Activision Blizzard und die Politik – Wenn vermeintlich „Mächtige“ versagen

Wer die Foren von Activision Blizzard beobachtet, der stellt fest, der Ärger über die Erweiterung ist massiv, so massiv, wie er wird, wenn Politik versagt, sich Machtstrukturen herausarbeitet, die die Bevölkerung nicht bereit ist zu ertragen. Was die Unzufriedenheit bei Blizzard betrifft, so zeigt sich dort derzeit ein Wutausbruch, wie er zu finden ist, bei denen, die in Griechenland und Spanien die Straßen fluten und gegen die Sparmaßnahmen protestieren. Und ein Konzern verhält sich wie übermächtige Politiker, er wiegelt ab.

In Deutschland haben sich die Menschen längst damit abgefunden, nicht befragt zu werden, man meint, die Volksstimmung zu kennen, die Menschen bemuttern, sie nicht befragen zu müssen, und das Volk fühlt sich hilflos.

Bei Activision Blizzard sieht man genau das Versagen deutscher Politiker, zu mächtig ist der Konzern, meint zu wissen, was Kunden wünschen. Setzt ohne zu fragen um, geht mit dem Kopf durch jede Wand. Einmal zu viel, wie man jetzt sieht!

Der Casual Gamer ist das Volk, das Volk muss bemuttert werden, koste es, was es wolle. Agiert so ein Unternehmen? Normalerweise nicht. Kein Volk will Gleichmacherei, dann hätte die DDR noch heute Bestand, dann hätte man allenfalls die Regierenden vom Hof gejagt. Auch der Casual Gamer will nicht gleich sein, denn er ist ein Gelegenheitsspieler, der wenig Zeit hat, der Instanzen nicht spielen muss, es will ja auch nicht jeder Mensch studieren und sich einen Doktortitel an die Backe kleben.

Nicht jeder Spieler ist, wie Activision Blizzard unterstellt hat, ein epic – geiler Freak, der nur auf das Aussehen, nicht aber auf den Wert der eigenen Anstrengung achtet, denn genau das ist Casuals zu eigen, sie freuen sich über ihren mühsamen Erfolg, den sie in begrenzter Zeit erreichen können, mehr als jeder Dauergamer, der epics-beladen nach wenigen Stunden ein Addon durchgespielt hat, und dann für zwei Jahre auf irgendeinem Marktplatz mit seinem Char protzt, und vor langer Weile nicht weiß, was er tun soll, der jetzt Anfänger am Spielen hindert, ihm durch Dauercampen den Spielspaß nimmt.

Für einen Konzern, der gute Kundenpflege betreibt gehört es sich, seine Klientel hin und wieder nach der Meinung zu fragen, sich daran zu orientieren, Verbesserungen vorzunehmen. Und es wäre so einfach gewesen, speziell bei einem Spiel. Du willst spielen? Bitte beantworte zuvor unsere Fragen, danach erst wäre das Spiel gestartet, man hätte es so gemeinsam mit seinen Kunden entwickeln können. Aber nein, ein arroganter Konzern meint zu wissen, was der Kunde wünscht, ist ja damit gut gefahren bisher. Vorsetzen und hoffen, dass der Kunde alles schluckt.

Und auch auf die Forenreaktionen hat man nicht reagiert, müde abgewiegelt, wenn Kritik zu laut wurde, auch hier galt stets, aussitzen bis zum Erbrechen. Dabei hat sich im Vorfeld abgezeichnet, was die Casuals wollen, denn es wurde protestiert, weil das Spiel anspruchslos geworden war, zu leicht, gegen die Abschaffung von Gruppenquests und Elitemobs, gegen neue Talentbäume.

Das Spiel hatte einst Qualität, es gab Progamer-Gilden und Casual-Spaßgilden, die doch irgendwann auch den Erfolg anderer Gilden erreichen konnten, für sich und ihre Mitglieder, nur langsamer eben. Die Casuals wollten zusammen spielen, das taten sie, in den Gilden fand sich auch irgendwann jemand, der gewisse Ziele nicht erreicht hatte, und doch nahm man ihnen jenes Erfolgsgefühl, das Progamer-Gilden aus Realm-Firsts zogen, wenn der härteste Endboss nach Wochen endlich gelegt werden konnte.

Das Spiel, so glaubte ein Konzern müsse vereinfacht werden, weil man meinte, seine Spieler zu kennen, ohne sie befragt zu haben, und dadurch erzog man neue Spieler zu Einzelkämpfern, die keine Gilden benötigten. Gingen Spieler, ganze Gilden wegen eben jener Vereinfachung, weil nun die Noobs eben sich von den Pros nicht mehr unterschieden, Content zu einfach wurde, stand man vor dem Problem leerer Server. Also klatschte man lieblos Realm übergreifendes Spiel hinzu, was die Abwanderung nur verschärfte, ohne zu begreifen, dass eben ein paar leichte Stunden nicht reichen, wenn man gute Gilden erhalten möchte, dafür braucht es Abstufungen auch im Schwierigkeitsgrad, dafür braucht es strategieträchtige Endgegner, die nicht in fünf Minuten zu legen sind. Genau das hat World of Warcraft einmal ausgezeichnet, das war es, was Spieler schätzten, Casuals wie Pro-Gamer im Übrigen, denn Pro-Gamer wurden bewundert und sind zu Casuals verkommen, durch zu schnelle Erfolge, die das Epic aubwarfen, das auch der 5 Minuten Spieler trug.

