Berlin, eine Haushaltssperre und kein Rücktritt

 

In Friedrichshain-Kreuzberg ticken die Uhren anders, wie sie in Berlin überhaupt anders gehen. Die Stadt wirft das Geld anderer Leute, wann immer sie es hat, mit vollen Händen zum Fenster hinaus. In Berlin gilt viel zu oft das Motto: Scheiß drauf, die anderen zahlen es ja, müssen das, gibt ja den Länderfinanzausgleich. Und so hat man sich das vermutlich auch in Friedrichshain-Kreuzberg mit dem absurden Flüchtlingstheater gedacht.

Scheiß drauf, mal schauen, ob irgendwo ein Bezirksausgleich abgegriffen werden kann, Hauptsache, man verleiht absurder Flüchtlingspolitik und selbst gebackenem Recht einen ganz neuen Rahmen. Jeder Bezirksbürgermeister, jede Bezirksbürgermeisterin, ein kleiner König, eine Königin. So war das schon oft in der Hauptstadt, und naja, wer grün will, der bekommt anschließend halt oft schwarze, äh leere Taschen.

Die Flüchtlinge sind weg, die Schulden bleiben und mit ihnen bleiben Schultoiletten unrepariert. Man kann ja nun sagen, gut so, Flüchtlinge haben schließlich auch keine Klos, nur die Frage ist, ob man den Bürgern das klarmachen kann, dass es besser ist, wenn ihre Kinder in Schulflure oder hinter den nächsten Baum kacken, weil dann die Flüchtlinge wenigstens etwas Solidarität sehen.

Als Zeichen sozusagen. Und nein, genau das scheinen die Eltern nicht zu verstehen, man versucht ja, die finanziellen Probleme auf Bund und Land abzuwälzen, ganz ohne Geld fliegt anscheinen auch grüne Liebe zum Fenster hinaus. Macht aber erst einmal auch nichts, ist ja bisher noch kein Kind samt Klo in die Etage unter diesem weggebrochen. Und vorher lassen sich Grüne nicht von ihren Stühlen vertreiben, kleben an ihren Sesseln, treten nicht zurück.

So, wie übrigens auch niemand in der Hauptstadt zurücktritt, wenn Feuerwehren weiter auf versprochenes Geld warten, das einfach nicht fließen will, schließlich hat der Senat genug damit zu tun, Hochglanzbroschüren als Bewerbung für Olympia zu erstellen, denn ein lärmsicheres Olympiadorf in Tegel soll ja um startende und landende Flugzeuge herum entstehen, und so ein Schuss ins Blaue, der will gut durchdacht sein, da brennen die Köpfe. Wofür braucht man da schon eine gut ausgestattete funktionierende Feuerwehr, wenn man rauchende Schädel mit Champagner ablöschen kann? Und die Bürger, die verstehen selbstverständlich wie die Berliner Feuerwehr, dass ihre Wohnung halt abfackeln muss, die Feuerwehr auf Gehalt und Material, Nachwuchs, verzichten muss, der hier schon lange nicht das an Gehalt erhält, was in anderen Bundesländern völlig selbstverständlich ist. Schließlich muss für 50 Millionen ein Großprojekt in die Hauptstadt geholt werden, da steht man gerne zurück.

Und Sicherheit, die bietet ein Flughafen zur Genüge, da braucht man keinen besseren Polizeischutz, lässt man die Sportler eben durch die Sicherheitsanlagen für Passagiere mit kontrollieren. Ist ja genug vorhanden an Infrastruktur, wie man sieht, sogar genug Toiletten, an so einem Airport. Und dass da zuzüglich ja auch die Beuth-Hochschule dort plant, geschenkt, so wie dass die Feuerwehr mit ihrer Ausbildungs-Akademie nach Tegel ziehen wollte. Macht nichts, wäre ja nur, Pfui, sowas aber auch, Bildung. Und Sicherheit. Und damit hat man es nicht so in der Hauptstadt, deren Bürgermeister selbstherrlich plant und meint, sie läge an der Ostsee. Da prescht man halt vor, plant später, und die 2,4 Milliarden, die das angeblich „nur“ kosten soll, das sind doch allenfalls Peanuts für so eine zur Riesenparty …

Aber man wird sich den Platz in Tegel sicher liebend gerne mit einem Olympiadorf und den Passagieren und der Feuerwehr und der Beuth teilen, schließlich haben Berliner ja Erfahrung genug mit begrenztem Wohnraum und Platz, man muss sie nur an die Zeiten der Mauer erinnern, da musste man schließlich auch zusammen rücken, da war Fläche auch begrenzt.

Und Friedrichshain-Kreuzberg? Wie geht es da demnächst weiter? Vermutlich wie immer, es gibt sicher noch das eine oder andere Mietshaus, das nicht in Privathand ist, in dem noch aggressive Raucher oder renitente Berliner Niedrigrentner wohnen, die man weg sanieren kann, indem man ihnen die Wohnung einfach unter dem Arsch weg an finanzkräftige Neu-Grüne aus aller Herren Länder verkauft um Steuereinnahmen zu generieren und die Wirtschaft anzukurbeln.

Ja, so ist das eben in der Hauptstadt, war so, ist so, wird so bleiben. Hier tritt niemand für Lappalien zurück, hier geht man, wenn es einem passt und man definitiv seine Anschlussverwertung sicher in der Tasche hat, nur sagen tut man das nicht, deshalb Rücktritte ein paar Monate vorher ansagen, weil ein Nachfolger muss ja her, und da Ansage und Abgang so ja irgendwie nicht zeitnah nebeneinander liegen, ist es dann auch nicht mehr so schlimm, wenn zum angesagten Termin der direkte Übergang in die nächste Aufgabe erfolgt. Ganz schön clever, wenn Sie verstehen …

Als Berliner kann man nur hoffen, dass man sehr genau schaut, wer hier worum und womit lebt, und ob das nicht ein Schildbürgerstreich ist, was die Stadt da gerade macht, denn dem gehört ein Ende bereitet, möglichst per offizieller Ansage seitens Olympia, samt Begründung, dass man nicht Potemkinsche Dörfer bewerben kann, die nur in der Fantasie durchgeknallter Stadtfürsten entstehen können, die sich für die Wiedergeburt Ludwig des zweiten halten und wie dieser besser zu entmündigen, denn als Bürgermeister einer Hauptstadt oder eines Bezirkes sollten regieren dürfen.

Einen schönen Tag noch, Berlin!

©denise-a. langner-urso