Afghanistan – Der Westliche – und Westerwelles Unrealismus

Westerwelle ist am Ziel, seine FDP regiert nach x Jahren der Abstinenz. Regierungsverantwortung hat aber nichts mit Wunschträumen und feuchten Männer-Phantasien zu tun sondern findet in der Realität statt. Der Ernst des Lebens hat begonnen, das sollte Westerwelle endlich klar werden, er muss die Realität erkennen, die des Machbaren und aus seinen Träumen endlich aufwachen, sonst nimmt ihn niemand mehr ernst, wenn es denn überhaupt je jemand getan hätte.

Die Afghanistanvorschläge des Herrn Außenminister ein Aprilscherz ohne Lacher oder ist es wirklich das, was der Herr Minister glaubt tun zu können, Taliban dafür zu bezahlen, ihre Waffen niederzulegen? Analysieren wir einmal, wie ernst gemeint der Vorschlag ist, so kommen wir zu der traurigen Bilanz, Westerwelle hat Null-Ahnung von der realexistierenden Welt um ihn herum. Taliban werden, nimmt man den Minister beim Wort, zu dem, was sie sind, weil sie arm sind. Dreimal kurz gelacht, das reicht da schon nicht, da fällt der Vorschüler ja vor Lachen vom Hocker.

Taliban-Kämpfer kämpfen für eine Ideologie, für ein von „Ungläubigen“ freies Afghanistan, nicht jedoch deshalb, weil sie arm sind, wer so denkt, und das scheint ja weit verbreitete Ansicht der Koalitionstruppen zu sein, der hat den Kampf schon verloren. Taliban-Kämpfer kämpfen auch nicht für unsere Vorstellung von einer Demokratie oder für Menschenrechte, sie kämpfen einfach für ein eigenes Weltbild, und das ist mindestens ein Islamstaat. Wer der Welt etwas anderes erzählen will, der lügt, und das Gegenteil ist leicht zu beweisen, wer politisch kein Brett vor dem Kopf hat, der sollte das dem Herrn Außenminister endlich einmal sagen, und eigentlich ist das Frau Merkels Aufgabe, wenn sie sich als Staatsfrau nicht völlig lächerlich machen will. Eine Schulung für angehende Außenminister sollte sie abhalten, und die erste Frage sollte wohl sein, warum Kinder aus reichen Häusern urplötzlich in Ausbildungslagern der Taliban untertauchen und zu Terroristen werden. Armut ist es sicher also nicht, die einen Menschen diese dekadente übersättigte westliche Arroganzwelt ablehnen lässt, es ist der Mangel an Werten, die da gesucht werden, wo diese jungen Menschen landen.

Überzogen muss dem, was sich westliche Zivilisation genannt wird eine Frage gestellt werden: „Ist es denn wirklich so erstrebenswert, wenn das mehrsprachige 3 jährige Kindergartenkind im Armanioutfit bereits mit dem Handy ausgestattet im Kindergarten abgegeben wird um dort zu seinen Fremdsprachen das dritte Instrument und die vierte Sportart vermittelt zu bekommen?“ Ein Kind, das bisher nichts geleistet hat und seinen Erziehern unter Umständen den Mittelfinger zeigt und ihnen in unschönster „Ey Alter Fick Dich Wortwahl“ klarmacht, dass es ein Eis will. Respektlos. Das Kind, das wenn es in die Pubertät kommt rauchend vor der Schule und mit dem Bier in der Hand in den Verkehrsmitteln randaliert und diese zerstört, und das jedem die Zunge in den Hals steckt, der es will, weil es vor angeblich gesunder Geilheit zu platzen hat, wie der unter der implantierten Brust endende Nabelmini es ihm so in der Werbung vermittelt.

