Wenn der Tod morgen käme…?

Wie ich zu dieser Frage komme? Alle weil ist im tot traurigen Monat November vom Ableben und Beschäftigung mit dem Tod, in den Medien zu lesen oder sehen. Sogar aller Heiligen erinnert man sich, an alle, die man größtenteils nicht kennt, wie auch deren Nutzen und ich muss mich arg hüten nicht depressiv zu werden.

Heute schon wieder in der TAZ: „Warum sich Heinz Rudolf Kunze kurz vor dem Tod noch einmal entschuldigen würde“. Ich las und wurde angeregt mir Gedanken zu machen, wenn der Tod morgen käme…….
Gewiss würde ich nicht wie Dr. Luther empfohlen, noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Ich wüsste auch gar nicht, wo ich noch so schnell eines her kriegen könnte. Vielleicht sogar im Winter, bei beinhart gefrorenem Boden. Es ginge vielleicht sogar, der Gärtnermeister könnte es zeigen, wie man einen Frostballen setzt.

Quatsch!

Wahrscheinlich ginge mir der Allerwerteste auf Grundeis, wenn ich nicht gerade unter qualvollen Schmerzen, den Krebs verfluchend, ungeduldig auf den Sensenjupp warten würde. Es dürfte auch nicht so ultimativ, unfair und kurzfristig angezeigt werden, weil ich mich nie damit richtig auseinander gesetzt habe, wenn Ultimo plötzlich angesagt würde.

Es gäbe auf einmal Unmengen zu erledigen. Nicht nur Schwerwiegendes, wie die Aussprache mit seiner Ex, mit der man zwar in “gutem Einvernehmen“ die letzten Jahre, nach dem großen Desaster sich verständnisvoll gab. Sich sogar zum Geburtstag gratulierte.

Die verbliebenen, schuldbewussten, im Lebensglas abgesetzten trüben Reste, wurden zwar nicht mehr umgerührt, doch sie komprimierten so, dass sie unausschüttbar würden. Diese gelte es ein für allemal zu beerdigen, bevor die eigene Absenkung erfolgt. Und zwar ohne Schuldzuweisung, weil alles geschehene Unzulängliche, bedauerlich menschlich war.

Der Pfarrer, dem ich durch elterlich erzwungenem Idealismus, ein mieser Messdiener sein musste, entschuldigte den Lapsus der sieben versehentlich gezeugten Kinder, immer mit dem Ausspruch: „Wo Menschen sind, da menschelts eben.“ Ja,- das versteh ich, bedauerlich, aber doch.

Also nicht die schwerwiegenden Anliegen zu bereinigen bzw. zu ordnen wären die schier nicht lösbaren Probleme, vielmehr die Unmengen im Laufe des unbewussten, unbedacht, sorglosen Dahinlebens angehäuften Kleinigkeiten, die den großen Haufen bilden, den es zu beseitigen gilt.

Es muss ja nicht unbedingt ein Augiasstall sein, den es noch auszumisten gilt und ein Herkules wäre man in der Situation ohnehin nicht. Nein, – die Berge von sinnlos Gehortetem, was uns so unendlich wichtig erschien und sich auf einmal total unwichtig zeigt, so belastend, lästig sich unserem gemütlichen Verschwinden in den Weg stellt.
Eigentlich nur Dinge, die zum Leben nicht notwendig waren, doch es im Grunde genommen sehr einschränkend uns behinderten, sie ummauern uns jetzt, wo wir doch raus sollen. Man könnte sich umbringen, wäre es nun noch nötig.

Eine solch angesagte Vollstreckung sollte zumindest noch für die Zeit eines Flohmarktes vor dem Haus gestundet sein. All die Nachbarn, gut oder böse, könnten dann mit den herrlich unnützen Dingen für geringes Entgelt beglückt werden.

Keller, Scheune, Stall, Dachboden, alles entsorgen. Vom Ziegenbock bis zum Oldtimer alles weg. 1 € und roll es raus! Den Weinkeller für „OPEN“ erklären und allen versöhnlich zuprosten. Die Nacht durchfeiern und im Morgengrauen, vor dem Abbaemen, die Haustür weit öffnen und sagen: „So, Mädels, jetzt rein und bedient euch, der Sturm auf die Bastille kann beginnen und ich bin eben mal weg.“

©h.boxxan