Sorry, ich habe gesündigt, denn unter normalen Umständen schalte ich Stefan Raab nicht ein sondern aus. Ich mag ihn einfach nicht und seine Dauerwerbesendungen auch nicht.
Gestern aber zappte ich aus langer Weile durch die Kanäle und hörte erstaunt, wer sich bei Raab angemeldet hatte. Der Guru der Finanzerklärer, Dirk Müller, Gregor Gysi, der immer für einen Lacher gut ist, weiterhin Dirk Niebel, der sein Ressort abschaffen wollte, bevor er wusste, dass er es einst führen würde, dann ein blasser Bub der SPD aus Bayern (Florian Pronold, der wem das Wasser reichen kann?) und der Chef der AfD (Lucke), ein Menschenfänger, wie er im Buche steht, wie man spätestens nach der Sendung wusste.
Und ja, bleiben wir gleich bei Lucke, der zwar sehr sprachkompetent ist, dem man aber nur etwas zuhören muss, um ihn und seine Partei der Menschenfängerei überführen zu können. Schimpft sich doch diese europafreundlich. Dass sie das nicht ist, dafür hat Lucke am gestrigen Abend den Beweis erbracht.
Sicher, es ist seitens der anderen Parteien viel Polemik dabei, wenn man behauptet, man sei europafeindlich, wenn man den Euro für eine“Fehlinvestition hält“, denn ebenso könnte man argumentieren, jemand, der keine Spinnen mag, sei ein Tierhasser, aber Lucke hat bewiesen, seine Kritiker haben recht, wenn sie vor der AfD und den nicht so ganz offensichtlichen Zielen warnen.
Lucke möchte im Prinzip eine Art „Folter“ anwenden, um diesen Vergleich heranzuziehen, um Länder dazu zu bewegen, den Euro quasi „freiwillig“ zu verlassen. Er will ihnen schlicht und einfach von heute auf morgen den Geldhahn zudrehen. Was daran europafreundlich sein soll, das allerdings sagt er nicht, denn das, was daraus folgen würde ist schon menschenfeindlich, würde unbändige Wut erzeugen, die Europäer noch mehr gegen einander aufbringen, als ohnehin. Und eigentlich reicht dieses kleine Detail auch schon. Das ist Europafeindlichkeit, Punkt. Sehr fragwürdig auch hin und wieder die Wortwahl, die Lucke benutzte, wenn er von der Partei Die Linke als der SED-PDS sprach.
Menschenfänger, das sind Personen, die mit einem Lächeln und wenigen Worten und wegen ihrer Stellung in einer Gesellschaft ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit unter weniger gebildeten Individuen erzeugen, die ein geringeres Selbstwertgefühl nach “ gefühlt ungerechter Behandlung“, Demütigung, haben, die Halt benötigen, sich in einer Notsituation, psychischer Ausnahmesituation befinden, sich rein subjektiv ausgegrenzt oder ähnlich fühlen. Menschenfänger haben bei solchen Menschen ein leichtes Spiel, Sektenführer gehören ebenso in diese Kategorie wie Gurus und bekannte Politiker in allen Jahrhunderten. Hier haben wir einen Fall, der sich allerdings als gefährlich erweisen könnte, und wer Lucke gestern erlebt hat, der sieht die AfD spätestens jetzt mit anderen Augen.
Und wenn ich am Anfang titelte, Absolute Mehrheit? Nein Danke, so war gewiss nicht die Sendung damit gemeint. …
©denise-a. langner-urso