Verfilmt das Grundgesetz und die Realität

 

Ich denke, Deutschland strahlt ein Bild in die Welt aus, das allem entspricht, nur nicht der Realität, und ich denke, es wird Zeit, das Grundgesetz als Video zu verfilmen, auch zu verfilmen, was es bedeutet, was es mit sich bringt, in einem Staat wie Deutschland leben zu wollen, und darauf hat mich ein Artikel im Handelsblatt gebracht. Der Artikel trägt den Namen: „Ich glaube nicht, dass ich bleiben werde“, denn dort wie deutlich, wie schnell sich bei Flüchtlingen Ernüchterung einstellen kann, über das, was Integration mit sich bringt, was tatsächlich hinter dem Merkelschen Spruch steckt, der da lautete: „Ihr Kinderlein kommet“.

Deutschland als Enttäuschung

Der Interviewpartner Awal Sameer ist aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet. 40 Tage war der Jeside unterwegs und stellt plötzlich fest, er ist ja nur einer von vielen, eine Zahl, und hinzu kommt ein Kulturschock, der für einen Jesiden größer nicht sein kann, denn hier rennt Frau in Shorts, Minirock und Co umher. Diesem Flüchtling geht es ähnlich, wie es einst im Buch: Nicht ohne meine Tochter beschrieben wurde, nur eben umgekehrt. Hier eine naive Amerikanerin, da ein Jeside, ebenso naiv. Und das in Zeiten von Internet, Facebook, Twitter und Co. Man macht einfach los, ohne sich über das Ziel zu informieren und stellt fest: Nicht immer ist der Weg das Ziel.

Ja, ich denke, es wird Zeit, für die vom Krieg vertriebenen Menschen einen Lehrfilm zu drehen, der zeigt, wie das Leben im Westen tatsächlich ist, was es bedeutet, wenn hier von unantastbarer Würde und Menschenrechten geredet wird. Männer die heiraten, Frauen, die sich küssen, Bilder von Loveparade und Co, und dass die Anerkennung auch solcher Lebensweisen mehr Recht hat, als jeder Prophet und dass jede Kirche ihre Glaubenslehre diesem Grundgesetz sich unterzuordnen hat, selbst wenn es darüber innerhalb der Kirchen Diskussionen gibt.

Mit Minirock auf Partnersuche

Auch die Gleichberechtigung der Frau gehört dazu, da gibt dann eben jeder jedem die Hand, wenn der Anlass das gebietet, da schminkt sich Kind, färbt sich die Haare, trägt eben andere Badekleidung und schwimmt mit Jungen, und nimmt den Schleier auch schon mal ab, geht auf Parties zu Freunden, wenn eingeladen, spätestens dann, wenn es volljährig ist, kann und soll sich beschweren, wenn dafür bereits früher Eltern ihm dies verbieten, es einsperren wollen, sucht sich letztlich den Partner selber aus, selbst wenn dieser von einem anderen Planeten kommen würde. Und wenn es richtig aufdreht, egal ob Kerl oder Weib, dann raucht es wie ein Schlot und säuft mehr als ein SUV. Auch das ist Deutschland, und gewisse Dinge passieren eben, wenn man erwachsen wird, was man nicht gut finden muss, was aber eben zu Deutschlands Jugend eben auch gehört, wie Döner, Pizza oder Currywurst.

Ich glaube, zur Ehrlichkeit gehört es auch, den Kindern zu sagen, was sie erwartet, wenn sie sich auf den Weg machen, dazu gehören dann auch Bilder, die zeigen, welche Chancen Integration mit sich bringen kann, von Familien und deren Kindern, die es hier geschafft haben, die hier völlig unkompliziert, ohne sich selber aufzugeben, integriert haben, die so gar nicht mehr auffallen, weil sie von uns sich nur dadurch unterscheiden, dass sie ihr Leben eben wie wir nicht nach außen leben, bei denen im Garten der Gartenzwerg steht, die aber hinter der Haustür ihre Kultur so modernisiert haben, dass sie zum Zeitgeist, der hier gelebt wird, passt.

Ewiger Ausländer trotz Gartenzwerg

Zeigt einfach ein realistisches Bild von Deutschland, nicht so einen Made in Germany Klassiker, der in einer Art Hollywood was made in Germany ausartet. Die Menschen haben ein Recht darauf zu wissen, dass in Deutschland hin und wieder schon mal Clans darüber bestimmen, wer sich wann und ob in Warteschlangen anstellen kann, und wie lange und bürokratisch der weitere Weg ist, dass zuerst Flüchtlinge verteilbare Masse sind, und erst richtige Menschen, wenn sie, je nachdem, wie schnell sie selber zu lernen bereit sind, einen Job haben, und zeigt ihnen auch, wie lange eine Anerkennung eines Abschlusses, der nicht in Deutschland gemacht wurde dauern kann.

All das gehört nämlich auch zur Ehrlichkeit, übrigens in ganz Europa, und deshalb sollte der Film auch verdeutlichen, dass es Dinge gibt, die in jedem europäischen Land gleich aussehen, wenn man von der Sprache einmal absieht.

Frau Merkel sagte nur: „Wir schaffen das“, und meinte vermutlich mal wieder nur den eventuell zu erzielenden Profit. Besser und ehrlicher wäre es gewesen zu sagen: Ihr könnt das schaffen und dazu gleich ein nettes Filmchen zu präsentieren, das zeigt, was die Menschen hier erwartet, was die Heimatfraktion für Ansprüche an sich und andere stellt. Soviel Ehrlichkeit hätte sein sollen, und das gefüttert mit ein paar Zahlen und weiteren Bildern von Altersarmutsrentnern und armen Kindern, die sich in Suppenküchen anstellen müssen, und was es bedeutet, wenn man derart arm, von der hauseigenen Gesellschaft ausgeschlossen und schon als Staatsbürger nicht integriert ist.

