Yellow Submarine oder Was Guido unter Tauchen versteht

Von Lopez Suarez Ja, diesmal muss man anerkennen, dass das ZDF für seine Einlullsendung ‚ZDF-Sommerinterview‘ Protagonisten und Kulisse passend gewählt hat. Auf der Augustusbrücke über der Elbe konnte sich der transparente Redefluss so richtig entfalten und volle Fahrt nehmen auf durchsichtige (oder sollte man besser sagen: auf durschaubare) Kabinettsbildungen.

Glaubwürdig sind diese ebenso wenig wie Westerwelle und seine kalkulierte Zurückhaltung. Wo das Schrille und Laute geblieben ist? Nun, eigentlich ist es gar nicht weg, sondern einfach nur gut verstaut und versteckt, lauert hinter der Verkündung der amtlichen Wahlergebnisse des 27. Septembers 2009. Da verhält es sich ebenso wie mit jener Brücke, auf der Hahne und Westerwelle sitzen.

Auch sie hat zwei Gesichter: Das eine davon gehört Georgij Dimitroff, jenem bulgarischen bulgarischer Ministerpräsidenten, zu dessen Ehren diese Brücke bis 1990 auch Georgij-Dimitroff-Brücke hieß. Als eine Säule seiner politischen Thesen gilt, dass auch die bürgerliche Demokratie dem Kapitalismus huldige und diesen im Falle einer Bedrohung massiv verteidigen werde.

Sobald das Worst-Case-Szenario eintreten und Westerwelles Partei die Bürde der Regierungsverantwortung aufgelastet wird, wird sie erstens zusammenbrechen bei all den politischen Leichtgewichten und zweitens ihr neues, altes Gesicht zeigen. Dabei ist die Dichotomie Guidos beste Freundin. Nein, er ist nicht generell gegen einen Beitritt der Türkei zur EU, wie er aber auch nicht glaube, dass die EU für einen Türkei-Beitritt bereit sei. Also glaubt er eigentlich, dass …..??

Tja, es gehört wohl zur liberal (also frei von Hirn) agierenden Politik, nichts zu sagen, wenn es um Versprechen geht. Da möchte er dann doch lieber Karnevalsknaller abschießen und unbedingt den Missstand aufheben, dass in Berlin einerseits überall Strafzettel verteilt und auf der anderen Seite der Stadt Autos angezündet werden, faktisch also keine Strafzettel mehr verteilt werden können, was tragisch für die Senatskasse und die Autofahrerpartei ist. Schließlich braucht sie ja einen Gegenstand des Anstoßes und wenn dieser in Flammen aufgeht, verkohlt auch deren Politik.

Weniger feurig war auch der restliche Verlauf dieses Interviews, dem sich das geneigte (also vom Schlaf beschwerten Kopf geplagte) Publikum unterziehen musste. Westerwelle sagte noch, dass jemand, der nicht (über seine vermeintliche Satire) lachen könne, besser in den Keller gehe. Als ob seine Sprüche nicht schon unterirdisch genug wären. In jedem Fall bleibt uns nach dem Eintritt der Flaschen Demokratischen Partei wohl weder Brüderle, Solms noch Koch-Mehrin erspart, also so etwas wie die die Village People der politischen Bühne, die Jung und Alt gleichermaßen abstoßen. Während der eine (Solms) nämlich gerade versucht uns mit Fricke & Solms zu Salzsäulen erstarren und bekloppt werden zu lassen (siehe hölzerne Dialoge ), säuft der andere (Brüderle) auf Kosten der badischen Weinkönige und die Dritte (Koch-Mehrin) die Dauerpräsenz auf dem Roten Teppich mit Politik gegen die Linke verwechselt, was man ihr bei der ständigen Abwesenheit in Brüssel auch nicht verübeln darf.

Kurzum: Es ist ein wahrliches Horrorszenario, welches uns da erwartet. Jetzt, da Westerwelle nicht mehr das umworbenen Zünglein an der Waage sein möchte, welches nichts zu sagen, aber alles zu schlucken hat, was links und rechts von ihr geschieht.

Nein, es kommt schlimmer. Seinen Konfabulationen nach zu urteilen, sieht er sich schon am Kabinettstisch (und neben ihm Brüderle, der ja noch keinen Cabinet verschmäht hat), vielleicht gar zu Füßen von Angela Merkel, holt brav ihre und Guttenbergs Pantoffeln und lässt sich ab und an von Seehofer das Großkopferte kraulen.

In Anbetracht solcher Aussichten wünscht man sich in die Windmühle und seltsame Welt des Herman van Veen zurück, der in dieser seltsamen Behausung in jedes an der Wand hängende Bild klettern und der dumpfen Realität entfliehen kann. Ebenso vermögen seine Bilder Einfluss auf das gegenwärtige Geschehen zu nehmen.

Schade also, dass das Kanzleramt keine Windmühle (wobei Opportunismus auch was mit Fähnlein im Wind zu tun hat) ist und jene, die auf den Bildern zu sehen sind, besser nicht zum politischen Leben erweckt werden.

Das komplette Sommerinterview kann hier nach gelesen werden: „Ärgere mich über den Linksrutsch der Union“


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