Bauen und wohnen – Kopflos durch die Finanzwelt?

 

Neuland scheint nicht nur mehr betreffend des Internets zu herrschen sondern immer öfter auch das Wissen um Geld zu betreffen. Das stelle ich immer öfter fest, und hin und wieder frage ich mich, ob das mit der Ellenbogengesellschaft zu tun hat, in der jeder ständig vor Freunden und Nachbarn mithalten muss, oder ob es am Marketing liegt, das eigentlich nur darauf ausgerichtet ist unmögliche Möglichkeiten für alle wahr machen zu können, das psychologisch derweil so raffiniert aufgebaut ist, dass durch Dauerberieselung der gesunde Menschenverstand komplett ausgehebelt
wird, so als würde jemand durch Dauerbeschallung taub werden.

Gestern stieß ich beim Surfen auf ein interessantes Beispiel und konnte am Ende nur ratlos den Kopf schütteln. Ich kopiere und verlinke einmal aus einem Diskussionsforum diese Fragestellung, damit aus der Diskussion vielleicht ersichtlich wird, wo das Problem liegt:

Wohnung kaufen ohne Eigenkapital?!

Hallo, wir haben uns überlegt eine Wohnung zu kaufen bzw. wir würden es gerne. Leider haben wir kein Eigenkapital, die Wohnung würde 564.000 Euro kosten. Wir verdienen zusammen 3100 € und haben noch keine Kinder, ich habe mich bis jetzt noch bei keiner Bank informiert ob das geht mit der Vollfinanzierung, sondern wollte im Netz erstmal schauen ob das realistisch ist, leider sind dort meist ältere Beiträge von vergangenen Jahren… Kann uns jemand weiter helfen oder hat Erfahrungen?
Danke!

Zuerst fällt die unglaublich hohe Summe ins Auge, später im Verlauf wird deutlich, irgendjemand aus dem Bekanntenkreis hat auch gebaut, wobei an dieser Stelle natürlich nicht ersichtlich wird, wie da die Lebensumstände und das Einkommen waren, und jeder kennt das, man spricht eher darüber nicht, wie man finanziell gestellt ist, welche Sparguthaben man hat und so weiter und so fort. Nicht
wirklich. Aber, es wurde im Umfeld gebaut, und da will man nun auf Biegen und Brechen unbedingt mithalten. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Hallo Leute, sagt mal, geht’s noch? Wenn jemand vom Dreimeter-Brett springt, springt ihr dann hinterher, auch wenn ihr vielleicht nicht schwimmen könnt, weil es ja die Möglichkeit bestehen könnte, unten heil anzukommen? Und diskutiert ihr das auch vorher im Internet?

Ja, es ist auch heute möglich zu bauen oder kaufen, ja, heute handeln viele Menschen auch auf Internetportalen an den Börsen der Welt, die es früher offline ihren Finanzinstituten überließen, als es diese Möglichkeit noch nicht gab, und sie alle tragen dabei immer ein Risiko. Das Lebensmotto in der Finanzwelt und bei der heutigen Arbeitswelt darf doch nun aber nicht lauten: „Entdecke die Möglichkeiten, wird schon schief gehen“.

Also, erst Hirn einschalten, dann handeln, und das geht so: Man setzt nicht eine Traumsumme an, man informiert sich und das gründlich. Als wir gebaut haben, da machte man das so: Jedes Wochenende auf zu einem anderen Unternehmen, das Grundstücke und Häuser oder auch beides anbietet, zuzüglich Eigentumsbesichtigungen.

Lasst Vernunft walten

In Berlin macht man sich kundig zum Beispiel vom Musterhausring um Berlin bis zur vielleicht Hegner & Möller GmbH, wenn es denn etwas exklusiver sein soll. Dort lässt sich bei allem und jedem eine Finanzierung ausrechnen, auch Beispiele ohne Eigenkapial, denn dafür gibt es natürlich auch Angebote, wie ich gesehen habe, vorher war man schon einmal bei seiner Hausbank, hat sich dort eine eventuell machbare Finanzierungen anhand von mehreren Beispielen dieser ausrechnen lassen, für Häuser und Wohnungen. Und heute nimmt man eine Liste aller Fertighausanbieter dazu und lässt rechnen und rechnen und wieder rechnen.

