Syrien, Regimewechsel und der Sinn moderner Kriege

 

Wenn bis jetzt normalen Menschen nicht klar geworden ist, wozu heutige Kriege und Umstürze dienen, dann ist ihnen nicht mehr zu helfen. Und das beste Beispiel ist Syrien, sind all die anderen Kriege, die nicht tagtäglich in den Nachrichten erwähnt werden, gleiches trifft aber auch für Umstürze im Allgemeinen zu. Nach jedem dieser Ereignisse kommt es zu einem gewissen Scheinfrieden, sehr schnell danach aber kommen erneut durch „demokratische“ Wahlen erneut die ursprünglichen Kräfte an die Macht.

So lief das auch als die Mauer fiel, kurzfristig brach Freude aus, schauen wir uns aber heute die einstigen Ostblockstaaten an, so haben wir auch dort wieder Kräfte, die mit dem, was wir unter Demokratie verstehen, rein gar nichts am Hut, und man reibt sich täglich die Augen, dass dort erneut Kräfte in Regierungen sitzen, die mit dem, was die EU als angebliche Wertegemeinschaft vertreten und massiv abstrafen müsste, wenn sie nicht eingehalten werden, so gut wie nichts zu tun haben.

Worum aber geht es dann eigentlich? Es geht alleine und ausschließlich um Wachstum und Wirtschaft, um Arbeitsplätze und Export, und um sonst um gar nichts. Basta, Punkt, Ende. Und wenn in diesem Zusammenhang die USA ununterbrochen Deutschland sagen, dass es sich eigentlich vermehrt beteiligen müsste, auch an so nächtlichen Bombardierungen wie heute, so haben sie natürlich recht, denn, wenn man die Sache einmal mit gesundem Menschenverstand betrachtet, so ist natürlich klar, wie unfair es ist, wenn da einer im Kämmerlein hockt, der die Welt aufrüstet und sämtliche Kriegsteilnehmer irgendwie mit Waffen beliefert, ununterbrochen wirtschaftlich und auch an Arbeitsplätzen von fremden Angriffen und Kriegseinsätzen profitiert, sich ansonsten aber allenfalls einmal ein paar müde Worte abringt und verkündet, er stünde ja vorwiegend auf der Seite, auf der er immer schon gestanden hat.

Ich als Verbündeter und Freund wäre da auch stinksauer, denn ich selber stolpere schon hin und wieder einmal über solche Kriegseinsätze und muss mich ansonsten, weil in meinem Land Amtszeitbegrenzungen gelten, abwählen lassen, derweil anderswo jemand über Dekaden am Sessel kleben kann und dafür belohnt wird, dass er sich wegducken kann, derweil er oder sie umgehend abgewählt würde, würden da gleiche Regeln bei Wahlen wie bei mir selber gelten. Und speziell unsere amtierende Kanzlerin ist damit ja bisher hervorragend gefahren. Abgewählt wird man nämlich eher selten, wenn die Wirtschaft Deutschlands brummt, Arbeitsplätze erhalten und geschaffen werden, abgewählt wird man in Deutschland eher dann, wenn man sich an Kriegseinsätzen direkt beteiligt, wenn für jeden Bürger sichtbar gefallene Soldaten unter großem Tamtam nach Hause gebracht werden.

Massiv fällt derweil auch auf, dass Kriege heute so sinnlos sind wie ein Furunkel am Hintern, denn nur ein eiziges Mal wurde nach einem Krieg auch erneut ein Land derart aufgebaut und politisch so umgebaut, dass es bis heute eigentlich, bis auf wenige renitente Falken, keine Lust mehr hat, sich direkt an langen Kriegen zu beteiligen oder sich sichtbar in diese reinziehen zu lassen, Deutschland nämlich.

Alle anderen Staaten wurden derweil so gut wie alleine gelassen, man zog schnell ab, versuchte gar nicht mehr es so aufzubauen, den Menschen derart massiv zu helfen, wie man es mit Deutschland tat, und heute haben Diktatoren der Welt freie Hand, sofern sie nicht irgendwelche Gifte gegen die eigene Bevölkerung einsetzen und nicht vor den Augen der Welt sichtbar auf Straßen und Plätzen die eigene Bevölkerung foltern und ermorden. Solange all das unsichtbar hinter dicken Mauern passiert, reagiert kein Schwein, es generiert ja keine Bilder zur besten Fernsehzeit oder im Internet.