Das ist es, was diese Menschen mehr oder weniger bewusst oder unbewusst bekämpfen, dass die westliche Wertegemeinschaft mit ihren Mac Donalds Truppen anreitet, um den Markt für Aldi, Beate Uhse und eine Wirtschaftsethik zu erzwingen, die mit Menschlichkeit, Wärme, Werten, Familie und Demokratie eigentlich rein gar nichts zu tun hat. Wer begreift, warum kluge Köpfe also im Hintergrund welche Fäden ziehen, der kann den Krieg auch beenden, der dort geführt hat, aber der muss in der Lage sein zu abstrahieren, welche Interessen dort eigentlich miteinander kollidieren, es ist ein Clash der Zivilisationen, eine Frage, wie man leben sollte, die eigentliche Sinnfrage. Uns wurde diese gestellt, als die Banken crashten und die Wirtschaft, wir haben sie auf Kosten folgender Generationen gerettet und damit genau das Wertesystem aus Geldgier; Korruption, Unwerten, die in Afghanistan von den Taliban und weltweit von Terroristen mit Waffengewalt verhindert werden sollen. Die wahren Interessen derer, die ihre Kämpfer aussenden, die kennt bisher niemand, denn letztendlich steht dahinter auch nur Gier und Machtwahn, die Kämpfer aber meinen etwas anderes, und diese werden weiterkämpfen, auch wenn Westerwelle sie für den Ausstieg bezahlen will. Wenn er das vorhat, der Minister ist ihm nicht zu helfen. Er hat es nämlich nicht mit der Mama-ein Kind, Papa-ein Kind, bestenfalls Mama-Papa-ein Kind Familie zu tun, sondern mit Großfamilien, wie der Herr Minister sie in Deutschland nie erlebt hat, wenn es sie denn überhaupt jemals so verfestigt in Deutschland gegeben haben sollte, vermutlich jedoch eher nicht, weil die Lebensform immer schon eine andere war.

Er hat es mit weitverzweigten Clans zu tun, die in Jahrhunderten gewachsen sind, mit einem Ehrverständnis, wie es allenfalls gelebt wird, wo noch heute das Wort und der Handschlag in Verhandlungen gelten ,wo Familienehre und Blutgeld als Währung zählen. Vielleicht sollte der Herr Minister sich einen Geschichtslehrer leisten, der ihn aufklärt, worum in Afghanistan eigentlich gekämpft wird, am Ende wird Herr Westerwelle zugeben müssen, von nichts eine Ahnung zu haben, und ebenso blinde Äußerungen zu tätigen wie amerikanische Soldaten, die nicht wissen, dass Amerika eigentlich nichts weiter ist als eine Rieseninsel und dass man nach Good-Old Germany nicht eben um die nächste Straßenecke marschieren kann. Und vielleicht wird dann dem Minister auch klar, dass mit den derzeitigen Mitteln Afghanistan nicht zu gewinnen ist, der Weg führt wie im Übrigen auch in Deutschland nur über gegenseitige ( nicht von den Regierungen aufgezwungene und gewollte ) Akzeptanz und Integration, und was bereits im eigenen Land scheitert und in Ghettos, Chaos und Parallelwelten endet, das kann man per Krieg und Diktat von außen und mit eigens dafür gestützten willfähigen Machthabern dauerhaft niemandem aufzwingen, auch wenn die Installation börsennotierter Unternehmen in Afghanistan für ausländische Heuschrecken noch so verlockend sein mag, anscheinend ist es genau das nicht für jene, die ihr eigenes Land und sich selbst bestimmen und nicht von Wirtschafts-Marionetten und um den Preis des Verlustes von Menschlichkeit und sozialem Miteinander und eigener Kultur regiert wissen wollen. Es muss endlich Schluss sein damit, anderen Ländern zu westlichen Abklatschen machen zu wollen, die Zeiten der Arroganz sind vorbei, die Zeiten der Kolonien auch, mögen die Länder ihre Reichtümer endlich selbst vermarkten dürfen, und geben wir ihnen die Jahrhunderte, die wir auch benötigten um zu den arroganten Ärschen zu werden, die heute anderen ihren Lebensstil aufpressen wollen, wir hätten ihnen nicht Waffen für Alkohol geben sollen, sondern Kultur und Bildung wie monetäre Aufbauhilfe gegen ihre Waren zum reellen Wert, den Fehler muss der Westen endlich zugeben, und dann klappts in ein paar Dekaden vielleicht auch mit Afghanistan…

©denise-a. langner-urso

Spiegel: Westerwelle kündigt Aussteigerprogramm für Taliban an