Ich glaube, wir waren damals gut und gerne zwei Jahre unterwegs, und das, obwohl wir noch gar nicht wussten, ob wird irgendwann bauen würden, ganze einfach, weil es zukünftig vielleicht passieren könnte, ganz einfach deshalb, weil es Spaß machte und es schön war, zu sehen, wie man eventuelle leben könnte. Und irgendwann war ein Angebot dabei, das zuzüglich von diversen Banken durch uns geprüft wurde, dass man sagen konnte, ja, da ist was dran, das geht. Und meine Kinder haben das immer einmal auch mit Mietwohnungen getan, weil wohnen muss der Mensch ja irgendwo. Aber wir wären im Leben nicht auf die Idee gekommen zu bauen, weil irgendjemand das aus dem Bekannten- oder Freundeskreis getan hat, dafür ist so eine Entscheidung viel zu schwerwiegend. Und ja, ändert sich in der Zwischenzeit etwas, kommt vielleicht eine Schwangerschaft hinzu, dann beginnt man erneut, denn in diesem Moment ändern sich die monatlichen Kosten, es könnte aber auch völlig neue Förderungsmöglichkeiten geben. Und auch wer später eventuell den einen oder anderen Kredit ablösen oder umschulden will, der geht am besten vor wie oben. Man wird irgendwann ein kleiner Experte auf diesem Gebiet, garantiert. Und an einem Wochenende schafft man locker drei oder vier unterschiedliche Beratungen und Angebote, Besichtigungen.

Mit Geld spielt man nicht

Was ist eigentlich los in einem Land, wo man sich so in Konkurrenzkämpfe drängen lässt, dass es einen schneller ruinieren kann als man meint, was lernt man heute eigentlich über Mieten, Bauen, Finanzen und das Leben überhaupt im Elternhaus? Man hat ja fast den Eindruck, darüber wird überhaupt nicht mehr gesprochen, die Lebenswelten liegen auseinander wie Erde und Mond. Huhu Erde an Mond!

Mal zwischenzeitlich den Computer bitte ausschalten, über gewisse Dinge wissen eure Vorfahren mehr, denn ihr wohnt ja anschließend nicht in einem virtuellen Haus in Aion oder einem anderen PC-Spiel, wo man im Auktionshaus seine angeblich kostenlose Spielzeit und sein Haus in einer Woche erwirbt, sondern wollt mit echtem Geld spielen, und eurer kompletten Existenz. Und eure Spielzeit hat da auch jemand erst per Token dort real über Echt-Geld erworben, so wie im realen Leben, wenn ihr baut und failt, jemand dafür aufkommen muss, und wenn ihr in die Pleite rauscht dann vielleicht auch andere, wenn ihr komplett zahlungsunfähig seid. Hier gibt es dann dafür das, was sich Privatinsolvenz nennt.

Sorry Leute, aber was wie ein Spiel ausschaut, ist keins, nicht, wenn man bauen will, und ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass jemand mal eben, um zu sehen, ob er möglicherweise etwas gewinnen kann, mit einem Monatseinkommen in eine Spielbank marschieren würde, nur um festzustellen, dass meist nur einer gewinnt, die Bank. Dass er das dennoch gnadenlos verzocken und am Ende einen Kredit aufnehmen würde, weil er ein zukünftiges Einkommen ohne Sparguthaben in der Hinterhand, dass andere vorab eigens dafür angespart hätten, so riskieren würde, und dass er vorher noch sich online erkundigt, ob andere ihm dazu auch raten würden.

Ihr wollt bauen? Dann macht es vernünftig und vorab steht eine Menge Vorarbeit, allerdings andere, als so mancher denkt …

©denise-a. langner-urso