Wenn es um Syrien geht, warte ich ja nur darauf, dass Assad irgendwann, mit Hilfe irgendeines Kriegsteilnehmers diesen für beendet erklärt, „demokratische“ Wahlen ausruft und irgendeiner seiner engsten Vertrauten oder Verwandten daraus hervorgeht und man ihn wieder in der Staatengemeinschaft empfängt. Es muss Assad halt nur bald jemand verklickern, dass sichtbare Schäden am eigenen Volk und chemische oder biologische Kampfstoffe heute absolutes No-Go sind, und er wird Frieden ausbrechen. Heute führt man Kriege mit bei westlichen oder östlichen Partnern gekauften Drohnen oder online, und wenn man absolut stille, unsichtbare Kriege führen will, dann macht man das wie China, über Wissensklau, Einkauf, Aufkauf und ohne schnell sichtbare menschliche Kollateralschäden, die gibt es später, wenn Billigprodukte anderweitig zu Massenentlassungen führen, unweigerlich …

Und deutlicher als Frau May hätte es niemand sagen können: Verbot des Einsatzes gewisser Kampfstoffe, und alles andere ist egal, dann wird alles gut. Pfui Teufel auch! Und demnächst werden Spione bitte wieder ordentlich um die Ecke gebracht, erschossen etwa, wie sich das gehört …

Und solange jeder irgendwo seine Standorte behält, solange es zwei Weltmächte geben darf, Russland und die USA und alle das anerkennen, sind auch alle beste Freunde, und China interessiert niemanden auch nur peripher, weil durch dessen Art der Kriegsführung ja eher selten jemand zu Tode kommt. Derweil sprecht euch schön verlogen ab, damit keine dem anderen in die Quere kommt, und jeder darf seiner Bevölkerung anschließend seine verlogene Siegeshymne vorsingen und ab und zu, damit er auch ja im Amt bleibt, weil nur er ja seine Bevölkerung schützen kann, irgendwo einmal lauter als laut mit Säbeln rasseln und abgesprochen sinnentleerte Ziele zerbomben. Und das bisschen Dschihad, angedroht Richtung westlicher Staaten, das bekommen die Geheimdienste hoffentlich in den Griff, denn sonst sind die entsprechenden Staatslenker schneller demokratisch abgewählt, als sie denken können, denn bei all dem, was das kostet und an Flüchtlingsströmen auslöst, werden Wähler die wählen, die ihnen dabei die größten finanziellen Geschenke und größtmögliche Sicherheit im Chaos versprechen. Siehe derzeit Frau May und siehe Macron, die beide intern mit dieser nächlichen Unterstützung von innenpolitischen Themen ablenken wollen, denn da haben sie mehr als genug Probleme.

Und bitte, ich bekomme ohnehin derweil einen Lachflash nach dem anderen, wenn ich Trump beobachte, erzähle bitte niemand mehr die Mär von der Macht amerikanischer Präsidenten. Solange Trump die richtigen Kapitalquellen bedient, bleibt der an der Macht, es sei denn, denen reicht es. Die Zeiten, von US Präsidenten, die selber etwas wie Macht hatten, sind längst perdue. Solange die nicht vor laufenden Kameras höchstpersönlich meucheln, passiert denen gar nichts, dafür ist auch die Justiz inzwischen viel zu gelähmt. Das einzige Manko, das da für den Hintergrund besteht ist, dass er das Twittern und seine Wutausbrüche nicht zügeln kann. Aber wenn das auch noch wegfiele, hätten wir, die wir so gerne über andere und deren Blödheit lachen, ja gar nichts mehr, das ist die bittere Wahrheit. Ansonsten würde es den Geldgebern aber definitiv genügen, im weißen Haus würde nur ein halbwegs menschlich sprechender und unterschriftenbegabter Roboter umhermarschieren, und man könnte Maschinen als Präsidentenersatz in Wahlen schicken.

Etwas, das verlogener und völkerrechtswidriger, gleichzeitig aber auch profitabler ist, als heutige Kriege, in den USA gewählte Präsidenten, und sich daran auch nur mit Freundschaftsbekundungen, Beihilfen und Waffenlieferungen, notfalls über Drittstaaten, zu beteiligen gibt es nicht, auf allen Seiten, bei allen Teilnehmern.

©denise-a. langner-urso