Verfilmt die Realität

Denn auch was droht, wenn trotz aller kultureller Integration die soziale Integration nicht klappt, auch darauf haben die Menschen ein Recht es zu erfahren, und dass ihnen am Ende und bei Minirente nicht einmal eine reicher Wohnungseigentümer die Miete unangehoben lassen kann (ich kenne ein geniales Gegenbeispiel, wo genau das nicht getan wurde), dass sie dann nach 45 Jahren und mehr ihre Wohnungen verlassen oder bis sie nicht mehr können, arbeiten müssen, auch das gehört zur Wahrheit, wenn man ruft: Ihr Kinderlein kommet. Denn nur dann, können die Menschen frei entscheiden, ob sie, wenn sie alles daran setzen, hierher zu kommen, sich zu integrieren, sich vorstellen können, dass man sie am Ende trotz harter Jahre, vielleicht doch noch abservieren wird, und sei es nur durch Verdrängung wegen zu hoher Mieten, dass sie ob aller Versuche bei so einigen Mitmenschen lebenslang und eventuell ihre Enkel auch noch, immer nur, egal, wie gut es läuft, spürbar die Ausländer sein werden, so, wie es Menschen gibt, die bis heute unsere einstigen Gastarbeiterenkel, die oft deutscher als deutsch sind, noch immer als Menschen allenfalls zweiter Wahl betrachten, selbst am Arbeitsmarkt.

Niemand hat es verdient, sein Hab und Gut aufs Spiel zu setzen, um am Ende zu sehen, dass Deutschland nicht das Traumland ist, von dem Frau Merkel meinte sagen zu müssen: Wir schaffen das. Bitte, wer ist denn wir? Klar, können wir das schaffen, wenn man den erwartungsvollen Menschen nur endlich sagen würde, wenn auch die Flüchtlinge das schaffen wollen. Und deshalb brauchen sie eine Vorstellung davon, welche Art Land das ist, für das da so Nichtssagend geworben wurde. Und dieses Land besteht eben aus mehr, als nur aus Friede, Freude, Eierkuchen und Geld, sondern auch aus Realitäten und Wahrheiten, wenn man sie denn mal dazu sagen würde, doch Menschen brauchen Bilder der Realität statt warmer Worte. Und was wäre da geeigneter, als ein Film über das Grundgesetzt und das tatsächliche Leben in diesem Land und anderen EU-Staaten …

Integration und Erwartungen

Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Flüchtlinge entsetzt wären, wenn sie sehen könnten, wie respektlos hier mit alten Menschen umgegangen wird, und ja, wenn wir ein paar Menschen für uns gewinnen, die noch die Würde des älteren Menschen achten, die höflicher zu Erwachsenen sind, als wir es derzeit gewohnt wird, dann würde mir das bereits genügen, denn man kann sich auch integrieren, und modernisieren, und dennoch höflich sein, es lehren, und bleiben, über alle Kulturgrenzen hinweg. Und wenn ich von jungen Männern höre, die alte Männer prügeln, dann geht mir die Hutschnur hoch, denn das gab es auch, und zumindest ich, wünsche mir, dass man in Bus und Bahn, und erst recht an einer Essensausgabe sich resprktvoll verhält, denn wenn wir hier von etwas mehr als genug haben, dann sind das Lebensmittel. Und spätestens da hört bei mir der Spaß auf. Und das kritisiere ich, und ich behaupte, das hat nichts mit einem Platzproblem oder anderer Kultur zu tun, auch nicht mit Religion, das ist reine Erziehungssache. Da ist tatsächlich etwas schief gelaufen, so ein Verhalten ist durch nichts zu entschuldigen. Und ich denke auch, dass das in allen Kulturen und Religionsgruppen ähnlich gesehen wird.

Aber gut. Dreht einen Film, zeigt, wie der Westen lebt, zeigt sämtliche Seiten, Vor- und Nachteile, zeigt die rechtlichen Folgen, was geahndet wird, dass hier Kinder nicht versprochen und Frauen und Kinder nicht geprügelt und unterdrückt werden, dass es hier egal ist, wenn der Sohn einen Mann oder die Tochter eine Frau liebt, zeigt, dass hier auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Und wer sagt: Was für ein Abenteuer, das will ich mit Haut und Haar erleben, was für eine Chance für meine Kinder, Enkel, Ehefrau und mich, endlich kann ich auch Buddhisten und Atheisten, Indianern und Eskimofrauen die Hände schütteln, ja, ich schaffe das, will das gemeinsam schaffen, dann klappt das auch, dann ist die Enttäuschung nicht so groß, wie bei Awal aus dem Irak, dann weiß jeder, was ihn hier erwartet.

Und mit diesen Gedanken schicke ich meine Leser in eine neue Woche, und wenn man sich keine Mitgedanken machen darf, wie man Menschen ein reelles Deutschlandbild zeigen könnte, für die Politik, dann weiß ich auch nicht. Und lasst Menschen sprechen, die es geschafft haben und auch solche, die hier scheiterten. Nicht uns, lasst jene erzählen, die es betroffen hat, die es betrifft.

©denise-a. langner-urso