Arbeitsplätze, nimmt der nächsten Generation Chancen, weil er in Angst verharrt, unflexibel ist.

Und anderswo?

In Amerika, in vielen Staaten, die Diktaturen sind auch, ist das Internet wesentlich wichtiger als hier, alleine schon wegen der Warnungen vor Anschlägen, von Meldungen von Rettungsdiensten, vor Unwettern, auch für die Sicherheit jedes einzelnen Bürgers, zu Kommunikation, und geschehe sie nur über ein Onlinespiel nach außen, denn auch solche Kanäle benutzen Regierungsgegner.

Obama hat das begriffen, so wie viele andere Menschen ohne Internet völlig verloren wären. Regimegegner etwa, Terroristen, die davon vermutlich auch mehr verstehen als unsere Geheimdienste und die Kanzlerin, der Bundespräsident. Die Kanzlerin, sie wird 60 Jahre alt, hinzu kommt ihre Geschichte, sie ist kein Kind einer Generation, der das Internet zur Verfügung stand, und unsere anderen Politiker, die hätten es nutzen können, wissen zum Teil sogar in jungen Jahren nicht, welche Möglichkeiten damit einhergehen, welche Wirtschaftskraft davon ausgeht.

Und ohne Snowden würde vermutlich niemand sich überhaupt mit dieser Materie auseinander setzen, nicht hier in diesem Land, in dem noch immer Menschen, die sich damit auskennen, abfällig als Nerds, Spielsüchtige und Eigenbrötler gelten. Weder meine Familie, bis auf meinen Mann und meine Kinder, versteht überhaupt, wie es denn möglich sein kann, so sein Geld zu verdienen, das hat etwas Verruchtes, ist fast so unanständig, als stünde man auf irgendeinem Berliner Straßenstrich. Ich werde belächelt, wenn ich nur versuche zu erklären, was ich genau mache, so als sei ich krank, habe irgendeine ansteckende Krankheit.

Eine neue politische Generation fehlt

Die Kanzlerin, sie hatte nie meine Möglichkeiten, ihr Handy hat sie für ihren Eigenbedarf völlig im Griff, die Sicherheit aber nicht, was man ihr eigentlich nicht ankreiden dürfte. Diese Regierung ist wie ihr Wahlvolk, ginge es irgendwie ohne dieses komplizierte Internet, man hätte es längst abgeschaltet, wäre offline gegangen.

Diese Generation, die da derzeit im Bundestag sitzt, sie nutzt das Internet allenfalls wie einen schnellen Botenservice zur Postübermittlung ohne dahin zu müssen, zum Telefonieren, verstanden aber hat sie es nicht, was fehlt sind Köpfe, die zu engagieren es gilt, die sich damit auskennen. Köpfe auf allen Ebenen, Piraten, die man engagiert. Denn eine Generation, und eigene internetfähige Zeitgenossen sind ja vorhanden, derweil ohne Parteizugehörigkeit haben diese Menschen überhaupt keine Chance das fehlende Wissen auszugleichen, und in der Bevölkerung würde der hämischste Shitstorm über die Regierungsparteien fegen, weil die Bevölkerung es ja selbst nicht versteht, würde da plötzlich massiv umgebaut werden, wo es so dringend nötig ist.

Auch in den Geheimdiensten, die das, was die piratischen, amerikanischen Demokraten wie Löffel benutzen, kaum verstanden haben, weil, hier macht sich das besonders bemerkbar, oft auch unkündbarer Beamtenstatus, dem Nachwuchs keine Chance lässt. Es soll eben alles so bleiben wie es ist, Fortbildung, Bildung, das scheint in Deutschland eher beim Fortkommen zu schaden, als zu Nutzen. Welcher Chef will schon jemanden dulden, der mehr von der Materie versteht, als er selbst, das würde ja dazu führen, dass er sich selbst bewegen müsste.

Die Kanzlerin muss auch einmal bemitleidet werden

Die Kanzlerin hingegen ist in einer Zwickmühle, das Volk fordert Aufklärung über etwas, was man nicht versteht, was es selber nicht verstehen will, fordert Fortschritt und will doch, das alles bleibt, wie es ist. Die Kanzlerin, sie ist die letzte, die all das verstehen muss, aber sie hat Berater, und denen muss man die Frage stellen, was sie den ganzen Tag lang machen.

