Walter Scheel – Nachruf auf den gelben Macher

Schade um einen Politiker, Berater und für viele mehr als das, der so sehr an eine bessere Zukunft Deutschlands geglaubt hat und sich darin nicht beirren ließ. Deutschland hat gerade ihm und der mit ihm verbundenen Regierung so viel zu verdanken.

So ist mir dieser volksnahe Bundespräsident in Erinnerung geblieben, und ja, ich habe mir oft gewünscht, es würde mehr Politiker geben, die so sehr mit den Bürgern des Landes agieren, ihnen so nah kommen, mit ihnen wie andere Bundespräsidenten wandern oder eben wie Walter Scheel singen.

Man kann von der FDP halten, was man mag, aber es ist ihr immer wieder gelungen, Menschen in politischen Ämtern zu platzieren, die man einfach mögen musste, weil sie eben anders, freier, unverklemmter aber auch unverkennbarer waren als so viele andere Akteure, die man ansonsten in Ämtern findet.

Menschen eben, die Mensch blieben, die ihr Ding durchzogen, die sich nicht verbiegen ließen, die unbequem waren. Die Wähler mögen solche widerspenstigen Geister, die anders sind. Ein Grund übrigens, warum Lammert und Bosbach für mich Politiker sind, die ich von ihrer Art her besonders mag.

Scheel war es übrigens, der in der sozialliberalen Koalition, die ab 1969 regierte als Außenminister für die zu dieser Zeit mehr als umstrittene Ostpolitik und den deutsch-deutschen Grundlagenvertrag verantwortlich zeichnete, was sich als vorausschauend erwies. Ohne sein Zutun wären viele Erleichterungen nicht möglich gewesen.

Deutschland verliert mit Scheel einen Menschen, der politisch in die Zukunft und an ihr baute, der längerfristig dachte. Diese Längerfristigkeit ist es, die heute so oft fehlt, wo man immer öfter viel zu kurzfristig und nur von Legislatur zu Legislatur plant. Jemand sagte einmal, dass wer Visionen hat, zum Arzt gehen sollte. Ich glaube hingegen, wer keine Visionen, keinen Zweitplan hat, der gehört überall hin, nur nicht in politische Ämter.

©denise-a. langner-urso