Und jetzt also ein Addon, Warlords of Draenor, das in wenigen Stunden durchgespielt war, zumindest, was die Berufserfolge und das Höchstlevel betrifft, und schon wieder viel Langeweile wie zuvor, derweil Casuals sich noch Tage nach dem Neustart fragen, ob der schwarze Bildschirm jemals verschwindet, sie das Spiel irgendwann betreten und dann ohne Standbild spielen können, ohne, dass ein gelangweilter Powerlevler sie umnatzt, über Stunden.

Hinzu kommen jene Ärgernisse, wie CRZ, die überlaufende Server zusammen brechen lassen. Und jetzt die Antwort von Blizzard, Kunden könnten doch ab dem 3. Oktober auf leere Server wechseln. Nur, das grenzt aus der Sicht vieler an Zwangsumsiedlung, hatten sie doch ihre Heimat. Zuzüglich sind sie von der Gnade ihres Gildenbosses abhängig. Es heißt dazu jetzt:

Aufgrund von Warteschlangen auf bestimmten stark bevölkerten Realm öffnen wir kostenlose Charaktertransfers von diesen Realms. Damit möchten wir euch eine bessere Spielerfahrung ermöglichen und euch erlauben, die Wartezeiten bei der Anmeldung zu umgehen.

Spieler auf den betroffenen Realms werden zwei unterschiedliche Zielrealms zur Auswahl haben. Sofern möglich haben wir Realms aus dem gleichen Realmpool und der gleichen Art (PvE/PVP/RP/RP) als Zielrealms ausgewählt, die darüber hinaus über eine unterschiedliche Bevölkerungsdichte verfügen.

Die folgenden kostenlosen Charaktertransfers stehen planmäßig bis zum 2. Oktober 2012 zur Verfügung:

Nur Allianz:
Von: Aegwynn
Nach: Azshara (PVP)
Nach: Anetheron (PVP)

Nur Horde:
Von: Blackrock
Nach: Mal‘Ganis (PVP)
Nach: Krag‘jin (PVP)

Diskussionsbeiträge zu diesen kostenlosen Charaktertransfers:

AegwynnBlackrock
Bitte beachtet: Kostenlose Charaktertransfers basieren auf Beobachtungen und Analysen der Bevölkerungsentwicklung auf den Realms und werden nicht auf Wunsch angeboten. Falls ihr einen bestimmten Umzug plant (von Realm A zu Realm B), solltet ihr in den meisten Fällen einen normalen Charaktertransfer in Erwägung ziehen.

Charaktertransfer
Alle Realms unterliegen den gängigen Regeln für Charaktertransfers, die ihr hier findet: http://eu.blizzard.com/support/article.xml?locale=de_DE&articleId=20416

Realmtransfer für Gilden:
Kostenlose Realmtransfers für Gildenmeister ist derzeit nicht möglich. Spieler, die einen kostenlosen Charaktertransfer durchführen können jedoch ihre Gildenzugehörigkeit und ihren –ruf behalten, falls der Gildenmeister im Vorfeld einen Realmtransfer für Gildenmeister durchführt und dabei die Fraktion auf dem Zielrealm mit der auf dem Ausgangsrealm übereinstimmt.

Bitte beachtet, dass die kostenlosen Charaktertransfers jederzeit geschlossen werden können.

Und was bringst es den Spielern zu wechseln? Sie können dadurch zwar vielleicht spielen, sind doch aber heimatlos, das wenige Soziale geht verloren, dass das Spiel noch hatte, denn längst stimmte schon die Wortwahl neuer Spieler, deren Benimm, nicht mehr. Aber man hatte zumindet das Gefühl, in der Gilde, Rückhalt zu haben. Die Wut ist verständlich, so geht man nicht mit zahlenden Kunden um, kein Wunder, dass die Aktie derweil fällt, denn speziell in Amerika kaufen Menschen Aktien von solchen Konzernen, denen sie sich verbunden fühlen, und das ist derzeit nicht der Fall, die zahlende Kundschaft lässt sich speziell in Krisenzeiten, wo Geld hart zu verdienen ist, nichts mehr vorsetzen, erwartet für ihr Geld Service und nicht Eintopf, Abwiegelung.

Die Menschen haben längst erkannt, was in der Politik unmöglich ist, das ist da möglich, wo man mit den Füßen abstimmt, die den Geldbeutel tragen! Und wie man Konzerne in die knie zwingt, das haben sie mehr als einmal bewiesen. Was politisch unmöglich erscheint, zu solcher Hilflosigkeit Mächtigen gegenüber führt, wie in Deutschland, das lassen sich Menschen von Konzernen, und schon gar nicht im Freizeitbereich nehmen, die Mitbestimmung und das Überstülpen von Dingen, die sie nicht wollen, denn dafür ist ihnen ihr sauer verdientes Geld dann doch zu schade, und Stress haben sie im Alltag am Arbeitsplatz ohnehin schon genug, da müssen sie sich den, den ein Spieleanbieter ihnen zumutet nicht zusätzlich antun!

Kundenfreundlichkeit hat mit der ständigen Ausgabe von Beruhigungsmitteln nichts zu tun, denn irgendwann gewöhnt man sich daran, und dann ist die Wirkung gleich Null! Die zahlenden Kunden können einem eigentlich nur leid tun, denn so ein Verhalten verdient niemand! Man darf gespannt sein, ob die wandelnden Geldbörsen den Konzern bezwingen …

Wer einen Mercedes bestellt, der erwartet eben nicht, dass ihm dafür ohne Rücktrittsrecht ein Lada zum gleichen Preis des teuersten Modells geliefert wird, die Marke wäre schneller vom Markt, als sie denken kann!

 

©denise-a. langner-urso

Siehe auch: Laufen bei WoW die Kunden wirklich so schnell davon?