So ist es übrigens auch mit den Altparteien. Man wartet noch immer lieber ab, sitzt aus, froh darüber, dass das, was anderswo üblich wäre, nämlich die fristlose Kündigung, hier nicht geschieht, geschehen kann, weil man so einen „Arbeitgeber-schädlichen“ Altvertrag wie meine Schwester sein Eigen nennt.

Das Volk amüsiert sich lieber offline, weil es sich zu oft selber abgeschaltet hat über eine Regierung, die nie wirklich online war, statt zu fordern, dass man gewisse Dinge endlich Menschen übernehmen lässt, die sich damit auskennen und die nicht nur die Bundesregierung sondern auch die Bürger in den Onlinemodus zwingen, das lieber Brieftauben und Pferde benutzt statt zu erkennen, dass andere längst in der Formel um den Weltmeistertitel fahren, derweil hier der Gaul unter dem Reiter zusammenbricht und die Nachricht dann ankommt, wenn der, der sie erhalten soll, längst das Zeitliche gesegnet hat …

Wenn das so weiter geht, dann wird Deutschland schweren wirtschaftlichen Schaden erleiden.

Umso lächerlicher ist hingegen das, was der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold dem Bundespräsidenten am Samstagmorgen über Twitter mitteilte: „Herr Bundespräsident Gauck, sagen Sie jetzt etwas Substantielles zur Bedrohung von Freiheit und Bürgerrechten durch Überwachung?“

Ja, das hat er, der Bundespräsident, Herr Giegold, als er sagte: Jetzt reicht’s auch einmal. Und wer etwas Mitleid hätte, der könnte darin nämlich auch Zweideutiges erkennen, wenn er denn wollte. Weshalb? Weil der Bundespräsident damit auch dem Volk sagt: Jetzt reicht es aber auch einmal mit der Unfähigkeit, das Internet und seine Möglichkeiten begreifen zu wollen, jetzt reicht es auch einmal damit, dass Parteien netzaffinen Nachwuchs nicht fördern, jetzt reicht es auch einmal damit, dass wir das Bildungssystem nicht zukunftssicher und netzaffin umbauen.

Ja Herr Giegold, und auch sie und ihre Partei müssen sich vorwerfen lassen, dass Bedrohung von Freiheit und Bürgerrechten durch Überwachung, erst dadurch entstehen kann, weil ein komplettes Volk samt seiner Vertreter den Kopf noch lieber in den Sand steckt, statt zu handeln, sich fortzubilden, Zukunft sich somit selber verbaut, Hand in Hand mit den Parteien, deren Vertretern es ausschließlich um den eigenen Sitz im Bundestag geht, derweil man jene dort verhindert, die den Schuß längst gehört haben und in den Startlöchern verhungern, weil man sie dort angekettet hat. Und Herr Giegold ist selber Teil dieses Systems. Andere zu kritisieren, das ist eben dann doch einfacher als selber Verantwortung zu übernehmen und vielleicht anderen seinen Platz zu überlassen, speziell bei den Grünen …

Und sonst?

Und ja, ich kann mich hineinversetzen in die Lage der Kanzlerin. Und ich sage, daran trägt das Volk selber die größte Schuld! Samt der Parteien und deren Vertretern. Denn es lebt sich bequem, wenn man selber nichts tut, sich nicht ändert,  und vom vollgefurzten Sofa aus ist gut amonym kritisieren. Aber wir Deutschen haben es eben gerne so, wie es immer war, und dazu hat das Internet nie gehört, denn da tummeln sich Kranke, Irre, Abhängige, Perverse, Feinde, nur nicht die Wirtschaft und der Krieg, also schalten wir es ab.

Denkste! Und ich behaupte eiskalt, jeder Flüchtling, jeder, der hier einreist, egal ob als Terrorist oder als politischer Flüchtling, oder aus purer wirtschaftlicher Notlage heraus, der hier irgendwo anstrandet, kennt das Internet vermutlich besser als die, die sie abschieben wollen …

Und kein Wunder, natürlich sitzen dann in einem NSA-Untersuchungsausschuss Menschen, die Geheimdienste überhaupt nicht verstehen, die sich dann die Frage stellen, ob da überhaupt Menschen oder nur noch Maschinen arbeiten. Wie auch der Nachbar sich fragt, ob der Onlinenutzer von nebenan nicht völlig desorientiert und ein Kranker ist. Da stellt man dann eben schon mal so dämliche Fragen wie: „Macht die Grillabende für Familienangehörige?“

Die 2. Industrialisierung wird eben verschlafen!

