Tatort „Das Dorf“ – Brainstorming für Mentalfetischisten

Mit Tukur hat das ARD eine Tatortabfolge geschaffen, die eher bei Arte denn in der ARD ihren Platz finden sollte, denn sie widerspricht diametral dem sonstigen Niveau des Senders.

Wer Tukur kennt, der weiß, worauf er sich einlässt, auf ungewöhnliches Format, dass losgelöst ist von jedweder Kontrolle und gekettet an einen Darsteller, der Kinskys Wahn bei weitem übertrifft.

Thronpausen können die Zuschauer getrost vergessen, sofern sie sich auf diese Art des Krimis einlassen, andere schalten nach den ersten zwei Minuten entnervt ab, ob des hohen Niveaus, dass eher Eulen befriedigt, denn Lärchen, weil diese dazu in der Lage sind, das Hirn erst gegen Mitternacht zur Höchstleistung hochzufahren und einen Denkmarathon zu absolvieren, der dem eines Physik oder Mathematikstudenten bzw. eines Philosophen entspricht. Mit Freizeitgestaltung hat dieses Format eher wenig am Hut, ist auch so nicht gedacht.

Vielleicht ist es aber auch gut wie es ist, denn scheinbar hat selbst die ARD noch dann und wann einige lichte Momente, die den wenigen denkenden Wesen unter den Zuschauern bedeuten sollen, wir sind noch da, liegen nur in den letzten Zügen, bevor wir als öffentlich rechtliches Programm uns gänzlich dem Einerlei der Privaten anschliessen, immerhin eine Warnung.

Wie dem auch sei, Tukur-Tatorte sind etwas für Hirnakrobaten, nicht aber für Menschen, die ansonsten einem Ball hinterherstarren, so als könnten sie per Telekinese diesen dazu veranlassen, sich schließlich ins Tor zu bewegen.

Tukur Tatorte sind ein eigenes Genre für jene Menschen, die die rechte Gehirnhälfte abgeschaltet haben und alleinig der linken das Denken überlassen, sprich gehobene Unterhaltung für jene, die sich Eliten nennen dürfen, vorzugsweise dienen sie den hohen Anspüchen der Wirtschaftseliten, die auch am Sonntagabend nicht abschalten können, die aber doch irgendwann philosophisch prophetisieren wollen, den vielen neoliberalen Workaholics unserer Zeit.

©denise-a. langner-urso