Natürlich! Dort arbeiten Menschen, keine Irren, Kranken, Behinderten, geistig Verwirrten, Süchtigen und so weiter. Da gibt es einen ganz normalen Arbeitsmarkt, wie ihn heute auch ganze Branchen der Wirtschaft nutzen, der Werbung, der Automobilindustrie, der Architekten, Universitäten, Studenten und so weiter und so weiter. Und da gibt es auch bereits Gesetze, und wer täglich damit umgeht, der kennt sie, nutzt sie. Das ist kein anderes Universum, das ist das ganz normale Leben! Da bedienen halt die einstigen Näherinnen als hochqualifizierte Computerspezialisten Maschinen, statt mit der Hand und selbstgefertigten Schnittmustern zu arbeiten, Himmel Herrgott nochmal.

Und ja, da gibt es auch Sicherheitspersonal und Mittel, das ist das ganz normale Leben! Während die einen eben noch reine Handwerker sind, die ihr Brot mühsam backen, haben die anderen das industrielle Zeitalter entdeckt und stellen in der gleichen Zeit das Hundertfache dessen her. Begreift endlich, womit ihr es zu tun habt! Offline war gestern, und das betrifft so gut wie alle Branchen, auch den Krieg.

Man muss sich ja schon fast schämen, hier herrscht nicht mehr Made in Germany, hier herrscht Verpennt in Deutschland.

Und natürlich, weshalb sollen die USA jemanden aus Deutschland ernst nehmen, der überhaupt nicht verstanden hat, wo auf gut deutsch gesagt, derweil der Bär tobt, worum es geht. Mit einem Kleinkind kann man ja auch keine Diskussion über die unerträgliche Leichtigkeit des Seins führen. Das wäre vergebliche Liebesmüh. Man braucht doch zumindest einen Gesprächspartner auf Augenhöhe. Doch wenn da jemand IP, Crowd und Cloud sagt, dann steht vermutlich noch immer bei vielen unserer Vertreter ein Fragezeichen im Gesicht.

Würden Sie mit so jemandem reden, ihn ernst nehmen?

Die Schuld der Bürger und Parteien

Und wenn uns etwas wirklich Angst machen sollte, dann unsere Naivität und unser Nichtbildungshunger und Unwille aus Bequemlichkeit und die Be- und Verhinderung derer, die es besser wissen und beherrschen. Bedrohung von Freiheit und Bürgerrechten durch Überwachung resultiert genau aus unserem eigenen Unwillen, aus Ignoranz und Bequemlichkeit, so wie Bedrohung durch Altersarmut oft der Unflexibilität zu verdanken ist, den Wohnort nach Arbeitsplatzverlust nicht wechseln oder sich nicht fortbilden zu wollen. …

Und die Parteien sollten lieber statt auf Obama einzuschlagen, Abgeordnete zu seinem Team schicken um zu erlernen, wie denn soviel Privatsphäre, bei gleichzeitiger Öffentlichkeit möglich ist, wer da was wie organisiert, wie man das schützt, und wie man dafür das entsprechende Personal rekrutiert, statt eigene Nichtwissende in Ämter zu schieben, denen sie aus genau der Unfähigkeit, neue Medien zu bedienen und nicht verstehen zu wollen, überhaupt nicht gewachsen sind.

Und derweil die Bürger Deutschlands ihren Kindern Schönschrift predigen und sich um diese sorgen, hacken andere Gleichaltrige, aus anderen Teilen der Welt, weiterhin fröhlich unsere Konten oder werden darin geschult …

Und dann zu sagen, man habe kein Verständnis für diese Kanzlerin, die das Neuland gerade erst entdeckt, derweil die eigenen Wähler es am liebsten abschalten, das schlägt dem Fass den Boden aus.

©denise-a. langner-urso